"Brautwerbung" aus dem Glasmosaik
der Elisabethkemenate.
Mit freundlicher Genehmigung
der Wartburgstiftung.







Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [2]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XI

Bei der Suche nach weiteren Berührungspunkten der Landgräfin Elisabeth von Thüringen und Hermann von Salza, liegt mir eine Anzahl von Literaturstellen vor, die meine im ersten Teil vorgebrachten Überlegungen zum Teil bestätigen. Bei Mariam Tumler "Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken", für mich eines der Hauptwerke zur Geschichte des Deutschen Ordens, fand ich in dem Artikel "Der Deutsche Orden im Burzenlande" eine interessante Anmerkung zu diesem Thema. Tumler schreibt auf der Seite 183: "König Andreas stand durch seine Gemahlin mit deutschen Fürsten in Verbindung: ihr Vater Herzog von Meran, ihr Onkel Bischof von Passau. Über die Berufung des D[eutschen] O[rdens] [ins Burzenland] konnten bisher nur unbewiesene oder gar haltlose Vermutungen aufgestellt werden: Bei Übersiedlung der Königstochter Elisabeth, Braut Ludwigs von Thüringen, auf die Wartburg sei die Berufung zustande gekommen (…); sie sei durch Hermann von Salza bei Meister Klingsor erreicht worden, mit dem jener in J[ahre] 1206 auf der Wartburg zusammentraf [Oberth l. s. 17f]; der mit dem Landgrafen innig befreundete Hermann von Salza, der auch den thüringischen Erbprinzen zum Eintritt in den Orden bewogen habe, sei vom Papste, mit dem ihn ein vertrautes Verhältnis verband, vorgeschoben worden, um den Orden in Ungarn einzuführen als Ausfallstor nach dem Orient, ja nach Palästina. Das werde durch die späteren Klagen des Papstes erwiesen, das Land sei durch die Bedrückungen des Königs für das Hl. Land wertlos geworden. …" In einem Reiseführer über Budapest und Umgebung fand ich zur früheren Hauptstadt Ungarns Gran [heute Esztergom]: "Vom Ende des 10. Jahrhunderts an hielten die ersten ungarischen Fürsten und die ersten ungarischen Könige in Esztergom Residenz. Ungarische Könige empfingen hier den französischen König Ludwig VII., der 1147 ins Heilige Land aufgebrochen war, und 1189 den römisch-deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa." Kaiser Barbarossa war bekanntlich 1189/90 mit einem Kreuzfahrerheer auf dem Landweg nach Palästina gezogen und am 10. Juni 1190 im Fluss Saleph [fließt in der Südosttürkei] ertrunken.
Bei Albert Arnstadt, dem Mitglied des Reichstages und der Deutschen Nationalversammlung aus Großvargula, findet sich in seinem Buch "Die Schenken von Vargula" aus dem Jahre 1919 eine kurze Darstellung der Ereignisse um das Königskind Elisabeth: "Rudolf und Walther [von Vargula] befanden sich 1211 in der Gesandtschaft, welche der Landgraf Hermann nach Ungarn sandte, um die vierjährige Tochter des Königs Andreas von Ungarn, Elisabeth, welche für den elfjährigen Prinzen Ludwig zur Gemahlin bestimmt war, nach der Wartburg zu holen. Rothe [ein Thüringer Chronist aus dem 15. Jahrhundert] berichtet darüber: Walther von Vargula, ein männiglicher und ein weiser Ritter, der edle Herr Rudolf von Vargula, Meinhard von Mölberg [wohl Mühlberg], 12 Ritter, Frauen und Jungfrauen, wohlgeschmückt mit 4 Wagen und 30 Mann zu Pferde, zogen nach Ungarn, das Kind Elisabeth im 4. Jahre zu holen. Im Gefolge befand sich Bertha, Gemahlin Egoloffs von Bendeleben. Es wird berichtet, daß die junge Braut in ein seidenes Gewand gewickelt und in einer silbernen Wiege gelegen habe. Man habe ihr eine silberne Badewanne und einen silbernen Becher nebst einer Ausstattung von 1000 Mark Silber mitgegeben." Arnstadt beschreibt den Schenk Rudolf von Vargula als einen tapferen Kriegsmann mit dem stärksten Abscheu gegen alle Ungerechtigkeiten. Er war ein ritterlicher Beschützer der jungen Braut und späteren Landgräfin.
Dietrich von Apolda unterschlägt uns zwar den Rudolf von Vargula und erwähnt neben dem Meinhard von Mühlberg und der Bertha nur den Walther von Vargula, beschreibt aber sehr ausführlich die Abschiedsszene in Ungarn: ~ Als alles bereitet war, Gold und Silber und seidene Tücher, übergab sie die Tochter Elisabeth in einer silbernen Wiege. Der König sprach zu Herrn von Vargula: "Ich vertraue meinen Trost deiner Treue und deiner Ritterehre an." Er erwiderte: "Gern werde ich sie unter meinen Schutz nehmen." Darauf sprach die Königin: "Sagt eurem Herrn, er soll guten Mutes sein! Ich will ihn, wenn Gott mich am Leben erhält, mit größerem Reichtum beschenken." ~ Wenn wir nicht wüssten, dass Dietrich von Apolda diese Worte um 1290 aufgeschrieben hat, könnte man ihm hellseherische Fähigkeiten nachsagen. Zwei Jahre nach dieser Begebenheit, am 28. September 1213, wurde die Mutter der Elisabeth von ungarischen Adeligen im Pilis-Gebirge, westlich von Budapest, ermordet. Dieser Schicksalsschlag hat sicher ihr weiteres Leben mitbestimmt. So wie die Gertrud von Andechs in Ungarn von den einheimischen Edlen angefeindet worden war, hatte wohl auch Elisabeth unter der allgemeinen Ablehnung von Ausländern zu leiden. Ungarische Krieger hatten dreihundert Jahre zuvor Thüringen verwüstet und 908 den Markherzog von Thüringen, Burchard, getötet. Dieses Ereignis dürfte auch nach 300 Jahren, Anfang des 13. Jahrhunderts, noch bekannt gewesen sein. Dietrich von Apolda umschreibt das etwas: "Am Fürstenhofe gab es damals einige Räte und einflußreiche Männer, bei denen die guten Werke der Jungfrau Elisabeth tiefsten Unmut hervorriefen, und sie machten ihr durch bittere Schmähungen, vielerlei Hohn und Verachtung das friedsame Herz schwer." Elisabeth hatte sicher vieles von ihrer Mutter, diese war für die damalige Zeit eine sehr selbstbewusste Frau. Dietrich von Apolda charakterisiert sie in seinem Büchlein: "Seine Königin [Gertrud] war tugendhaft und verstand gute Absichten durchzusetzen, denn sie besaß in ihrem weiblichen Körper einen männlichen Sinn und regelte alle Angelegenheiten des Königreiches." Elisabeth muss sehr gläubig gewesen sein und da sie zusammen mit den Kindern der Landgrafenfamilie aufwuchs, überstand sie alle diese Anfechtungen. Im nächsten Teil werde ich über weitere interessante Ereignisse aus ihrem Leben berichten.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. März 2007


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