Ruine der Burg in Ufhoven (Foto: Dieter Deubner)





Seine Herkunft und Jugend
{ca. 1160 bis 1188}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 1

"Hermann von Salza, der vierte Hochmeister (1209-1239), war ein Thüringer; seine Herkunft und Jugend liegen für uns im Dunkeln; wir hören nur, dass er zur "familia" der Landgrafen gehört habe. Wahrscheinlich entstammte er also einem thüringischen Ministerialengeschlecht. Wann er in den Orden eingetreten ist, wissen wir ebenso wenig als was ihn dazu bewogen hat. Aber wenn wir bedenken, dass Landgraf Hermann von Thüringen 1198 an der Erhebung des vor Akkon gegründeten Hospitals zu einem Ritterorden teilgenommen hat, dass unmittelbar nach dem Jahre 1200 die ersten Besitzungen des Ordens in Thüringen erworben wurden, Anfänge der ältesten Ballei in Deutschland, so wird der Gedanke nicht weit abliegen, dass der junge Ritter, der dem ebenso kunstliebenden wie von Kreuzzugsstimmung erfüllten Thüringer Hof nahestand, auch von dort her Anregungen empfangen haben könnte, die ihn zu dem entscheidenden Schritt seines Lebens trieben. Jedenfalls, als er 1209 (1210) die Bühne der Geschichte betritt, ist er bereits mit dem Hochmeisteramt bekleidet, das er nun 30 Jahre inne haben sollte. Mit dem Augenblick seines Auftretens merkt man die feste Hand und den weiten Blick des geborenen Staatsmannes und zugleich des gedankenreichen Führers seines Ordens." (Akkon ist eine Stadt in Palästina nördlich von Jerusalem.) Dieser Abschnitt aus "Geschichte Ost- und Westpreussens" von Bruno Schumacher erschienen 1987, erweckte in mir den Wunsch, mich intensiver mit dem Leben und Werk dieses bedeutenden Staatsmannes zu befassen.

Geboren ist Hermann von Salza ganz sicher in Salcza in nächster Nähe des Klosters Homburg, so wird sein Vater Burchardus de Salcza jedenfalls als Zeuge auf einer Urkunde von Heinrich Herzog von Sachsen und seiner Frau Gertrud aus dem Jahre 1162 geschrieben. In einigen anderen Chroniken wurden noch die Vornamen Waltherus Wigandus vorgesetzt, die gehören aber zu einer anderen Person. In der Urkunde von 1162 ist als Zeuge auch ein Graf Heinrich von Wyda aufgeführt, auf den wir noch im Zusammenhang mit Hermann von Salza zurückkommen werden. Geboren ist Hermann von Salza auf einer der drei Dryburgen von Salza. Für einige Chronisten ist es die Burg in den Niederhöfen, von der der Burgturm in den Anlagen gegenüber dem heutigen Japanischen Garten noch steht. Übrigens wurden bei Restaurierungsarbeiten 1993 in Inneren des Turm Decken- und Wandmalereien entdeckt. Es könnte jedoch auch die alte Burg in Ufhoven aber auch das heutige Schloss Dryburg in der Innenstadt in Betracht kommen. Diese Burg ist im 12. Jahrhundert erbaut worden. Von der alten Burg sind noch Reste eines Wohnturms innerhalb der jetzigen Gebäude erhalten, wie Udo Hopf feststellen konnte. Siehe "Schloss Dryburg" in Wikipedia.org.

Hermann hatte zwei Brüder, die sicher älter als er waren. Im "Nordisk familjebok" von 1800 fand ich unter "Salza, Hermann von -- geboren in Salza (Langensalza) in Thüringen -- Ein Bruder war der bekannte Minnesänger Hugo von Salza". Der zweite Bruder hieß Günther, und soll nach der Schütz`schen Chronik von 1900 Stammvater der Oberlausitzer Linie gewesen sein. Die in dieser Stammtafel genannten Jahreszahlen sind keinesfalls die Geburtsjahre sondern die Ersterwähnungsjahre. Hermann von Salza kann keinesfalls erst 1174 geboren sein. In einem 1997 erschienenen Buch " Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten" schreibt der Autor Niels von Holst - "Der um 1165 geborene Hochmeister (Hermann von Salza), vermutlich seit dem Barbarossa-Kreuzzug (1189-1190) häufig in Palästina..." Dieses Geburtsjahr könnte auf vieles besser passen als die Jahre 1170 und später. Ich konnte bisher keine jüngere Urkunde von Hermanns Vater Burchardus als die erwähnte Urkunde von 1162. Deshalb gehe ich davon aus, dass Hermann von Salza um 1162 geboren sein muss.

Die Herren von Salza waren bereits im zwölften Jahrhundert nicht ohne Bedeutung, nicht ohne Macht und Reichtum gewesen (Zitat: Göschel). Und so wurde dem aufgeweckten Kind sicher jede Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln. Seine Erziehung erhielt er am Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen. Er war sicher auch sehr ehrgeizig und nutzte die Bildungsmöglichkeiten, die der Landgrafenhof bietet. Da Hermann I. erst Landgraf von Thüringen wurde, als sein Bruder Ludwig der Fromme (III.) auf dem Heimweg vom Kreuzzug bei der Überfahrt nach Zypern starb, müssen beide Landgrafen ihren Anteil an der Erziehung Hermann von Salza`s gehabt haben. Landgraf Hermann I. war ein leidenschaftlicher Architekt - Um 1190 wurde der Palas der Wartburg gebaut. Hermann von Salza hatte einen erheblichen Anteil an der Gestaltung einer ganzen Reihe von Burgen und Kirchen des Deutschen Ordens seiner Zeit. Die Anregungen und sein Wissen um bautechnische Dinge hat er sicher am Landgrafenhof erlangen können. Die Mutter der beiden Landgrafen, die Landgräfin Jutta, war die Schwester von Kaiser Friedrich Barbarossa. Um 1170 ließ sie die Runneburg bei Weißensee erbauen. Es gibt noch ein interessantes Detail aus dem Leben des Landgrafen Ludwig III., das für einige spätere Aufgaben Hermann von Salza`s sicher eine Bedeutung gehabt haben wird. Anfang 1186 heiratete Landgraf Ludwig III. die Witwe des Dänenkönigs Waldemar I. Er hat sich aber noch im gleichen Jahr wohl auf Drängen des Kaisers wieder von ihr getrennt.

Die landgräfliche Hofhaltung bewegte sich im Allgemeinen zwischen der Wartburg bzw. der Creutzburg bei Eisenach und der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut. Der Weg führte dabei meist über Salza, so daß sicher immer der Kontakt zu seiner Familie bestand. Eisenach, Salza, Nägelstedt, durch das Unstruttal nach Vargula, Bad Tennstedt, Gangloffsömmern, Weißensee mit der Runneburg als Rastort, Sömmerda, Kölleda und die Eckartsburg als weiterer Rastort waren die thüringische Orte die Hermann von Salza in seiner Jugend sicher öfter gesehen haben wird. Fortbewegt hat man sich hauptsächlich zu Pferde und so hatte sich Hermann bei den Reisen zwischen den Besitzungen der Landgrafen ganz bestimmt zu einem ausgezeichneten Reiter ausbilden können. Und das konnte er als Ordensritter später gut gebrauchen. Im Museum der Neuenburg befindet sich im Original der Torso eines steinernen Spielzeugpferdes aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert. Aus der Zeit also, in der Hermann von Salza seine Lehrjahre wohl auch auf der Neuenburg verbracht hat.

Aus der Zeit vor 1190 gibt es Hinweise auf Besitzungen der Herren von Salza unter anderen in Nägelstedt und Borstendorf zwischen Jena und Dorndorf. Diese Besitzungen werden für Hermann von Salza in den nächsten Jahren noch große Bedeutung erlangen. In der Chronik von G. u. H. Schütz lesen wir: "Als Hermann erwachsen war, trat er in den Ritterorden, der ihn um 1210 -11 zum Hochmeister erwählte." Dieser war ja unter Mitwirkung der Landgrafen 1190 in Akkon als Spitalbrüderschaft gegründet worden. Folglich könnte Hermann von Salza zur Begleitung der beiden Landgrafen gehört haben und bereits 1189 / 1190 das erste Mal in Palästina gewesen sein.

Mit diesem Artikel, geschrieben im April 2004 fing meine Bekanntschaft mit dem Hochmeister Hermann von Salza an. Inzwischen sind es bereits über 70 Artikel geworden und es entstand eine wohl in Deutschland einmalige Datenbank zu Leben und Wirken dieses bedeutenden Langensalzaers, die aber keinesfalls schon vollendet ist.



Torso eines Spielzeugpferdes aus Stein im Museum der Neuenburg bei Freyburg (Foto: Dieter Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 25. April 2004 überarbeitet im Oktober 2009