Ehemalige Kilianskirche in Marburg, um 1180. Repro: D. Deubner





Wieder eine Reise über die Alpen des Friedens wegen {1235}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 41

"Von Mainz war der Meister mit dem Kaiser Ende August nach Hagenau übergesiedelt, wo er uns in diesem Monat ... als Zeuge begegnet." Zu diesen Satz im "Hermann von Salza" von Willy Cohn gehört eine Anmerkung, die sich etwas merkwürdig anhört: "Am 14. August 1235 fand die Grundsteinlegung für die Elisabethkirche in Marburg statt. Man möchte annehmen, daß Hermann von Salza bei den engen Beziehungen seines Ordens zu dieser Heiligen dieser Feier beigewohnt hat, wenn auch die Quellen davon nichts berichten. Sein Itinerar würde von Hagenau aus diesen Abstecher erlauben." Nun kann man sicher nicht Ende August, wo Hermann auf einigen kaiserlichen Urkunden aus Hagenau als Zeuge nachgewiesen ist, nach Marburg ziehen, um am 14. dieses Monats an einer Grundsteinlegung teilzunehmen. Aus dem Itinerar des Hochmeisters ergibt sich vielmehr, dass er nach dem 15. Juli genug Zeit hatte von Worms nach Marburg zu reisen. Der Kaiser hätte ihn nach seiner Hochzeit in Worms sicher nicht in Hagenau, wohin er sich während der Flitterwochen mit seiner neuen Kaiserin Isabella zurückgezogen hatte, gebrauchen können.

In Marburg hatte der Hochmeister die Gelegenheit, sich um den Orden zu kümmern. So wird er die beiden Thüringer Komture, "bruder Ernfredt von Nawenborgk compter zcu Aldenborgk und bruder Arnolt von Nawendorff compter zcu Nagelstete", so steht es in einer Urkunde vom August 1235, eingehend auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereitet haben. Beide wurden von ihm als Gesandte des Ordens nach Livland geschickt, um die Möglichkeit der Vereinigung mit dem dortigen Schwertbrüderorden zu erkunden. Ob Hermann, wie von einigen Chronisten berichtet wird, die Rückkehr der beiden Ordensbrüder noch im Winter 1235 verlangt hat, muss ich doch sehr anzweifeln. Von Marburg nach Livland waren es über 1600 km oder etwa 2 Monate anstrengender Ritt und das dann auch wieder zurück. Und dann war ja da auch noch der Winter.

Hermann von Salza wird vor der Grundsteinlegung sich auch mit Konrad von Thüringen, seinem Ordensbruder, über den Bau der Elisabethkirche ausgesprochen haben. Dabei ist mir beim Zusammentragen der Daten aufgefallen, dass es zwischen dem Bau der Elisabethkirche in Marburg und dem Bau der Marktkirche in dem damaligen Salza Zusammenhänge geben muss. So schreibt Michael Manger in seinem Buch über "Die Marktkirche St. Bonifacius in Bad Langensalza": "Der Kirchenbau in Bad Langensalza ist von der ihm umgebenden Kulturlandschaft beeinflußt. Die Proportionen des Baues sollen vor allem die Parler und die St. Elisabeth Kirche in Marburg geprägt haben." Manger nimmt als Gründungsdatum der Marktkirche das 1. Viertel des 13. Jahrhunderts an, also noch vor dem Baubeginn der St. Elisabeth Kirche. Somit könnte man auch sagen, die Marktkirche in Salza hat die Proportionen der St. Elisabeth Kirche beeinflusst. Und Hermann von Salza war ja gebürtiger Salzaer.

Nach dem 15. August war der Hochmeister dann in Mainz. Hier wurde nun eine Woche hohe Politik gemacht. Darunter war neben der Verkündung des Mainzer Landfriedens, einer umfangreichen Gesetzessammlung Friedrichs II., die feierliche Errichtung des Herzogtums Braunschweig. Damit war im Nordwesten des Reiches ein ständiger Streitherd beseitigt worden, an dessen Zustandekommen auch Hermann von Salza als Berater des Kaisers seinen Anteil hatte. Ob er dafür dem geplanten Angriff auf die Lombarden zustimmen musste, ist nicht nachweisbar.

Der Kaiser und eine große Zahl von Fürsten zogen nach dem 24. August 1235 nach der Kaiserpfalz Hagenau. Auch Hermann von Salza begleitete den Kaiser. Es gibt eine Reihe von Urkunden aus Hagenau, auf denen er als Zeuge erscheint.

Am 24. August hatte Friedrich noch in Mainz in einem Brief dem Papst das Ergebnis der Abstimmung unter den Fürsten über den geplanten Angriff im April 1236 mitgeteilt und Petrus von Vinea als Überbringer nach Italien gesandt. Dass Friedrich dem Papst in diesem Brief gleichzeitig die Mitteilung machte, er wolle ihm eine Frist bis Weihnachten einräumen, damit "diese Aufgabe Unserer und der Ehre des Reiches angemessen bewältigt werden möge", ist sicher, wie Helmuth Kluger in "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II." schreibt, dem Bemühen Hermann von Salzas zuzuschreiben. Der Deutschordensmeister war so mit der Lombardenfrage befasst, dass er auch diesmal wieder seinen Einfluss geltend machte, um den Krieg abzuwenden. Darauf entwickelte sich eine sehr umfangreiche Korrespondenz Papst Gregors mit dem Kaiser. Am 20. und 22. September schrieb der Papst sowohl an den Kaiser als auch an den Deutschordensmeister. Helmuth Kluger schreibt dazu weiter: "Gregor beeilte sich, in Schreiben an Hermann und Friedrich auf sein Schiedsrichteramt hinzuweisen und bat den Hochmeister eindringlich, den Kaiser an die getroffene Abmachung zu erinnern, daß nämlich die Entscheidung besagter Streitpunkte in den Händen der Kirche liege und er deren Vermittlertätigkeit keinesfalls behindern dürfe. Mit drohenden Unterton wies der Papst Hermann darauf hin, die Kirche werde nicht tatenlos zusehen, wenn Friedrich gegen die sich ihrer Entscheidung unterwerfenden Lombarden vorginge."

Doch schon im nächsten Brief vom 23. September, bat Papst Gregor den Kaiser, er möge den Hochmeister Hermann zu den Verhandlungen mit den lombardischen Vertretern an die Kurie schicken. Daraus ist aber auch zu ersehen, welch hohes Ansehen Hermann von Salza beim Papst genoss.

Friedrich und Hermann können die Briefe des Papstes Anfang Oktober noch in Hagenau erhalten haben. Denn erst am 25. Oktober 1235 stellte Friedrich auf dem Hoftag in Augsburg die nächsten bekannten Urkunden aus, auf denen der Deutschordensmeister ebenfalls als Zeuge erscheint. Der Kaiser verlieh in Augsburg auf Bitten des Deutschordensmeisters Hermann dem Deutschorden aufs Neue die Kirche zu Köniz bei Bern. [Regesta Imperii Nr. 2119] Mit diesen Verleihungen, es wurden zur gleichen Zeit auch zwei vom Reiche dotierte Kirchen bei Magdeburg verliehen, sprach Friedrich dem Hochmeister seine Wertschätzung für dessen geleisteten Einsatz aus. Wenn die Darstellung Friedrichs II. stimmt, in der er die Geschehnisse um die Reise Hermanns mit Gebhard von Arnstein im November nach Italien in einem Brief dem französischen König mitteilte, müssen beide schon Ende Oktober abgereist sein. Auf der Reise nach Viterbo konnte Hermann von Salza den von den lombardischen Rektoren geplanten Abfall Veronas vom Kaiser verhindern. Damit hatte er aber die Rektoren sehr verärgert. In Este hatten sie zwar Friedensbereitschaft geäußert, worauf Hermann eine Zusammenkunft in Bologna anberaumt hatte. Bei Adolf Koch können wir dazu lesen: "An der Wachsamkeit des treuen Mannes [Hermann von Salza] waren die Pläne der Verschworenen gescheitert, unter den vielen Diensten, welche Hermann der kaiserlichen Sache geleistet hat, nicht der geringste. Nach dieser ersten Probe Lombardischer Gesinnung, denen dann in Este, wohin sich die Bevollmächtigten auf den Rath des Patriarchen begeben hatten, eine Reihe ähnlicher folgten, wird sich Hermann wohl schon klar darüber gewesen sein, dass hier für eine vermittelnde Tätigkeit nur wenig Raum sei. Doch hat er in diesem Sinne weiter gehandelt, und einen Tag nach Bologna zu näherer Besprechung angesetzt, ohne freilich mehr als Spott und Hohn der Lombarden dafür zu ernten." Bologna lag auf dem Weg nach Viterbo, wo Hermann von Salza bis zum 1. Dezember beim Papst sein sollte. Wer dort nicht erschien, waren die lombardischen Abgesandten. Diese waren sicher auf dem Weg nach Brixen, wo am 7. November 1235 das Bündnis der Lombarden erneuert wurde und damit der Riegel zwischen den deutschen Landen im Norden und Italien wieder eingerichtet wurde.

Wann der Hochmeister die Nachricht bekam, der Kaiser habe die Frist für die Verhandlungen mit den Lombarden auf Mariä Reinigung (2. Februar 1236) verlängert, ist nicht bekannt. Über die Geschehnisse des Jahres 1236 berichtet der nächste Teil.
Eine Bemerkung zum Bild: Die ehemalige Kilianskirche in Marburg aus dem 12. Jahrhundert, ein Zeitzeuge der damaligen Ereignisse, befindet sich einige hundert Meter südlich von der Elisabethkirche, unterhalb des Landgrafenschlosses. Das Fachwerk wurde im 16. Jahrhundert aufgesetzt. Ich habe das Bild dem bereits mehrfach zitierten Buch "Elisabeth von Thüringen" aus dem Michael Imhof Verlag entnommen.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 15. Februar 2008