Gregor IX. aus: de.wikipedia.org/wiki/gregor_IX





Die Verhandlungen in Rieti {1234}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 37

Im Leben Hermann von Salzas gibt es drei Lebensdaten und Ereignisse, die nach wie vor umstritten sind. Sein genaues Geburtsdatum ist immer noch nicht bekannt, die Wahl zum Hochmeister im Jahre 1210 konkurriert noch immer mit dem Jahr 1209, für das es aber keine konkreten Beweise gibt. Das dritte Ereignis ist die Anwesenheit Hermann von Salzas in Preußen im Dezember 1233. Andreas Lorck schreibt in "Hermann von Salza - Stationen seines Lebens":"Wahrscheinlich war der Patriarch [von Antiochia] schon im Juli beim Papst. Die Vermutung liegt nahe, dass Hermann [von Salza] mit ihm zusammen zurückkehrte." Dass der Patriarch um diese Zeit in Rieti beim Papst war, das beweisen die Briefe Gregors vom 8. August 1234, die dieser zur Situation im Heiligen Land an die Barone des Königreiches Jerusalem und die Bürger Akkons, aber auch an die Meister und Brüder der Johanniter und Templer und die Geistlichkeit des Königreiches Jerusalem geschickt hatte. Dass Hermann zu dieser Zeit ebenfalls beim Papst war, beweist auch die Adresse des entsprechenden Briefes an den Deutschen Orden in Jerusalem, er war an die preceptori Sancte Marie Theutonicorum gerichtet. Hermann von Salza war wohl schon im Juni 1234 in Rieti, denn es gibt bereits vom 22. Juni ein von Gregor erlassenes Verbot, in dem dem Erzbischof von Mainz untersagt wurde, den Zwanzigsten Teil von den Einkünften der Kirchen, die im Patronat der Landgrafen Heinrich und Conrad von Thüringen lagen, zu erheben. Und am 1. Juli 1234 übertrug Gregor IX. auf Wunsch der beiden Landgrafen dem Deutschen Orden unter Anwesenheit Hermann von Salzas das Franziskus-Spital der Heiligen Elisabeth in Marburg. Es gibt noch eine Urkunde vom Juli 1234, welche die gleichzeitige Anwesenheit Hermann von Salzas und Conrad von Thüringens in Rieti beweist. Beide sind Zeugen auf einer kaiserlichen Urkunde für den Erzpriester Stephan und die Canoniker von St. Peter. Diese Urkunde konnte Andreas Lorck nicht kennen. Sie wurde erst in den 1901 erschienenen Nachträgen zu den Regesten des Imperiums [Nr. 14722] veröffentlicht. Das Buch von A. Lorck wurde schon 1880 geschrieben. Auch Adolf Koch, der seinen "Hermann von Salza" 1884 veröffentlicht hat, kannte diese Urkunde nicht. Aber auch ohne das Wissen darum schreibt er auf der Seite 91: "Ich mag nicht zu sehen, warum ein Verweilen desselben [Hermann von Salzas] im heiligen Land bis in den Sommer 1234 hinein von allen, auch noch von Lorck, angenommen wird. Bewiesen wird eine solche wenigstens durch nichts."

Die Zusammenkunft von Papst und Kaiser im Sommer 1234 in Rieti war alles in allem als erfolgreich zu bewerten. Sicher konnten dringende Probleme wie die Lombardenfrage nicht gelöst werden, viele kleinere ebenfalls offene Fragen wurden in einem fast familiären Miteinander einer Lösung näher gebracht, um es diplomatisch auszudrücken. Selbst die bevorstehende Heirat des Kaisers ist in diesem Kreis besprochen worden. In einem Brief des Kaisers an den König von Frankreich aus dem Jahre 1235 teilt er diesem mit: "… wie auf einer im vorigen Sommer [1234] mit dem Papste abgehaltenen Zusammenkunft seine neue Vermählung von diesem in Anregung gebracht und ihm die Schwester des Königs von England zur Gemahlin vorgeschlagen worden sei, …". Auch Hermann von Salza wurde vom Kaiser in diese Angelegenheit mit einbezogen, er empfahl dem Kaiser den deutschen Prälaten, der mit Petrus von Vinea die englische Braut nach Deutschland einholen sollte. König Heinrich III. von England muss mit der Arbeit des Hochmeisters sehr zufrieden gewesen sein, er wies im Frühjahr 1235 dem Orden eine jährliche Rente von 40 Mark zu.

Ein ganz besonders wichtiges Datum aber war für Hermann von Salza und den Deutschen Orden der 3. August 1234. An diesem Tage nahm Papst Gregor IX. das Ordensland Culm in den besonderen Schutz des h. Petrus. So lesen wir es bei Andreas Lorck. Willy Cohn gibt sehr ausführlich aber auch die Hintergründe für die Inschutznahme an: "Hermann von Salza wußte recht gut, daß Friedrich II. wenig dafür zu haben gewesen wäre, selbst bei aller persönlichen Freundschaft für ihn, in seiner Abneigung gegen Feldzüge im Norden, sich in einen Krieg gegen den polnischen Herzog [Konrad] einzulassen. Zu einem Vorgehen gegen den Orden aber mußte Konrad und sein Nachfolger jede Lust vergehen, wenn das neue Ordensland in den Besitz der Kirche überführt würde und damit ein Angriff auf dies Gebiet als Sakrileg erschien. In dieser Richtung müssen sich die Gedanken Hermann von Salza bewegt haben, nachdem er sich von der Lage selbst überzeugt hatte, denn unmittelbar nach seiner Rückkehr auf italienischen Boden erwirkte er am 3. August 1234 ein derartiges Privileg vom Papste." Somit kann diese Urkunde auch als ein Beweis für die Anwesenheit des Hochmeisters in Kulm im Dezember 1233 gewertet werden. Im Preußischen Urkundenbuch unter Nr.108 [aus www.phil.uni-erlangen.de] ist das päpstliche Privileg dargelegt, dort heißt es: "Papst Gregor IX, nimmt das dem Deutschorden geschenkte Land Kulm und das den Preußen weiter abgerungen werden wird, als Eigentum des Hl. Petrus in den Schutz des apostolischen Stuhls, verleiht dem Orden den Besitz, behält die Errichtung und Dotierung von Bistümern vor und bedingt für die römische Kirche einen jährlichen Zins zu Anerkennung des päpstlichen Lehens." Ob die päpstliche Bulle vom 3. August 1234, die zusammen mit der Goldbulle von Rimini Friedrichs II. aus dem Jahre 1226 die Grundlage für den Aufbau des Ordensstaates in Preußen gebildet hat, Hermann von Salza zusätzlich besondere Rechte einräumte, ist umstritten. Sicher ist auch nicht, ob mit der Bulle von 1234 dem Hochmeister ein Ring als Amtsinsignie von Gregor geschenkt worden ist. Ich konnte bisher weder zum Jahr 1226, wie Beda Dudik meint, noch zum Jahr 1234 einen Hinweis dafür finden. Einzig Marian Tumler erwähnt in seinem Buch "Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken" diese Ehrung. Bei Erich Caspar "Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen" aus dem Jahre 1924, findet man einige Hinweise dazu: "Hermann von Salza selbst hat zwar, soweit wir wissen, sowenig dem Kaiser wie dem Papste einen Lehnseid geschworen. Als aber einer seiner Nachfolger, Hochmeister Gerhard von Malberg, im Jahre 1243 anläßlich einer Anwesenheit am päpstlichen Hof als Gesandter des Kaisers eine wörtliche Erneuerung des Privilegs von 1234 erwirkte, da empfing er von [Papst] Innozenz IV., wie ein Einschub in den Text der Neuausfertigung meldet, die Investitur mit dem Ring." Es ist durchaus möglich, dass dieses geistliche Belehnungssymbol zur Zeit Hermann von Salzas dem Orden gegenüber nicht angewandt worden ist. Eventuell hat es Hermann sogar zu verhindern gewusst.

Der Sommer in Rieti ist auch noch anderen Thüringern von Nutzen gewesen. So nahm im Juli 1234 der Kaiser die Stadt Erfurt und deren Bürger unter seinen besonderen Schutz und bestätigte ihnen ihre guten Gewohnheiten. So steht es in den Regesten Imperii Nr. 2050. Ich nehme an, dass auch diese Angelegenheit unter Beteiligung des Landgrafen Conrad und des Hochmeisters vom Kaiser behandelt worden war.

Nach dem 3. August 1234 trennten sich die Wege von Kaiser und Papst. Gregor zog es nach Spoleto, um sich noch weiter von den ihm feindlich gesinnten Römern zu entfernen und Friedrich bereitete eine Heerfahrt gegen diese Römer vor. Er hatte es dem Papst in Rieti versprochen.
Was alles sich nach den ereignisreichen Wochen in Rieti dann weiter tat, bringt der nächste Teil.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 14. September 2007