Elisabeth mit ihren Eltern.
Miniatur aus der Handschrift von 1481
Insel Verlag
(Repro: D. Deubner)







Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [1]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil X

Das Jahr 2007 ist das Jahr der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Elisabeth ist eine der wenigen Frauen des 13. Jahrhunderts, die bis heute viele Menschen in der ganzen Welt fasziniert. Weniger bekannt aber ist der nicht unbedeutende Anteil, den der thüringische Deutschordensritter Hermann von Salza an der Entwicklung ihres Lebensweges hatte. Am 7. Juli 1207 wurde Elisabeth als drittes Kind des ungarischen Königspaares wohl in Sárospatak, einer Burg in Nordungarn, geboren. Ihr Vater, Andreas II., war seit 1205 König von Ungarn. Ihre Mutter Gertrud war die jüngere Tochter des Grafen Berthold VI. von Andechs- Meran. Wie damals in den fürstlichen Kreisen allgemein üblich, waren die Ehen fast immer politisch motiviert. Auch die Heiratspolitik der thüringischen Landgrafen richtete sich danach. So war es nichts Besonderes, dass Landgraf Hermann I. für seinen 1202 geborenen Sohn Hermann eine passende Frau suchte. Da er, wie Hilmar Schwarz in seinem Buch "Die Ludowinger" anmerkt, "ein politischer Wendehals war", passte eine ungarische Königstochter sicher gut in sein Konzept. Rainer Kößling sagt es in seiner Übersetzung der Handschrift von 1481 "Leben und Legende der heiligen Elisabeth - nach Dietrich von Apolda" noch etwas genauer: "Wie bereits die Ehe ihrer Eltern üblicherweise aus politischen Motiven geschlossen worden war, so geriet auch Elisabeths Person und Schicksal zum Spielball machtpolitischen Kalküls: Um ihr Bündnis gegen den Stauferkönig Philipp von Schwaben zu erhärten, vereinbarten ihr Vater und Landgraf Hermann I. von Thüringen ein Jahr nach der Geburt Elisabeths deren Verlobung mit des Thüringers erstgeborenem, damals etwa elfjährigem Sohn Hermann". Von Otto von Botenlauben kann er den Tipp bekommen haben. Dieser war 1206 auf "Heimaturlaub" aus Palästina, wo er sich seit 1198 aufhielt, denn er hatte 1197 in Würzburg das Kreuz genommen. Otto von Botenlauben war mit dem Landgrafen Hermann I. angeheiratet verwandt, denn er war der Schwager von dessen Tochter Jutta. Seine Mutter Sophie wiederum war die Schwester des Berthold VI. von Andechs, dem Vater der Gertrud von Ungarn. Sein älterer Bruder Heinrich war Deutschordensritter. In den deutschen Landen herrschte zu dieser Zeit ein ziemliches politisches Chaos. Nach dem Tode Heinrich VI. am 28. November 1197 war der Bruder des Stauferkaisers Philipp von Schwaben im März 1198 in Thüringen zum König gewählt worden. Aber auch der Welfe Otto IV. war am 9. Juni in Köln zum König gewählt worden. Und dann gab es noch Friedrich II., den Sohn des verstorbenen Kaisers Heinrich VI.. Diesen hatten die deutschen Fürsten am 25. Dezember 1196 zum König gewählt, da war Friedrich II. gerade mal 2 Jahre alt. In dieser doch sehr unübersichtlichen Situation war es notwendig, eigene wichtige Entscheidungen und Abmachungen möglichst geheim zu treffen. Deshalb waren die familiären Kontakte eine sehr gute Möglichkeit, Absprachen dieser Art ohne großes Aufsehen zu machen. Otto von Botenlauben, der "Henneberger", war mit dem Deutschordensritter Hermann von Salza, der ja ein Vertrauter des Landgrafen war, im Jahre 1206 sicher öfter Gast auf der Wartburg gewesen. Bei diesen Zusammenkünften wurde bestimmt auch über verworrene Verhältnisse in Deutschland, über die unbestimmte Zukunft des Landes und die Einstellung der Verwandtschaft zu diesen Dingen gesprochen. Wann beide 1206 nach Thüringen kamen, ist nicht bekannt. Es gibt aber zwei konkrete Tage in diesem Jahr, die die Anwesenheit Hermanns nachweisen. Am 20. Mai 1206 nahm König Philipp alle Besitzungen des Deutschordens sowohl in Jerusalem als auch im römischen Reich in seinen besonderen Schutz und erlaubte ihm, reichslehnbare Güter zu erwerben. Diese Urkunde ist zwar in Eger ausgestellt, könnte aber auch aus Altenburg stammen, wo im Mai 1206 ein Hoftag stattfand. Der Ordensbruder Hermann von Salza hatte sicher noch nicht die Reputation, um extra erwähnt zu werden. Erwähnt wurde er aber am 15. Juli 1206 als Zeuge auf einer Urkunde aus Thamsbrück, die an diesem Tage von Landgraf Hermann I. ausgestellt worden war. Hermann von Salza und Otto von Botenlauben können sich auch erst in Thüringen getroffen haben, denn es gibt wohl eine Urkunde des Ottos aus Sizilien aus dem Jahre 1206. Auf dem Rückweg nach Palästina, bei dem Hermann von Salza und Otto von Botenlauben den Landweg genommen haben werden, war ein Besuch in Ungarn sehr wahrscheinlich. Königin Gertrud hatte ihrem Mann einen Großteil der Regierungsgeschäfte abgenommen und bestimmte in Ungarn weitestgehend die Politik. Bei diesem Besuch werden die in Thüringen gemachten Überlegungen auf großes Interesse gestoßen sein. Eine Verbindung mit dem Thüringer Landgrafenhaus konnte die bereits bestehenden engen politischen Kontakte zum Deutschen Reich nur noch verbessern. Ich hatte es oben schon erwähnt. Sicher wurde damals auch schon über Möglichkeiten einer Einbeziehung des Deutschen Ordens in die Absicherung der ungarischen Südostgrenzen gesprochen. Ungarn lag ja im Bereich der Landwege nach Palästina und in diesen Jahren waren die Schiffsverbindungen ins Heilige Land nur über Italien möglich, aber auch gefährlich. Anders ist eigentlich der Zusammenhang der "Verkuppelung" der ungarischen Königstochter Elisabeth mit dem Sohn des Landgrafen Hermann kaum zu erklären. Harald Zimmermann schreibt dazu in seinem Buch "Der Deutsche Orden im Burzenland": "Die engen politischen Kontakte zum Deutschen Reich und die Verlobung von Belas jüngerer Schwester Elisabeth, der erst vierjährigen Tochter des ungarischen Königspaares, 1211 mit dem thüringischen Landgrafensohn Ludwig (gest. 1227) gelten als Grund für die im selben Jahr erfolgte Berufung des Deutschen Ordens ins siebenbürgische Burzenland, zumal der damalige Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza ein Thüringer war". Sicher sind diese Überlegungen nicht immer genau zu belegen. Wenn man aber die weitere Entwicklung in die Betrachtung einbezieht und hier hat die Vergangenheit ja einen großen Vorteil, so war der Deutsche Orden immer bemüht, die Verbindungen zwischen seinen doch sehr weit auseinander liegenden Balleien auszubauen und ständig zu verbessern. So hat ja Hermann von Salza 1211 den Auftrag Kaiser Otto IV., Kilikien zu besuchen, dazu genutzt, die dortigen Stützpunkte des Ordens zu erweitern und zu vermehren. Und diese lagen an den Wegen, die Kaiser Barbarossa auf seinem Zug ins Heilige Land 1190 benutzt hatte. 1211 hoffte Hermann auch noch in Palästina einen Ordensstaat aufbauen zu können. Über die weiteren Berührungspunkte des Hochmeisters des Deutschen Ordens mit der Landgräfin Elisabeth von Thüringen werde ich in einem zweiten Teil schreiben.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1.Februar 2007


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