"Schola Medica Salernitana" aus dem Kanon des Avicenna, aus: Wikipedia.org.





Hermann von Salza - Seine letzten Jahre. {1238 - 1239}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 49

Am 2. Dezember, also nur 5 Tage nach der siegreichen Schlacht bei Cortenuova, schrieb Kaiser Friedrich II. einen Brief an Papst Gregor IX., um ihm den Sieg über die Lombarden mitzuteilen. Schon die ersten Worte zeigen seinen Stolz, wenn er schreibt: "Aller Fürsten der Erde gemeinsame, doch der Mutter Kirche besondere Freude wollen Wir Eurer Kenntnis nicht länger vorenthalten. Obgleich, wie Wir bestimmt annehmen, den Lauf Unserer Botschaft das Gerücht, das rascher als ein Schreiben ist, überholt hat, so bringen Wir nichtsdestoweniger in dieser genaueren Form den Triumph Unseres siegreichen Erfolges durch diesen kaiserlichen Brief zu Euch. Von welcher Kühnheit und Verwegenheit die Parteien der Ligurer, der Empörer wider Unsere Hoheit, sind, erwies ihren Angrenzern die Erfahrung, sowie ihre enge Nachbarschaft, und meldete das Gerücht von ihrer althergebrachten Niedertracht den Entfernten. Wir glauben auch, daß Euch das nicht verborgen ist und daß die Welt wohl die Beständigkeit Unserer so langen Großmütigkeit ihnen gegenüber kennt. Damit also Unsere Duldung ihren wahren Namen "Geduld" nicht verliere und den Tadel der fehlerhaften Kleinmut anstatt der Zierde der Tugend auf sich lade, da Wir ferner bemerkten, daß man Wunden mit Eisen ausschneiden muß, die das Heilmittel der Salben nicht spüren, da Wir nicht abwarten wollten, bis die schon so oft vernarbte Wunde zu einem Geschwür würde, deshalb haben Wir gezwungener maßen zu den Waffen gegriffen, sind endlich zur Gewalt geschritten, haben Unser Schwert geschwungen und den Schlummer des schlafenden Reiches aufgestört. …"

Anschließend berichtete der Kaiser über die Vorbereitungen der letztlich gewonnenen Schlacht, um dann einen für das damalige Verhältnis zu seinem Berater Hermann von Salza bezeichnenden Satz zu schreiben: "Und da Wir einige Tage lang - an denen Wir, eingedenk der kaiserlichen Milde, die durch den Deutschordensmeister und andere geistliche Herren vermittelten Friedensworte geduldig anhörten - dort ihre [der Lombarden] wortreiche Frechheit erwarteten, ihnen jedoch durch feierliche Abgesandte Gelegenheit zum Kampfe boten …". Willy Cohn bezeichnete dieses als "malitiös". Für mich zeigt sich in diesen Worten eine schwindende Bereitschaft des Kaisers, dem Friedensgedanken des Hochmeisters weiter zu folgen. Für Hermann von Salza war es nicht mehr möglich, seine Vorstellungen eines friedlichen Nebeneinanders durchzusetzen. Es scheint so, als wäre Friedrich II. im Dezember 1237 an Empfehlungen Hermann von Salzas nicht mehr interessiert gewesen. Er lehnte in den nächsten Wochen alle Friedensangebote der geschlagenen Lombarden rigoros ab, was aber zu einer Verschärfung im Verhältnis zum Papst führen musste. Um die Weihnachtszeit hören wir noch einmal etwas von Hermann. Er ist Zeuge auf einer in Lodi ausgestellten kaiserlichen Urkunde für den Grafen Philipp von Falkenstein. Das ist die letzte Zeugenhandlung Hermann von Salzas, die mir bekannt ist. Er darf nach Weihnachten den Kaiser noch um eine Verleihung bitten. In den Regesta Imperii Nr. 2301 von Ende Dezember gibt und verleiht Friedrich II: "auf bitte des deutschordensmeisters Hermann dem Philipp de sancta Cruce sohn des Senioricius de Monopoli Terlicium (Terlizzi) und Arricarum gelegen im land Bari, mit der verpflichtung davon zum reichsheer einen reiter und einen armbrustschützen zu stellen." In Bari gab es eine Kommende. Ob der Philipp de sancta Cruce mit dieser Kommende etwas zu tun hatte, konnte ich nicht ermitteln.

Im Januar 1238 schickte Friedrich den Hochmeister nach Deutschland, er sollte die von König Konrad IV. aufgestellten Truppen nach Italien holen. Die Regesten des Geschlechts Salza schreiben dazu: "… doch schon im Januar 1238 ward er [Hermann von Salza] von dem Kaiser in Kriegsgeschäften für das Heer nach Deutschland gesendet; …" Man bezieht sich dabei auf den Zeitgenossen Richard de St. Germano. Es ist durchaus möglich, dass Hermann mit dem kaiserlichen Ministerialen Gerhard von Sinzig über die Alpen gezogen ist, der aus der Gegend von Hagenau stammte, wo sich der Sohn des Kaisers, Konrad IV. aufhielt. Gerhard von Sinzig hatte am 5. Januar 1239 vom Kaiser einen Geleitbrief erhalten, zu dem im Regesta Imperii V. Nr. 2306 steht: "Friedrich II. gebietet allen reichsgetreuen den inhaber diese Gerhard von Sinzich, seinen diener und getreuen, der mit seiner erlaubnis nach Deutschland zurück kehrt, nicht zu hindern oder zu beschweren, indem er demselben erlaubt mit fünf dienern und sieben pferden frei zu passiren, und ihm sicheres geleit zusagt, so fern es noth ist und auf sein verlangen ihm zu gewähren."

Von den Aktivitäten des Hochmeisters in Deutschland ist sehr wenig zu erfahren. Ich gehe davon aus, dass er auf dieser Reise erkrankt ist und kaum agieren konnte. So beklagt Adolf Koch in seinem "Hermann von Salza": "Leider erfahren wir über seine Bemühungen in Deutschland gar nichts. Doch wird man mit Bestimmtheit sagen dürfen, dass sie auch damals neben der Sache des Kaisers den Angelegenheiten seines Ordens, dem immer sein regstes Interesse gewahrt blieb, gewidmet gewesen sein wird. Da mitten in seiner Thätigkeit erkrankte er." Drei Ereignisse habe ich in diesem Zusammenhang gefunden: In den Regesten Imperii V gibt es zwei Einträge zum 14. März 1238, in denen aus den Ann. Erph. berichtet wird, dass ein für diesen Tag angesagter Fürstentag nicht zustande gekommen ist. Hermann sollte ja wohl in Deutschland für Friedrichs Krieg werben. In einem Antwortschreiben an den Erzbischof Sifrid von Mainz vom April 1238, befiehlt Friedrich II. ihm, dem Ordensbruder Heinrich von Hohenlohe mit Rat und Tat beizustehen, den er beauftragt hat, ihm Truppen nach Italien zuzuführen. So muss Friedrich bereits im April von der Erkrankung des Hochmeisters erfahren haben. Dass Hermann trotzdem für seinen Orden noch tätig war, beweist wohl eine Urkunde vom 30. April 1238, die im Deutschordenszentralarchiv in Wien liegt und in der der Erwählte von Köln, Konrad, dem Deutschen Orden die Zollfreiheit für 100 Fässer Wein verleiht. Dieser zukünftige Erzbischof von Köln war Konrad von Are-Hochstaden aus Ahrweiler bei Sinzig. Hier könnte der Gerhard von Sinzig, Hermanns Reisebegleiter von Italien her, der Vermittler gewesen sein.

Im Juni 1238 kehrte Hermann von Salza in König Konrads Heer nach Italien zurück. Um den 15. Juni traf er in Verona mit Friedrich zusammen. Am 24. Juni stellte Kaiser Friedrich II. das letzte Privileg im Beisein Hermann von Salzas, das man kennt, aus. Willy Cohn schreibt dazu: "Auch noch den kranken Führer bewegte die Sorge um die Gemeinschaft, für die er in rastloser Arbeit soviel erreicht hatte. - Vielleicht wollte auch der Kaiser dem leidenden Freunde eine Freude machen. wenn er damals gerade anordnete, dem Meister Hermann und den Brüdern des Deutschen Ordens die 350 Unzen Gold auszuzahlen, die diese jährlich für ihre Mäntel aus der Dogana zu Brindisi zu erhalten pflegten."

Die Regesten des Geschlechts Salza beschreiben die nächsten Monate des kranken Hochmeisters: "Um seine erschütterte Gesundheit wieder herzustellen, begab sich Hermann von Salza im Monat August nach Salerno, wo damals eine berühmte hohe Schule für Arzneikunde bestand. Die geschicktesten Ärzte ließen es sich angelegen sein, ihm beizustehen, ihre Kunst konnte jedoch der hinfällig äußeren Hülle des edlen Meisters nur noch den Winter hindurch das Leben fristen." Das Kloster Monte Cassino unterhielt in Salerno ein Hospital für erkrankte Ordensbrüder. An diesem Hospital entstand im 10. Jahrhundert die "Schola Medica Salernitana", eine medizinische Lehranstalt, die im 13. Jahrhundert auch durch Friedrich II. sehr gefördert wurde. Durch seinen Aufenthalt in Salerno wird deshalb der kranke Hochmeister die letzte Würdigung der Leistungen des Deutschen Ordens durch den Kaiser am 6. September 1239 im Lager vor der belagerten Stadt Brescia nur noch durch Boten mitgeteilt bekommen haben, von der es im "Urkundenbuch der Deutschordensballei Thüringen" heißt: "Friedrich II. Römischer Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, gestattet dem Deutschen Orden in Anbetracht seiner Dienste sowie der Frömmigkeit und Mildtätigkeit sowohl des Meisters als auch der Brüder aus Gnade zu ihrem Haus in Altenburg für 300 Mark Silber Besitzungen und Güter zu kaufen, …"

Am 13. Februar 1239 trafen sich in der Nähe von Würzburg der Deutschmeister Heinrich von Hohenlohe, Ordensbruder Conrad von Thüringen, der Landmeister von Livland und Preußen Hermann Balk, Otto von Botenlauben, Ludwig von Öttingen sowie weitere angesehene Deutschordensbrüder. Ich fand diese Aufstellung in der Regesta Imperii V Nr. 4396, wo es um die Bestätigung eines Verkaufs ging. Es muss sich dabei aber um eine wichtige Versammlung der Deutschordensritter gehandelt haben, wie es im Regest weiter heißt. Wahrscheinlich wurde über die Nachfolge des Hochmeisters und des Landmeisters verhandelt. Hermann Balk war ja aus gesundheitlichen Gründen und wegen Unstimmigkeiten mit seinen preußischen Ordensbrüdern nach Deutschland zurück gekehrt. Über Ergebnisse dieser Zusammenkunft konnte ich nichts Konkretes in Erfahrung bringen.

Hermann Balk ist am 5. März 1239, wenige Tage nach diesem Zusammentreffen, verstorben und am Palmsonntag, dem 20. März 1239 ward der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, von dieser Welt abberufen.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 21. November 2008