Konrad von Thüringen: Ausschnitt vom Tumbarelief in der Elisabethkirche zu Marburg. M. Imhof Verlag.





Seine Verhandlungen mit Papst Gregor IX. {1234}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 38

"Johann [von Ibelin] wurde neuerlich zum Bürgermeister der Kommune [Akkon] gewählt und wurde tatsächlicher Herrscher des Königreichs [Jerusalem]. … Zwei Abgesandte namens Philipp von Troyes und Heinrich von Nazareth wurden nach Rom geschickt, um die Maßnahmen der Barone und der Kommune dort zu erklären; aber Hermann von Salza, der Großmeister des Deutschen Ritterordens, der sich in Rom befand, sorgte dafür, daß man sie nicht unvoreingenommen anhörte. Der Papst stand noch auf gutem Fuß mit Friedrich, und es lag ihm daran, Friedrichs oberste Machtbefugnisse im Osten [also im Königreich Jerusalem] wiederherzustellen. Im Jahre 1235 schickte er den Erzbischof von Ravenna als seinen Legaten nach Akkon." Das schreibt Steven Runciman in "Geschichte der Kreuzzüge". Er beschreibt damit die Ursache und die Zusammenhänge für die ab 4. August 1234 im kaiserlichen und päpstlichen Lager stattgefundenen Aktivitäten.

Kurz bevor der Papst seine Residenz nach Spoleto verlegte, finden sich zwei bemerkenswerte Urkunden des Kaisers aus Rieti. Leider ist kein genaueres Datum als der Monat festzustellen. Aus Ort und Anlass muss darauf geschlossen werden, dass kurz nach dem 3. August nochmals Verhandlungen mit Gregor stattgefunden haben. Grund waren die zwei Gesandten aus Akkon, die für sie sicher überraschend den Papst nicht allein vorgefunden hatten. Und dass sie auch noch die beiden Unterhändler, welche 1233 in Akkon waren, der Patriarch von Antiochia und Hermann von Salza, beim Papst antrafen, konnten sie auch nicht ahnen. In den Regesta Imperii Nr. 2051 unter August 1234 in Rieti wird berichtet: "Friedrich schreibt den baronen den rittern und dem volk von Accon von seiner sorge für das heilige land, meldet ihnen dass er den vom pabst als legaten dorthin gesendeten erzbischof Theod. von Ravenna auch zu seinem machtboten ernannt habe, empfiehlt ihn beglaubigend zu guter aufnahme, und benachrichtigt sie dass derselbe insbesondere ermächtigt sei die zwischen ihm und ihnen durch den patriarchen von Antiochia und den deutschmeister vermittelte abkunft namens seiner zu genehmigen." Dass es Deutschordensmeister heißen muss, bestätigt die folgende Urkunde Friedrichs, der im August bei Rieti eine Verleihung vornimmt, bei der u. a. der Patriarch von Antiochia und "br. Herm. deutschordensmeister" als Zeugen auftreten.

Hermann war dann sicher noch bei Papst Gregor geblieben. Schon am 7. August, noch auf dem Weg nach Spoleto, in Arrone, 15 km nördlich von Rieti, hatte Gregor einen Brief an den Führer der Akkoner Kommune, Johann von Ibelin, geschrieben. Darin tadelt er ihn, dass er den Kaiser sehr schwer beleidigt habe und fordert ihn auf, dem Kaiser ausreichende Genugtuung zu geben. Bereits am 8. August 1234, gerade in Spoleto angekommen, schreibt Gregor an die Barone des Königreiches Jerusalem und die Bürger von Akkon und teilt ihnen ebenfalls mit, dass er den Erzbischof von Ravenna ins Heilige Land schicken werde "und dass sie den auf Vermittlung des Patriarchen von Antiochia und des Deutschordensmeisters mit dem Kaiser geschlossenen, wenn auch von ihm noch nicht bestätigten Vertrag einhalten sollen."[Reg. Imp. Nr. 7036.] Am 9. August 1234 musste Gregor in einem Rundschreiben an alle Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte und andere kirchliche Würdenträger, in dem er die Legation des Theodor von Ravenna bekannt gab, zugeben, dass die Vertragspapiere noch gar nicht beim apostolischen Stuhl vorlagen.

Ende August 1234 war in Nürnberg ein Hoftag, auf dem König Heinrich (VII.) dem Deutschen Orden das besondere Privileg Friedrichs II. über die Freiheit von Wegegeld und Zoll bestätigte. Außerdem schenkte er drei Mühlen und einen Garten bei Nürnberg den dortigen Ordensbrüdern.

In Spoleto wurde inzwischen weiter über die Geschehnisse der Zeit nachgedacht. In den Regesten des Geschlechts Salza findet sich eine Urkunde vom 28. August 1234, in der Papst Gregor IX. die Frömmigkeit und Freigebigkeit Konrads von Masowien gegen den Deutschen Orden lobt und ihn ermahnt, dem Orden beizustehen. Gleichzeitig zeigt er ihm an, dass er den Orden in den Schutz St. Petri genommen habe. Das passt zu den zahlreichen päpstlichen Urkunden und Verfügungen vom 9. September 1234, die sicher unter Mitwirkung unseres Hochmeisters entstanden sind. Dazwischen befasste sich das Oberhaupt der Kirche aber auch mit der Vorbereitung eines neuen Kreuzzuges. Es gibt vom 4. September ein Schreiben des Papstes an alle Christgläubigen der Welt, darin schildert er "den traurigen Zustand des heiligen Lands und ermuntert sie, da nun der von Kaiser Friedrich mit dem Sultan geschlossene Waffenstillstand seinem Ende sich nähert, demselben Land in Person oder mit Geldbeiträgen zu Hülfe zu kommen gegen erlass der Sünden. …" Und das geschah genau in der Hälfte der mit zehn Jahren Laufzeit festgelegten Vereinbarung vom Februar 1229.

Hermann von Salza muss einen starken Einfluss auf den Papst gehabt haben. Denn die schon erwähnten Urkunden vom 9. September gaben dem Deutschen Orden in Preußen eine erhebliche Sicherheit. So stehen im Preußischen Urkundenbuch zu diesem Datum sieben Urkunden zu Gunsten des Ordens. Gregor IX. bittet Herzog Konrad von Masowien, die Brüder des Ordens vor Verunrechtung zu schützen. Er empfiehlt die Ordensbrüder dem Schutz seines Legaten Wilhelm von Modena, der bereits zur gleichen Zeit in Riga die Interessen des Papstes vertrat. Gregor trägt den Bischöfen von Masowien und Kujawien auf, den Deutschorden vor Schädigungen Übelwollender zu behüten. Dass der Deutschordensmeister bei der Erarbeitung dieser Urkunden anwesend war, zeigen zwei weitere Schriftstücke. Der Papst ermahnt das Kreuzheer in Preußen zur Folgsamkeit gegen den Landmeister [Hermann Balk] und die Brüder des Deutschordens und ermahnt die Neugetauften in Preußen zur Beharrlichkeit im Glauben und innigerem Anschluss an den Deutschorden. Einen weiteren Beweis der Anwesenheit Hermann von Salza gibt auch die Urkunde Nr. 113 vom 9. September, auf die auch in den Regesta Imperii Nr. 7041 und den Epistolae Saeculi XIII Nr. 595 eingegangen wird. Gregor bittet den Herzog Friedrich von Österreich, dem Schwager der thüringischen Landgrafen, dessen Vater Leopold zu den Wohltätern des Deutschordens gehörte, gleichfalls den Orden zu fördern, indem er die in seinem Lande für die Bekehrung der Preußen aufkommenden Spenden den Brüdern überweisen lasse. Da eine ähnliche Aufforderung des Papstes auch an die Erzbischöfe und Bischöfe des Landes erging, aber als Befehl, wird schon damals die Zahlungsmoral nicht sonderlich gut gewesen sein.

Dann hatte sich Hermann von Salza dem Kaiser wieder angeschlossen, der sich bei Montefiascone auf den Marsch gegen die Römer vorbereitete. Er erscheint auf zwei Urkunden des Kaisers. Ob er dann am folgenden Kriegszug teilnahm, ist nicht nachzuweisen. Möglich ist, dass er den Sohn des Kaisers, Conrad, nach Apulien begleitet hat. Der Deutschordensmeister ist aber sicher der Initiator des Kaiserbriefes von Ende September oder Anfang Oktober, in dem Friedrich dem Papst schreibt: "damit längeres Schweigen nicht ungerechten Argwohn errege, dass seine Rückkehr von Viterbo nach Apulien durch Rücksichten auf seine durch den Sommerfeldzug angegriffene Gesundheit veranlasst sei". [Reg. Imp. Nr. 2059.] Die Belagerung der von den Römern besetzten Burg Rispampani westlich von Viterbo war vergeblich gewesen und der Kaiser hatte sich dann in aller Eile in sein Königreich zurückgezogen. Deshalb drängte Hermann auf eine Benachrichtigung des Papstes, um die bevorstehenden Verhandlungen wegen der Lombardenfrage nicht zu gefährden. Am 11. Oktober hatte Papst Gregor sich nochmal mit dem Burzenland beschäftigt. Er beauftragte von Perugia aus, wohin er inzwischen übergesiedelt war, den Patriarchen Berthold von Aquileja, den Schwager des ungarischen Königs um seine Intervention in dieser Angelegenheit. Möglicherweise war ein Anlass dazu die weitere Bearbeitung der für die Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen benötigten Protokolle. Gregor beauftragte am gleichen Tage den Bischof von Hildesheim die vom ermordeten Konrad von Marburg erstellten Unterlagen ihm zukommen zu lassen oder neue zu erstellen.

Am 13. Oktober versprach auf einem Fürstentag in Nordhausen Landgraf Heinrich Raspe dem Deutschen Orden eine Rente von 300 Mark beim Eintritt seines Bruders Konrad in den Orden. Einen Monat später, am 18. November 1234 trat Landgraf Konrad von Thüringen, der Jüngste der Landgrafenbrüder, in den Deutschen Orden ein. Bei Marian Tumler liest sich das so: "Am 18. November trat er mit zwei priesterlichen und neun ritterlichen Gefolgsleuten zu Marburg in den Deutschen Orden ein. Er brachte ihm als Ausstattung das landgräfliche Gut Griefstedt, eine Jahresrente und das von der heil. Elisabeth gestiftete Hospital zu Marburg zu". Anmerkung: "[Chronisten berichteten], Konrad habe einem Freudenmädchen, das ihn versuchte, schwere Vorwürfe gemacht. Auf ihren Hinweis, sie handle nur aus Not, habe er sie ausgestattet und sich entschlossen, der Welt zu entsagen."

Der Dezember stand dann ganz unter dem Eindruck von zwei Ereignissen. Mit Genehmigung des Papstes schickte Friedrich eine Delegation nach England zum dortigen König, diese sollte um die Hand der Schwester des englischen Königs, Isabella, anhalten. Es wird ausdrücklich davon gesprochen, dass Hermann von Salza den Kaiser bei der Auswahl der Delegierten beraten hatte und zwei Ordensbrüder als Begleitung mitschickte.

Am 17. Dezember trat dann das ein, was befürchtet worden war, König Heinrich (VII.), der Sohn des Kaisers, ging ein Bündnis mit dem Lombardenbund ein. Damit waren alle Bemühungen um eine friedliche Beilegung der Lombardenfrage, besonders auch Hermann von Salzas, gegenstandslos geworden.
Im nächsten Teil wird weiter darüber berichtet.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 26. Oktober 2007