Jaffa - Joppe um 1668, Kupferstich aus dem 17. Jahrh. (Reproduktion D. Deubner)





Zum 770. Todestages Hermann von Salzas {1239}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 50

Am 20. März 1239 verstarb Hermann von Salza, der Hochmeister des Deutschen Ordens, nach längerer Krankheit in Salerno. Der gebürtige Salzahaer, wie Bad Langensalza vor 800 Jahren hieß, war einer der bedeutendsten Politiker seiner Zeit. Ihm zu Ehren möchte ich mit einigen Zitaten seine Leistungen für das Römisch-Deutsche Reich zur Zeit der Staufer herausstellen. Fast auf den Tag genau, zehn Jahre vor seinem Tod, im März 1229 war Hermann von Salza an der Seite des Kaisers Friedrich II. auf dem Kreuzzug in Palästina. Am 18. März krönte sich der vom Papst Gregor IX. gebannte Kaiser in der Jerusalemer Grabeskirche selbst zum König von Jerusalem. Dieser Kreuzzug war der einzige unblutige Kreuzzug des Mittelalters und der einzige Kreuzzug, bei dem Jerusalem für leider nur kurze Zeit wieder in den Besitz der Christen kommen konnte. Maßgeblichen Anteil an diesem denkwürdigen Ereignis hatte der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza. Über den Orden und seinen Meister schrieb der Kaiser an diesem Tag in einem Manifest an die Fürsten der Welt: "Was Wir schließlich im Dienste Gottes an Rat und Hilfe von dem Patriarchen von Jerusalem und den Meistern und Brüdern der Ordenshäuser in den hiesigen Gegenden erfuhren, werden Wir Euch, wenn sich Zeit und Gelegenheit dazu findet, ausführlicher zu melden nicht verabsäumen. Eines jedoch können Wir sagen und dürfen Wir nach Gebühr nicht verschweigen, daß der Meister und die Brüder des Deutschordens der heiligen Maria von Anfang Unserer Ankunft an Uns im Dienste Gottes ebenso ergeben wie tatkräftig zur Seite standen. Wahrhaftig, jetzt schien Uns und allen jener Tag aufgeleuchtet zu sein, an dem die Engel sangen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind!"

Hermann von Salza hatte es verdient, auf diese Weise vom Kaiser geehrt zu werden. Er war zu Beginn des Kreuzzuges im September nach dem Tod des Thüringer Landgrafen Ludwig im Auftrag des Kaisers mit den Resten des Kreuzfahrerheeres nach Palästina gezogen. Er bereitete die diplomatischen Verhandlungen des dann 1229 ausgehandelten Friedensvertrages mit dem Sultan Al-Kamil vor. Hermann von Salza unterstützte und beriet den Kaiser während seines Palästinaaufenthaltes. Das brachte ihm eine sehr harte Rüge des Papstes ein, die der Ordensbruder Leonhard am 7. März nach Jaffa mitbrachte. Schon am 12. März antwortete daraufhin Hermann dem Papst Gregor. Willy Cohn hat in seiner bewährten Art die entscheidenden Sätze dieses Briefes zusammengefasst:

"Sehen wir von den rein tatsächlichen Mitteilungen des Briefes ab, so ist besonders bemerkenswert, wie der Ordensmeister bei der Wahrung allen schuldigen Respektes dem Oberhaupt der Kirche gegenüber doch deutlich und nachdrücklich auf die Schädigung des Kreuzzuges durch den Bannfluch des Papstes hinweist: "Wahrscheinlich nämlich scheint es, daß, wenn der Kaiser und Herr in der Gnade und im Einverständnis mit der römischen Kirche hinübergegangen wäre, weit wirksamer und nützlicher die Verhandlung über das Heilige Land geglückt wäre." Auch die Vorwürfe persönlicher Art werden widerlegt. Daß Hermann von Salza sich nicht vom Kaiser getrennt hat, als man von Rom aus dies anordnete, scheint man ihm an der Kurie nicht verziehen zu haben. Durch Bruder Leonhard hatte man ihn offenbar gerügt, wie schon oben erwähnt. Aus den Worten: "Auch Bruder Leonhard kam zu uns nach Joppe am 7. März, indem er uns Kunde von Übersee brachte. Wir hätten gern gewollt, daß sie besser wäre und von anderer Art, wie sie es tatsächlich ist." liest man ohne weiteres das Gefühl des persönlich Gekränktseins heraus. Vielleicht hat Hermann von Salza erwartet, daß man in Rom hätte erkennen sollen, daß sein ganzes Verhalten nicht von einseitigen Sympathien für den Kaiser diktiert war, sondern daß ihn der Gedanke an die Christenheit als Ganzes leitete. Schließlich glaubte er seit langen Jahren dem Papste genügend bekannt zu sein, als daß man an der Reinheit seiner Gesinnung hätte Zweifel hegen sollen."

Hermann von Salza hat in diesem Brief, heute würde man sagen, Zivilcourage bewiesen. Er konnte am 17. und 18. März 1229 den Kaiser vor unbedachten, die Situation verschärfenden Maßnahmen abhalten, indem Friedrich bei seiner Krönung zum König von Jerusalem alle Regularien unterließ, die dem Papst neuen Zündstoff gegen ihn geliefert hätten. Nach seiner Rückkehr nach Italien ist es ihm letztendlich nach langwierigen Verhandlungen gelungen, einen "Burg"-Frieden zwischen Kaiser und Papst zu erreichen. Im August 1230 wurde der "Friede von San Germano" geschlossen. Um dieses Abkommen zu erreichen war Hermann von Salza allein im Jahr 1230 ca. 3200 km zwischen

Kaiser und Papst hin- und hergeritten. Als Dank durfte er am 1. September 1230 als Einziger an dem Versöhnungsessen der beiden mächtigsten Protagonisten ihrer Zeit teilnehmen.

Auch wenn Hermann von Salza nicht unmittelbar für seinen Heimatort gewirkt hat, seine Bedeutung für die Entwicklung Europas und sein starker Friedenswille sollten uns in der heutigen Zeit ein Gedenken wert sein. Es hat in der Weltgeschichte sehr wenige Menschen seines Formates gegeben.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 20. März 2008