Festung Gaeta. Quelle: Anke Hüper, http//www.huepertexte.de/reisen





Die Lösung des Gaetakonflikt {1233}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 34

Das Jahr 1233 begann verhältnismäßig ruhig. Hermann von Salza war in Palästina, von ihm hörte man nichts. In Preußen sorgte der päpstliche Legat Wilhelm von Modena für Ordnung. Das es ihm gelungen war, eine größere Anzahl von Preußen zur Annahme des Christentums zu bringen, wie es in einer Urkunde vom 11. Januar 1233 im Preußischen Urkundenbuch steht, erfahren wir auch aus einer Bulle Gregors IX. Gregor forderte die Bekehrten auf, Boten zu ihm zu schicken. Auch bezüglich der Schenkung des Kulmer Landes an den Deutschen Orden durch Konrad von Masowien gab es im Januar 1233 eine Bestätigung durch den Sohn des Herzogs, Kasimir von Kujawien und Leszyc.

Im Februar finden wir in den "Epistolae Saeculi" eine Bestätigung Gregors IX. zu einer zwischen dem Erzbischof von Mainz und Landgraf Konrad durch Magister Conrad von Marburg vermittelten Sühne. Konrad hatte sich im Vorjahr mit dem Mainzer Erzbischof heftig gestritten, dabei war Fritzlar erobert und übel behandelt worden, wie in den "Regesta Imperii nr. 6939" zu lesen ist. Es gibt vom 13. Februar 1233 auch eine Urkunde über die Bestätigung durch König Heinrich (VII)zum Verkauf von Gütern an die Deutschordensbrüder von Nürnberg [Regesta Imperii nr. 4267]. Vom 24. Februar 1233 findet sich noch eine bemerkenswerte Urkunde des Papstes im Preußischen Urkundenbuch. Unter Nr.95 steht: "Papst Gregor IX. trägt dem Erzbischof Fulco von Gnesen, dem Bischof Wislaus von Krakau und dem Abt von Andrejow auf, gegen die polnischen Fürsten ermahnend und strafend vorzugehen, die die armen Leute durch Dienstleistungen beim Biber- und Falkenfang so quälen, dass sie zu den ungläubigen Russen und Prußen fliehen." Womit sich damals ein Papst so alles befassen musste.

"Während Hermann noch im Orient weilte, tauchte noch einmal der Gaetakonflikt auf. Man erinnere sich, daß der Papst Gregor IX. während der Konfliktzeit mit Friedrich II. den Gaetanern zugesagt hatte, daß sie niemals wieder unter die Herrschaft des Staufers zurückzukehren brauchten. Im Friedensinstrument von S. Germano hatte man die Frage, wie einerseits das päpstliche Versprechen zu halten und andererseits die territoriale Unversehrtheit des Königreiches durch Rückgabe von Gaeta zu gewährleisten sei, offen gelassen, und jahrelang hatten sich die Verhandlungen hingezogen, ohne zu einem greifbaren Resultat zu führen. Nun aber war man auf den Ausweg gekommen, Kaiser Friedrich II. sollte die Stadt Gaeta mit Zubehör sowie eine Reihe von Vasallen, die Parteigänger der Kirche gewesen waren, seinem Sohne Konrad, dem König von Jerusalem, verleihen. Mit dieser Anregung erklärte sich der Kaiser einverstanden und schickte im März 1233 von Policoro aus eine dementsprechende Verleihungsurkunde für Gaeta an den Papst". Soweit Willy Cohn in "Hermann von Salza". Ob bewusst die Abwesenheit des Hochmeisters ausgenutzt worden war, um dem Kaiser diesen Vorschlag zu unterbreiten, kann nicht gesagt werden. Bei den Verhandlungen damals 1230 ermöglichte erst das Ausklammern der Gaetafrage eine weitgehende Annäherung zwischen Gregor und Friedrich, an der Hermann einen maßgeblichen Anteil hatte. Der kaiserliche Hof wollte wohl vor der Rückkehr des Hochmeisters aus Palästina vollendete Tatsachen schaffen. Da machte aber Gregor nicht mit. Es gibt vom März 1233 einen umfangreichen Schriftwechsel zwischen Papst und Kaiser. So schrieb nach Reg. Imp Nr.6946 der Papst dem Kaiser: "… wie man es ihm [dem pabste] verdenke, dass er die unterdrückung der von Gaeta und anderer, welche zur zeit der zwietracht dem römischen stuhle anhingen, ruhig geschehen lasse; räth ihm, durch ertheilung eines privilegs unter fortlassung des: salvo mandato und änderung in: salvo servitio quod a - filio nostro Conrado nato tuo curie tue inde debetur, diese sache zu beenden, ihnen seine volle gnade wieder zu gewähren, handelsfreiheit zu verleihen und, bis sein sohn das fünfzehnte iahr erreicht hat, die verwaltung iener gegen den dem erzbischof von Messina und dem Deutschordensmeister zu übertragen, … ." Da der Kaiser sich inzwischen auf der Insel Sizilien aufhielt, er war von Policoro am Golf von Taranto über Messina nach Catania gezogen, war Rom 800 km weit entfernt.

Da er einmal beim Aufarbeiten von noch immer nicht gelösten Problemen war, nahm Papst Gregor sich im Frühjahr 1233 auch des Burzenlandes an. Harald Zimmermann schreibt dazu in seinem Buch "Der Deutsche Orden im Burzenland": "Kardinalbischof Jakob von Palestrina … erhielt im Frühjahr 1233 wohl auf Grund neuerlicher Vorstellungen des Hochmeisters nochmals den Auftrag, mit Exkommunikation und Interdikt die Rückgabe des Burzenlandes an den Orden zu erzwingen. Das scheint nicht effektuiert worden zu sein oder wenig genützt zu haben." Jakob von Palestrina war im Mai 1232 mit Otto von S. Nicolaus Verhandlungspartner Hermann von Salzas bei dem Versuch, mit dem Lombardenbund ein Einvernehmen zu erreichen. Ich berichtete im Teil 31 darüber. Da Hermann seit dem Herbst 1232 in Palästina versuchte Ordnung zu schaffen, wird er kaum im Frühjahr 1233 mit dem Papst Verbindung gehabt haben. Oder es gab damals schon funktionierende diplomatische Wege, die solche Verbindungen ermöglichten.

Das würde auch einige Ereignisse erklären, die sich im Sommer 1233 ereigneten, zu einem Zeitpunkt, zu dem Hermann von Salza nachweislich noch nicht wieder in Italien war. So wies Papst Gregor IX. den Patriarchen Albert von Antiochia am 10. Juni an, er möge seine Legationsaufgaben nur in seinem Patriarchat ausüben, aber, um Streit zu vermeiden, nicht im Bereich von Gerolds Jerusalemer Patriarchat. Im Sommer 1232 war Patriarch Albert von Antiochia vom Papst aufgefordert worden, im Königreich Jerusalem für Ordnung zu sorgen. Gregor hatte den Patriarch Gerold nach Rom zitiert und der Kaiser hatte Hermann von Salza zur Unterstützung Alberts nach Palästina geschickt.

Am 28. Juni 1233 wiederholte der Papst einige ältere wichtige Privilegien für den Deutschen Orden. Das geschah immer nach besonderen Leistungen des Ordens und wenn Hermann beim Papst war. Eines dieser jetzt wiederholten Privilegien war erstmals am 18. Januar 1221 von Papst Honorius III. ausgestellt worden. In der Übersetzung von Helmuth Kluger heißt es da: "Der Orden wird mit allen derzeitigen und zukünftigen Besitzungen ~ sowohl jenseits wie dieseits des Meeres ~, unter den Schutz des päpstlichen Stuhls genommen, darf überall Kleriker aufnehmen und sich des Privilegs der freien Sepultur [dt. Bestattung] erfreuen, …"

Ebenfalls im Juni 1233 gaben Papst und Kaiser im Streit um Gaeta nach. Am 21. Juni übersandte Gregor an Konsuln und Volk von Gaeta die von ihm zu ihren Gunsten erwirkten Entwürfe kaiserlicher Verbriefungen. Diese waren unter anderen die Übertragung Gaetas an König Konrad aber ohne Vasallenübertragung und die Amnestieerklärung mit Zugeständnis von Sicherheit und Verkehrsfreiheit für die Gaetaner. Besser hätte Hermann von Salza diesen Konflikt auch nicht lösen können. Oder hatte er doch seine diplomatischen Wege genutzt? Am 21. Juni hatte übrigens Friedrich II. seinem Sohn Konrad die Stadt Gaeta übergeben. Das steht in den "Regesten Imperii nr. 2023".

Nach Hermann von Salza war übrigens auch Goethe im Februar 1787 in Gaeta. In seiner "Italienischen Reise" schreibt er: "Mola de Gaeta begrüßte uns … mit den reichsten Pomeranzenbäumen. … Die Bucht vor dem Städtchen gewährt eine der schönsten Aussichten, das Meer spült bis heran. Folgt das Auge dem rechten Ufer und erreicht es zuletzt das Hornende des halben Mondes, so sieht man auf einem Felsen die Festung Gaeta in mäßiger Ferne. Das linke Horn erstreckt sich viel weiter; erst sieht man eine Reihe Gebirge, dann den Vesuv, dann die Inseln."
Doch was sich im Sommer 1233 weiter ereignete, berichtet der nächste Teil.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 11. Mai 2007