Hermann von Salza [Quelle: MDR/ Der Film)





Zum Gedenken Hermann von Salzas {1239}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 42

Am 20. März diesen Jahres ist es 769 Jahre her, dass Hermann von Salza im Alter von etwa 77 Jahren im italienischen Kurort Salerno nach einer längeren Krankheit starb. Im Juni 1238 war er mit König Konrad IV., dem zweiten Sohn Kaiser Friedrich II., schon krank von seinem letzten Aufenthalt in Deutschland nach Italien zurückgekehrt. Am 24. Juni befahl der Kaiser dem Kämmerer von Apulien Thomasius de Brundusio "dem meister H. und den brüdern des Deutschordens die 350 unzen gold auszuzahlen, welche dieselben für ihre mäntel jährlich aus der dogana von Brindisi zu erhalten pflegten." So steht es in der Regesta Imperii Nr. 2361. Das ist für mich der Beweis, dass in diesen Junitagen 1238 Hermann von Salza, obwohl krank, sich noch persönlich um die Belange seines Ordens beim Kaiser gekümmert hatte. Zwei Monate später im August musste Hermann sich in ärztliche Obhut nach Salerno begeben, das er nicht mehr verlassen sollte. Deshalb hat er sicher nicht mehr persönlich die letzte Auszeichnung Friedrichs II. für ihn und den Deutschen Orden am 6. September 1238 entgegennehmen können, über die er aber im Juni ebenfalls mit dem Kaiser gesprochen haben wird. In der Regesta Imperii Nr. 2384 steht: "Friedrich II. gestattet dem meister und den brüdern des Deutschorden wegen ihrer dienste frömmigkeit und mildtätigkeit zu ihrem haus in Altenburg für 300 mark silber besitzungen und güter zu kaufen, welche frei von steuern und diensten nur zum unterhalt der brüder und der armen dienen sollen. …" Willy Cohn schreibt zum Tod Hermann von Salzas: "Auch dort [in Salerno] konnte ihm nicht mehr geholfen werden. Vielleicht mag die Sorge um die sich immer mehr verschlechternde politische Lage und der nunmehr unmittelbar drohende Entscheidungskampf zwischen Kaiser und Papst sein Ende beschleunigt haben." Erich Caspar hat dazu in "Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen" geschrieben: "… Die Summe seiner diplomatischen Leistung ist hochbedeutsam. Anderthalb Jahrzehnte hindurch - eine kostbare Zeit für das Erstarken der Macht Friedrichs II. - hat er das unabwendbare Verhängnis des endgültigen Bruchs zwischen dem Kaiser und der Kurie hinausgezögert. Als am Palmsonntag des Jahres 1239 Gregor IX. mit dem zweiten Bannstrahl gegen Friedrich den Kampf auf Tod und Leben eröffnete, da sank am gleichen Tage Hermann von Salza ins Grab, eine tragische Symbolik des Zufalls."

In dem Buch "Der Deutsche Ritterorden" von Max Oehler, neu als Reprint im Melchior Verlag erschienen, fand ich einen bemerkenswerten Satz aus einer Ordenschronik zum Deutschordensmeister Hermann von Salza: "Er was eyn from, verständig, weyse Mann, wolberedt, gottfürchtig, eines erbaren Lebens, hochangesehen beim Babst und beym Kayser". Besser kann man in wenigen Worten diesen bedeutenden Deutschen, der ein Sohn unserer Thüringer Stadt ist, nicht beschreiben. Er hat wie kein anderer die Geschichte des Römisch- Deutschen Reichs zur Stauferzeit im 13. Jahrhundert über fast zwei Jahrzehnte mitbestimmt. Wenn man so will, war Hermann von Salza der erste bedeutende christliche europäische Politiker. Hermann von Salza hat seit seiner Wahl zum Hochmeister am Pfingstabend des Jahres 1210 in Akkon nicht nur "seinen" Deutschen Orden zu einer geachteten Institution aufgebaut, sondern auch durch seine beispiellose Diplomatie, vor allem nach der Krönung Friedrichs II. zum Deutschen Kaiser, fast zwanzig Jahre den unerbittlichen Machtkampf zwischen dem Kaisertum und dem Papsttum zügeln können. Hermann von Salza hat drei Päpste und zwei Kaiser erlebt und war bei allen diesen Herrschenden wohl gelitten und ihr loyaler Ratgeber, ja sogar Freund. Für ihn war der Frieden zwischen den beiden Mächten immer das wichtigste Ziel. Mit Hermann von Salza sank das mittelalterliche Ideal der Einheit zwischen Kaiser und Papst ins Grab.

Wenn sich heute nach fast achthundert Jahren unsere politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse doch sehr stark von denen des Mittelalters unterscheiden, ein friedliches und verständnisvolles Miteinander sollte immer ein erstrebenswertes Ziel der Menschheit sein. Doch auch heute und sicher auch in Zukunft wird das ein Traum bleiben. Deshalb ist es wichtig, sich der Persönlichkeiten zu erinnern, die versucht haben, diesen Traum zu verwirklichen. Wir können im nächsten Jahr des 770.ten Todestages Hermann von Salzas gedenken. Im Jahr 2010 jährt sich zu Pfingsten zum 800.ten mal seine Wahl zum Hochmeister des Deutschen Ordens. Dieses Ereignis hat sicher die gleiche Bedeutung für uns Thüringer wie das großartige Jubiläum der Heiligen Elisabeth im vergangenen Jahr. Wenn es uns gelingt, diesem Jubiläum einen würdigen Rahmen zu geben, dann wird unsere Stadt ihrer historischen Bedeutung für Thüringen gerecht werden.

Leider verstellt unsere geschichtliche Ausbildung in der ehemaligen DDR vielen Mitmenschen auch heute noch eine objektive Sicht auf die Leistungen früherer Generationen. Man muss diese Leistungen auch nicht mit unseren heutigen Maßen messen wollen, sondern sollte auch die Zeit sehen, in der sie gelebt haben. Ich bleibe deshalb bei meiner schon öfter geäußerten Meinung: Das Leben und das Wirken Hermann von Salzas ist und bleibt für uns Deutsche in besonderen Maße bedeutungsvoll, auch wenn es schon vor achthundert Jahren stattfand. Für Bad Langensalza steht seine Teilhabe an der Stadtrechtsverleihung für das Dorf Salzaha durch Kaiser Otto IV. im Sommer 1212 außer Frage. Wir können also im Jahre 2012 die achthundertste Wiederkehr dieses bedeutsamen Ereignisses feierlich begehen.

Ich habe durchaus mit Absicht dieses Bild für diesen Artikel ausgesucht. Es zeigt Hermann von Salza nicht als Ordensritter, sondern als Mensch. Es ist ein Detail aus dem Denkmal auf der Marienburg im heutigen Polen. Das Bild wurde mir vom MDR aus dem Film "Hermann von Salza" in der Reihe "Die Geschichte Mitteldeutschlands" zur Verfügung gestellt.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 20. März 2008