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Die Reise nach Rieti {1234}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 36

Am 1. Juli 1234 gab es nach 6 Monaten wieder ein Lebenszeichen von Hermann von Salza. Die Regesta Imperii Nr.7025 berichten, dass in Rieti Papst Gregor IX. nach dem Wunsche der Brüder Heinrich und Conrad, Landgrafen von Thüringen, und insbesondere auf Bitten des Conrads, das ursprünglich von der [damals noch nicht] heiligen Elisabeth aber ungültig gestiftete Hospital des Heiligen Franziskus an den Deutschorden übertragen habe. Als Quelle werden neben dem Hessischen Urkundenbuch die Epistolae Saeculi XIII Nr. 586 angegeben. Dort steht leider nur auf lateinisch: "Gregorius IX papa [Hermanno] magistro et fratribus ordinis Teutonicorum notum facit, H(enrici] et C[onradi] fratrum landgraviorum Thuringiae hospitale sancti Francisci de Marburg, in quo corpus beatae Elisabeth landgravias Thuringiae requiescat, corum domui conferre. Da auf einer kaiserlichen Urkunde aus Rieti vom Juli 1234 Conrad von Thüringen und der Deutschordensmeister Bruder Hermann gemeinsam als Zeugen aufgeführt sind, kann doch ziemlich sicher von der Anwesenheit Hermann von Salzas in Rieti ausgegangen werden.

Was war aber in der ersten Hälfte des Jahres 1234 alles passiert und warum hatten wir keine Nachrichten von Hermann von Salza in dieser Zeit. Wenn man davon ausgeht, dass der Hochmeister am 28. Dezember 1233 im Ordensland war, hat er sicher den Winter in Preußen verbracht. Dieser Winter soll nach den Annales Marbacenses furchtbar gewesen sein und den ganzen Januar angehalten haben. In dieser Zeit fand auch im Kulmer Land die Schlacht an der Sirgune statt, in der Anfang 1234 der Gegenangriff der Preußen von dem Kreuzheer unter Landmeister Hermann Balk und Burchard, dem Burggrafen von Magdeburg, abgewiesen worden war. Übrigens ist die erste Erwähnung des Magdeburger Burggrafen nach der Schlacht im Jahre 1234 vom 3. Juli auf einer Urkunde König Heinrichs bei einem Hoftag zu Altenburg in Thüringen.

Im Februar 1234 hatte Papst Gregor den Bischof Wilhelm von Modena als Legaten nach Livland und Preußen geschickt, um dort etwas Ordnung zu schaffen. Der dortige Legat, der Bischof Balduin von Semgallen, wurde abberufen. In einer Bulle vom 15. Februar 1234 nahm der Papst die Pilger, welche nach Livland ziehen, sowie die Schiffer, welche solche hinüberführen, in seinen besonderen Schutz. In den Regesta Imperii Nr. 7013 lesen wir dazu weiter: "… desgleichen auch den dazu vorzüglich gelegenen hafen Lübecks, welchen deshalb diejenigen, welche sich Livlands zu bemächtigen trachten, zu verderben suchen, in des heiligen Petrus und in seinen besonderen Schutz". Aber erst am 30. August 1234 nannte der Papst diesen geheimnisvollen "Bemächtiger" beim Namen, als er dem Probst von Halberstadt den Auftrag erteilte, den König von Dänemark anzuhalten, den Hafen von Lübeck wieder zu öffnen, widrigenfalls aber mit Interdikt und Exkommunikation gegen ihn zu verfahren [Regesta Imp. Nr. 7038].

Es gibt vom 22. März 1234 einen Brief des Papstes an den Comestabulus, die Barone und Ritter des Königreichs Jerusalem und die Bürger von Akkon, in dem er das Übereinkommen bestätigte, das bereits 1233 der Patriarch von Antiochia, Albert und der Deutschordensmeister Hermann im Auftrag des Kaisers abgeschlossen hatten und das auch der Kaiser angenommen hatte. Dieses Schreiben zur Grundlage zu machen, dass Hermann von Salza sich bis 1234 im Königreich Jerusalem aufgehalten habe, also im Dezember 1233 nicht in Preußen gewesen sein konnte, ist nicht haltbar. In dem Brief wurde vom Papst darauf hingewiesen, dass die Vereinbarung von beiden Seiten bereits eine geraume Zeit eingehalten worden war. Hier war Gregor jedoch falsch informiert. Die Jerusalemer Seite hatte die Vereinbarungen blockiert und sich weiterhin gegen den Kaiser gestellt.

So häuften sich in den ersten Monaten des Jahres 1234 die politischen Konflikte. Auch in Thüringen war es nicht friedlich. Der Streit zwischen dem Erzbischof Sifrid von Mainz und den Landgrafen von Thüringen war noch nicht ganz beigelegt, da belegte der Erzbischof im April 1234 die Bürger von Erfurt mit dem Bann, sie hatten sich geweigert, im Jahr zuvor die Heerfahrt gegen die Heiden zu unterstützen.

Es gibt aus diesem Monat aber auch von einer Hochzeit zu berichten. Ende April heiratete der Sohn der Jutta von Thüringen, Markgraf Heinrich von Meissen, in Wien Konstanze, die Tochter des verstorbenen Herzogs Leopold von Österreich. An den Hochzeitsfeierlichkeiten nahmen auch die Könige von Ungarn und Böhmen sowie sein Onkel, Landgraf Heinrich [Raspe], und mehrere Fürsten teil. In www. Genealogie-Mittelalter.de wird dazu berichtet: "Markgraf Heinrich hatte [in diesen Tagen] erbittert mit dem österreichischen Herzog Friedrich, seinem Schwager gestritten, der ihn in der Hochzeitsnacht demütigend gezwungen hatte, auf die Mitgift seiner Frau Konstanze zu verzichten."

Im Mai 1234 hatte Papst Gregor IX. wieder einmal Ärger mit den Römern. Er musste deshalb seine Residenz nach Rieti verlegen und hoffte auf die Hilfe des Kaisers. Dieser war auf dem Wege zu ihm, da Friedrich seinerseits die Unterstützung des Papstes gegen seinen Sohn Heinrich brauchte. Und so versammelten sich ab Juni 1234 viele geistliche und weltliche Würdenträger in dieser italienischen Kleinstadt 80 km nordöstlich von Rom.

Wie bereits eingangs erwähnt war auch Hermann von Salza in Rieti. Es ist gut möglich, dass er mit Conrad von Thüringen nach Italien gezogen ist und somit im Frühjahr von Preußen aus erst in seiner Heimat Thüringen war. In der umfangreichen Darstellung des Kanonisationsprozesses der hl. Elisabeth von Thüringen von Josef Leinweber in www.credobox.de fand ich einen Hinweis, dass Papst Gregor sich die Protokolle der früheren Kommission, die ihm der im Sommer 1233 ermordete Magister Konrad von Marburg nur in Abschrift übersandt hatte, durch den Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, überbringen ließ. Das kann nur auf dieser Reise Hermanns nach Rieti geschehen sein. Denn ab Mitte 1234 war er bis zum Beginn der Deutschlandreise Friedrichs Anfang 1235 beim Kaiser.

Hermann von Salza muss mit Conrad von Thüringen wohl schon vor dem 22. Juni in Rieti gewesen sein. Es gibt von diesem Tag eine päpstliche Bulle, die Thüringer Landgrafen betreffend. Gregor verbot dem Erzbischof von Mainz "die Erhebung des zwanzigsten der Einkünfte, welchen er für sich von den Kirchen verlangte, deren Patronat den Brüdern Heinrich und Conrad, Landgrafen von Thüringen, und deren Untergebenen zusteht." [Regesta Imperii Nr. 7023].
Über die ereignisreichen Wochen in Rieti soll der nächste Teil berichten.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 20. Juli 2007