"Roter Turm" aus dem 13. Jh. in Bad Wimpfen aus:commons.wikimedia.org





Die Tragödie in Wimpfen {1235}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 40

"1235 im schwäbischen Wimpfen, wohin ich aus Italien wegen des Verrats dieses Sohnes auf dem deutschen Königsthron mit der mir heute ein wenig lächerlich dünkenden Machtkundgebung … gekommen war, in Wimpfen also riß ich mir den Sohn vom Herzen, allein aus Staatsräson, wie ich damals glaubte, aber auch, wie ich heute weiß, aus einem Vaterstolz, der sich in seiner Besserwisserei verletzt gefühlt hatte. Heinrich hatte sich dem Salza ausgeliefert." Das lässt der Schrift-steller Horst Stern in seinem Buch "Friedrich II. Mann aus Apulien" den Kaiser in seinen letzten Lebensjahren sagen. Da auf der Internet-Seite der Stadt Bad Wimpfen dazu ebenfalls vermerkt ist: "… und 1235, als der kaiserliche Vater ihn, den inzwischen aufrührerischen Sohn in Wimpfen gefangen nahm, um ihn schließlich in Worms endgültig abzusetzen ..." muss Friedrich Ende Juni von Nürnberg über Wimpfen nach Worms gezogen sein. Hermann von Salza war in diesen Tagen an der Seite des Kaisers. Er soll sogar den Versuch unternommen haben, Friedrich um Aussöhnung mit seinem Sohn Heinrich zu bitten. Ob deshalb die Reaktion der Augustiner von Marbach im Elsass in ihren Annales Marbacenses so abweisend war, lässt sich natürlich schlecht feststellen. Für das Jahr 1235 liest man da: "1235. Als der König [Heinrich (VII.)] die bevorstehende Ankunft seines Vater erfuhr, welchen er fürchtete, fing er an, sich der Freundschaft der Fürsten, Barone und seiner Städte zu versichern. Er nahm also, in Basel beginnend, von allen Städten im Elsaß Geiseln, damit sie nicht von ihm abfielen. Auch machte er mit denen von Neuffen und einigen anderen aus, daß sie den Markgrafen von Baden befehdeten." Dazu muss man wissen, dass der Markgraf von Baden im Jahr zuvor extra zum Kaiser nach Italien gezogen war, um dem Kaiser den Rat zu geben, selbst "nach Deutschland zu kommen, um den Zustand des Reiches zu ordnen. Dies nahm aber König Heinrich, des Kaisers Sohn übel." Weiter heißt es dann in den Annales in einer Übersetzung von Tania Brüsch in dem Buch "Kaiser Friedrich II.": "Mittlerweile kam König Heinrich, der Sohn des Kaisers, der, wie bereits gesagt, durch Geschenke sich der Gunst und Hilfe vieler versichert hatte, auf Anraten eines gewissen Hermann (von Salza), Meister des deutschen Hauses, und des Bruders B(erthold von Tannenrode) vom selben Hause zu seinem Vater. Dieser ließ ihn sogleich in Verwahrung nehmen." Das wiederum muss den Schreibern dieses Berichtes sehr gefallen haben, den sie geben dann noch an, dass der König " in enger Haft gehalten wurde, bestraft nach gerechtem Urteil Gottes."

Am 4. Juli ist dann Friedrich mit seinem Gefolge in Worms eingezogen. Das Interesse galt natürlich der Verhaftung des Königs. Der Vater verhaftete den Sohn wegen Hochverrats und begnadigte ihn dann zu lebenslanger Haft. Auch Hermann von Salza war noch in diese Angelegenheit einbezogen. Bei Horst Stern finden sich dazu einige Zitate: "Und weil dem Kaiser beim Schuldvorwurf des Hochverrats Verzeihung nicht gestattet war, ich aber doch auch der Vater dieses Unglücklichen, nicht nur der Triumphator war, fühlte ich mich erneut heimgesucht von den widerstreitendsten Gefühlen. Ich gab Salza endlich ein Zeichen. Er berührte Heinrich an der Schulter. Der stand auf, so ungelenk, daß es die Würde der geschichtsträchtigen Stunde störte. … Schließlich stand Heinrich, … Er schien ganz und gar auf den Mund geschlagen, bis Salza zu ihm trat und ihm etwas ins Ohr sagte. Da stammelte er leise seinen Thronverzicht; so war es mit ihm verabredet."

Friedrich wollte diese Angelegenheit möglichst schnell erledigen. Es warteten angenehmere Tage auf ihn. Seit dem 24. Mai war seine neue Braut Isabella, die Schwester des Königs von England, schon in Köln. Hermann von Salza hatte ja auf Bitten des Kaisers zwei Deutschordensritter mit nach England geschickt, die die zukünftige Kaiserin nach Deutschland begleiteten. Am 15. Juli fand die Hochzeit in Worms statt. "Vier tage dauern die festlichkeiten; dann kehren der bischof Wilhelm von Exeter und andere englische begleiter der kaiserin zurück. - Zu der mitgift von 30000 mark mussten alle lehen und kirchen Englands beisteuern; …" das berichtet die Regesta Imperii Nr. 2099a. Nach der Hochzeit zog sich der Kaiser mit seiner Gemahlin in die Kaiserpfalz Hagenau im Elsass zurück.

Doch die Politik ging weiter. Der Papst hatte die Hochzeit abgewartet und dann am 28. Juli 1235 in einem Brief an die versammelten deutschen Fürsten diese gebeten, den Kaiser zu drängen, in der Lombardenfrage ihm, dem Papst, das Schiedsrichteramt zu lassen. Möglicherweise sah Gregor seinen Einfluss in Gefahr. Es war einmal durch die Absetzung König Heinrichs ein etwas anderes Machtverhältnis entstanden. Außerdem war es ein offenes Geheimnis, dass Friedrich möglichst bald militärisch gegen die Lombarden vorgehen wollte und bereits viele der deutschen Fürsten von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugt hatte. Um seine Stellung wieder zu verbessern, bot Gregor dem Kaiser Unterstützung im Heiligen Land an. Hier war die Königskrone nach wie vor in Gefahr. In der Regesta Imperii Nr. 7089 steht dazu: "[Gregor IX.] fordert den meister und die brüder der Johanniter (der Templer, den präceptor und die Deutschordensbrüder zu Accon) auf, den baiulus und legaten des kaisers in Syrien in ieder weise zu unterstützen, …, da er jede unbill gegen den abwesenden kaiser, dessen macht ihnen zu geeigneter zeit dienlich sein werde, als ihm selbst zugefügt betrachten werde." Interessant ist dabei, dass die Briefe an die Johanniter und Templer an die jeweiligen Großmeister gerichtet waren. Der Brief an den Deutschen Orden war an den präceptor, also den Statthalter, und die Ordensbrüder in Akkon adressiert. Man könnte auch aus einigen anderen Äußerungen des Papstes aus dieser Zeit annehmen, dass Hermann von Salza sich beim Papst aufgehalten hat. Das ist aber nirgends belegt. Von Worms nach Perugia, dem Aufenthaltsort des Papstes waren es ca. 1150 km und nochmal ca. 1200 km zurück nach Mainz. Diese knapp 2400 km wären auch für einen Hermann von Salza in einem Monat nicht zu schaffen gewesen.

Vom 31. Juli gibt es einen Brief Papst Gregors, in dem er gebietet, "daß den Mördern des Conrads von Marburg die Absolution erteilt werde, sofern sie Sicherheit leisten, mit dem nächsten Zuge ins heilige Land zu fahren, und in allen Hauptkirchen der Gegenden Buße tun." Offenbar hatten auch beim Papst die Beschwerden über die Art der Ketzerverfolgung durch den Konrad von Marburg besonders von fürstlicher Seite zu einem gewissen Umdenken in dieser Angelegenheit geführt. Er brauchte ja die Unterstützung gerade der Fürsten gegen einige bevorstehende Entscheidungen des Kaisers. Dazu gehörte auch eine etwas zu vorschnell getroffene Festlegung zur Aufhebung des Bannes des Königs Heinrich. Am 1. August 1235 ermächtigte Papst Gregor den kaiserlichen Hofkanzler Sigfrid, Bischof von Regensburg, "dass er den edlen mann Heinrich, sohn kaiser Friedrichs, nachdem derselbe zur gnade seines vaters zurückgekehrt ist, von der excommunication, mit der ihn der erzbischof von Salzburg wegen dem durch die auflehnung gegen seinen vater begangenen meineid belegt hat, losspreche gegen vorgängige sicherheit, …" (Reg Imp. Nr. 7092). Der Informant des Papstes muss aber bereits auf dem Weg nach Italien gewesen sein, als dann in Worms die Festnahme und Verurteilung Heinrichs stattfand.

Hermann von Salza ist sicher nicht die ganze Zeit beim Kaiser gewesen. Am 14. August 1235 war die Grundsteinlegung der Elisabethkirche in Marburg durch Konrad von Thüringen. Der Hochmeister Hermann wird deswegen von Worms nach Marburg gezogen sein. Dort war 1234 eine Kommende seines Ordens entstanden. Außerdem wird er mit dem von den Heiligsprechungsfeierlichkeiten für Elisabeth von Thüringen zurückgekehrten Ordensbruder Konrad gesprochen haben. Eine Anzahl von Aktivitäten während und nach dem großen Hoftag im August zu Mainz lassen diese Annahme vermuten.
Doch darüber wird der nächste Teil berichten.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 04. Januar 2008