Burgturm am Grabenweg gegenüber dem Japanischen Garten. Reste einer der Dryburgen aus dem 12. Jahrhundert





Seine Entwicklung zum Ordensritter
{1189 bis 1198}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 2

Akkon lag auf einer kleinen Halbinsel, die südwärts in den Golf von Haifa hineinragte. Es war nach Süden und Westen hin durch das Meer und eine starke Deichmauer geschützt. Eine eingestürzte Mole verlief in südöstlicher Richtung zu einem Felsen, der von einer kleinen Festung, genannt “ der Turm der Fliegen”, gekrönt war. Hinter der Mole lag ein Hafen, der gegen alle Winde, außer denen, die von der Küste her wehten, Schutz bot. ... Akkon war unter den fränkischen Königen die reichste Stadt des Königreichs und ihr Lieblingsaufenthalt gewesen. - König Guido von Jerusalem wollte im August 1189 Akkon zurückerobern und wartete auf Verstärkung durch die Kreuzritter, die mit Kaiser Barbarossa ins Heilige Land aufgebrochen waren. - Anfang September 1189 begannen Verstärkungen aus dem Westen einzutreffen. ... Noch vor Monatsende langte eine Gesellschaft von Deutschen an und, zwar unter dem Markgrafen Ludwig von Thüringen (damit ist sicher Landgraf Ludwig III. gemeint), der es vorgezogen hatte, statt den Kaiser zu begleiten, mit seinen Gefolgsleuten auf dem Seeweg zu reisen”. So steht es in dem 1950 erschienenen Buch von Steven Runciman - Geschichte der Kreuzzüge - . Unter den Gefolgsleuten des Landgrafen Ludwig befanden sich sein Bruder Hermann und eine Anzahl thüringischer Adliger, die dem Kreuzzugsaufruf des Kaisers Friedrich I. (Barbarossa) gefolgt waren. Auch Hermann von Salza wird zu den Gefolgsleuten des Landgrafen gehört haben. Im September 1189 wurde unter der Leitung eines gewissen Sibrand von Männern aus Bremen und Lübeck in der Nähe des St. Nikolaus-Friedhofes vor den Toren Akkons ein Feldspital für die Verwundeten errichtet, indem sie ein Schiffssegel als Obdach benutzten. Es ist gut möglich, dass sich Hermann von Salza bereits seit der Gründung bei dieser Hospitalbrüderschaft befand. Die Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck - einige Chronisten sprechen auch von Kaufleuten - wollten nach einigen Monaten, in denen sie für ihre Arbeit als gute Samariter viel Anerkennung erhalten hatten, wieder nach Deutschland zurückkehren. Auf Drängen Herzog Friedrichs von Schwaben, er war mit den Resten des Heeres Kaiser Barbarossas nach Akkon gekommen, blieb das Spital jedoch weiterhin bestehen. Kaiser Barbarossa war am 10. Juni 1190 in Kleinasien auf dem Marsch ins Heilige Land ertrunken. Viele der den Kaiser begleitenden Fürsten und Grafen beschlossen umzukehren. Landgraf Ludwig, Oberbefehlshaber der Belagerungstruppen erkrankte und übergab vor seiner Rückreise im Sommer 1190 den Oberbefehl an Heinrich von Troyes, Graf von Campagne, dem späteren König von Jerusalem. Während der Überfahrt nach Zypern verstarb er. Sein Bruder Hermann wurde Landgraf von Thüringen. Das Hospital vor den Toren Akkons muss eine gute Arbeit geleistet haben. Der König Guido von Jerusalem versprach im September 1190 der Hospitalbrüderschaft die Abtretung eines Hauses in Akkon nach erfolgreicher Eroberung der Stadt. Und am 6. Februar 1191 nahm Papst Clemens III. die “Deutschen Brüder der Kirche der heiligen Maria zu Jerusalem” in den Schutz des heiligen Petrus. Am 12. Juli 1191 übergab die muslemische Besatzung der Stadt Akkon dieselbe den Kreuzfahrern. Akkon wurde nun zum Mittelpunkt des Heiligen Landes. Auch die Hospitalbrüderschaft wollte nun in Akkon ein festes Haus einrichten. Versprochen war es ja vom König Guido von Jerusalem. Aber das dafür vorgesehene Haus, es war das frühere armenische Hospiz, konnten sie nicht bekommen. Die Alteigentümer hatten es selbst wieder nutzen wollen. Mit dem Grundstück, das ersatzweise vom König versprochen worden war, gab es ebenfalls ziemliche Schwierigkeiten. Auch hier gab es einen Besitzer und der zog auch noch vor Gericht. Gegen eine angemessene Entschädigung, die schließlich die Hospitalbrüderschaft aufbrachte, konnte das neue Spital dann doch aufgebaut werden. Der ebenfalls am Kreuzzug teilnehmende Herzog Leopold von Österreich, er hatte nach dem Tod Friedrich von Schwaben die führerlosen deutschen Truppen übernommen, kehrte im Herbst nach Europa zurück. Ihn hatte Richard Löwenherz nach der Besetzung Akkons so schwer gedemütigt, dass er, Rache schwörend, Akkon und das Heilige Land umgehend verließ. Es ist möglich, dass Hermann von Salza den Herzog Leopold auf der Rückreise begleitet hat. Die intensiven und fruchtbaren Kontakte des Ordens zu den Herzögen von Österreich in den nächsten Jahren lassen darauf schließen. Im Jahre 1196 wird Hermann von Salza ganz sicher den Landgrafen Hermann I. auf seiner Reise nach Sizilien und Palästina begleitet haben. In der Zwischenzeit hatte der neue Papst Cölestin III. den Deutschen Brüdern in einer Bulle zusätzliche Bestimmungen über das Verhältnis des Ordens zur Geistlichkeit gewährt sowie den Brüdern das Recht der freien Meisterwahl verliehen. Seit 1196 war der Leiter der Hospitalbrüderschaft Heinrich Walpot, gebürtig aus Bassenheim bei Koblenz. Er war es, der mit Unterstützung des Heinrich von Troyes die Erhebung des deutschen Spitals zu einem Ritterorden vorbereitet hatte. Als 1193 Sultan Saladin, der große Widersacher der Kreuzritter im 3. Kreuzzug, starb, sah Kaiser Heinrich VI. seine große Chance und gelobte sogleich einen neuen Kreuzzug. Hunderte deutscher Ritter kamen ins Heilige Land, angeführt vom mächtigsten Kleriker des Zeitalters, dem Erzbischof von Mainz. Wer jedoch nicht ins Heilige Land kommen konnte war Kaiser Heinrich. Der starb am 28. September 1197 überraschend in Messina an einer Malariainfektion. Viele Anführer des Kreuzfahrerheeres betrachteten ihre Mission als beendet und verlangten die Rückkehr in ihre deutsche Heimat. Vor ihrer Abreise aus Akkon trafen sich die kirchlichen und weltlichen Herren des deutschen Kreuzfahrerheeres am 5. März 1198 im Haus des Templerordens. - Dieter Zimmerling beschreibt es in seinem Buch "Der Deutsche Ritterorden": "Großes hat sich die hochansehnliche Versammlung vorgenommen: die Erhebung der deutschen Spitalbrüderschaft in den Rang eines Ritterordens nämlich. Mit anderen Worten: die Gründung des Deutschen Ritterordens. Was auch geschieht". Und dieser Ritterorden hat seit 1210 eine überragende Gestalt: Hochmeister Hermann von Salza. Dazu mehr in der nächsten Fortsetzung.




Hochmeisterwappen Hermann von Salza aus einer Handschrift des 17. Jahrhunderts


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 20.Juni 2004