Spoleto Dom, aus: www.umbriabest.com





Der Konflikt im Königreich Jerusalem {1232}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 32

Auch wenn im Mai 1232 Kaiser Friedrich II., wie Andreas Lorck schreibt, den Magister Petrus von S. Germano zum Papst entsandte, bleibe ich bei meiner Annahme, dass Hermann von Salza nach Pfingsten dieses Jahres beim Papst in Spoleto war. Die Briefe Papst Gregors IX. von Juni lassen nur diese Möglichkeit zu. Die Lage in Palästina war in den letzten Monaten immer schwieriger geworden. Hauptursache waren dafür die ständigen verbalen Angriffe des Patriarchen von Jerusalem, Gerold, gegen den Kaiser und seine Bevollmächtigten. So tadelte Gregor am 17. Juni 1232 den Patriarchen, seinen apostolischen Legaten in Palästina: "dass derselbe gegen seine nach wiederherstellung des friedens erlassenen weisungen, den kaiser in seinen rechten und ehren im königreich Jerusalem zu fördern, die rebellen und feinde desselben unterstütze und damit das wohl des landes aufs spiel setze"[Regesta Imperii Nr. 6896]. Dazu kam am 15. Juni die Niederlage des kaiserlichen Marschalls Richard Filangieri auf Zypern, welche die sowieso schon instabilen Verhältnisse in Palästina für die staufische Herrschaft noch ungünstiger werden ließ, wie Helmuth Kluger schreibt. Am 7. Juli befiehlt Gregor IX. dem Patriarchen von Jerusalem, seinem apostolischen Legaten, in dieser oder in der nächsten Überfahrt mit einigen Templern und Hospitalitern herüberzukommen, damit er mit ihrem Berichte das Ärgernis im heiligen Land beseitigen könne [Reg. Imp. Nr. 6898]. Hier bestätigt sich meine Annahme von der Anwesenheit Hermann von Salzas beim Papst. Der Deutsche Orden war ja im Königreich Jerusalem gleichberechtigt präsent, wurde aber nicht mit aufgefordert, die Überfahrt anzutreten. Am 12. Juli meldete der Papst dem Kaiser von diesem Befehl an den Patriarchen und die beiden Orden und mahnte ihn, die Orden nicht zu belästigen, sondern, wenn er auch über sie zu klagen habe, sie durch gnädige Behandlung für sich zu gewinnen. Der Papst ersuchte um Geleitbriefe für den Patriarchen und seine Begleiter. Gleichzeitig drückte er in diesem Briefe seinen Wunsch aus, dass die Angelegenheit von Gaeta, ein sehr ernster Streitpunkt zwischen Papst und Kaiser in Italien: "zu ehren der kirche und des kaisers ausgetragen werde". [Reg. Imp. Nr. 6899]. In der Gaeta-Angelegenheit war Hermann von Salza ebenfalls als Vermittler eingesetzt worden. Sein Abzug aus den Verhandlungen mit dem Lombardenbund durch den Kaiser, trotz der erst am 10. Mai ausgesprochenen erweiterten Befugnisse des Hochmeisters, brachten dem Kaiser im Juli einen weiteren Erfolg. Die zum 12. Juli in Lodi angesetzten Verhandlungen mit dem Bund konnten nicht stattfinden, da der statt Hermann von Salza vom Kaiser zu den Verhandlungen geschickte Legat des Kaisers in Tuscien, Gebhard von Arnstein, den Termin entschuldigend versäumte. Der Kaiser hatte bis in den Herbst in der Angelegenheit Zeit gewonnen. Dass inzwischen die Diplomatie Hermann von Salzas bezüglich des Patriarchen von Jerusalem Ergebnisse erkennen ließ, zeigt die Tatsache, dass Friedrich seinen ursprünglichen Plan, ein zusätzliches Heer nach Palästina zu entsenden, fallen ließ. Willy Cohn schreibt dazu: "Um Mitte Juli 1232 scheint Friedrich von der Niederlage der Seinen bei Agridi [liegt bei Nikosia/Zypern] gehört zu haben. Zuerst dachte er an militärische Gegenmaßnahmen und zog schon ein Heer zusammen. … Aber recht bald kam ihm die Erkenntnis, daß hier auf dem Verhandlungswege, den er ja immer lieber beschritt, mehr auszurichten war, und dies war der Augenblick, wo wiederum für Hermann von Salza eine neue große Aufgabe erwuchs."

Papst Gregor IX. war inzwischen von Spoleto in seine Residenz nach Rieti zurück gekehrt. Am 25. Juli war der Patriarch von Jerusalem noch nicht beim Papst eingetroffen, denn dieser machte ihm in einem Brief Vorwürfe wegen seiner Unfriedfertigkeit und befahl ihm, ohne Zögern mit einigen Templern und Hospitalitern zu ihm zu kommen. Er bestätigte ihnen auch, dass er den Kaiser um ihre Sicherheit ersucht habe. Bereits am 26. Juli tadelte der Papst den Patriarchen in einem weiteren Brief wegen seines Benehmens, welches vermuten lässt, dass auch dessen früheres Vorgehen gegen den Kaiser nicht bloß kirchlichem Eifer entsprang. Er befahl ihm, das Amt des Legaten nicht länger auszuüben. Beide Briefe sind den Regesta Imperii Nr. 6905 und 6906 entnommen. Mit Datum vom 26. Juli erhielt gleichzeitig der Patriarch Albert von Antiochia den Befehl, als Legat des apostolischen Stuhls, "nach berathung mit den meistern des Tempels und des Hospitals die edlen des königreichs Jerusalem, die bürger von Accon und andere aufständische zur rückkehr zur treue und ergebenheit gegen den kaiser anzuhalten". In einem weiteren Brief vom 26. Juli befahl Gregor dem Meister und den Brüdern des Hospitals zu Jerusalem, den Patriarchen von Antiochia und andere, welche die Rechte des Kaisers verteidigten, zu unterstützen. Gleichlautende Schreiben erhielten die Templer, der Deutschorden und alle Prälaten. Auch das ist ein Anhaltspunkt, dass Hermann von Salza in dieser Zeit beim Papst war. Gegen den Deutschen Orden wurden von Gregor keine Vorwürfe oder Klagen erhoben, jedoch die Unterstützung des neuen Patriarchen befohlen.

Ob Hermann den Papst noch nach Anagni begleitet hat, ist nicht nachzuweisen. Auch die Aktivitäten des Papstes zur Burzenland-Problematik Ende August 1232 müssen nicht auf eine Anwesenheit des Hochmeisters hindeuten. Papst Gregor hatte am 31. August den Kardinalbischof Jacob von Palestrina beauftragt, als sein Legat in Ungarn für die Restitution des seinerzeit durch König Andreas II. dem Deutschen Orden verliehenen Burzenlandes zu erwirken. Harald Zimmermann schreibt dazu in seinem Buch "Der Deutsche Orden im Burzenland": "Im August 1232 wird in einem Mandat Papst Gregors IX. für den zur Streitschlichtung nach Ungarn entsandten Kardinallegaten Jakob von Palestrina erwähnt, dass man ein goldbulliertes Privileg des Ungarnkönigs eingesehen habe. Es kann nur das Diplom von 1222 gemeint sein". Und weiter schreibt er: "Um das königliche Einlenken zu erzwingen, war 1232 im päpstlichen Auftrag über Ungarn das Interdikt verhängt worden durch den Erzbischof-Primas Robert von Gran, in früheren Jahren noch als Bischof von Veszprim schon mit dem Deutschordensproblem befaßt". Ich glaube jedoch nicht, dass Hermann von Salza dieses Vorgehen des Papstes erbeten hatte. Für ihn waren jetzt andere Dinge wichtiger.

Im September war er ganz sicher wieder beim Kaiser in Melfi, "wo er in nicht unwesentlichen Urkunden, die Friedrich dort im September ausstellte", wie Willy Cohn schreibt, "Erwähnung findet." Anfang September war Hermann von Salza Zeuge in einer Urkunde Friedrichs für den Schwertorden in Livland, den dieser in seines und seines Reiches Schutz nahm. Hier hatte der Hochmeister sicher seine Empfehlung gegeben, denn der Deutsche Orden konnte in Preußen Verbündete gut gebrauchen. Hier wird es aber auch Absprachen mit Papst Gregor gegeben haben. Die wichtigste Urkunde für den Deutschen Orden im September 1232 war zweifelsfrei das wohl in Capua an Hermann von Salza ausgestellte Privileg, von dem Willy Cohn schreibt: "Um dieselbe Zeit gedenkt der Kaiser in einem Privileg für Hermann von Salza, in dem er ihm und seinen Nachfolgern umfassende Schenkungen macht, in ganz besonders warmen Worten der Verdienste, die er überall, besonders in den überseeischen Ländern geleistet hat. Dies betonte Friedrich sicher nicht ohne Absicht in einem Augenblick, in dem Hermann mit schwerem Auftrag über das Meer ging." Diese Schenkung war sicher schon Anfang des Jahres angedacht worden. Die drei Burgen, die diese Schenkung betraf, Monticielli bei Radicofani, Castellum vellum und Crusianum liegen südlich von Florenz [ital. Firenze), nicht weit vom Kloster S. Salvator bei Abbadis San Salvatore. Und den Abt dieses Klosters, Rainer, hatte Hermann ja im Januar 1232 im Auftrag des Kaisers aufgesucht. Um diesen Besitz wurde die Kommende Viterbo erweitert und bildete einen wichtigen Stützpunkt in Mittelitalien in der Nähe auch von Rom. Über die weiteren Ereignisse des Jahres 1232 und die Palästinareise Hermann von Salzas berichtet der nächste Teil.

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Papst Gregor IX., aus: www.mgf-kulmbach.de


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 19.Januar 2007