Venedig - Dogenpalast aus: Wikipedia





Diplomat und Hochmeister {1232}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 31

In der Nr. 1931 der Regesta Imperii vom 11. Januar 1232 heißt es: "Friedrich II. gebietet dem deutschordens-meister Hermann dass er dem abt Rainer von Monte Amiato die privilegien seiner kirche zurückgebe, welche wegen dem von demselben zu leistenden huldigungseid deponiert waren. ..." Im Mai 1231 hatte der Kaiser dem Abt des Klosters St. Salvator de monte Amiato, Rainer, gestattet, dieses bisher mit schwarzen Mönchen (Benediktinern) besetzt gewesenes Kloster, das gänzlich in Verfall gekommen war, in ein Kloster des Cistercienserordens (graue Mönche) umzuwandeln. [Reg. Imp. Nr. 1870] Friedrich war übrigens Laienbruder des Cistersienserordens. Auf der Urkunde, ausgestellt in Melfi, war u. a. Bruder Hermann, Deutschordens-meister, Zeuge. Durch die Art, wie diese Angelegenheit dargestellt wurde, haben viele Historiker übersehen, dass Hermann von Salza damit eine viel wichtigere Unterredung verbinden konnte. Vier Reitertage von Abbadis San Salvatore, so heißt heute der Ort, in dem das Kloster St. Salvatore steht, ist es bis zur damaligen Residenz des Papstes Gregor IX., Rieti. Und der Hochmeister des Deutschen Ordens hatte eine Menge mit dem Papst zu bereden. Dass Hermann bei Gregor für seine Angelegenheiten volles Verständnis fand, zeigen die vielen Anweisungen, Ernennungen und Privilegien, die Papst Gregor IX. zwischen dem 23. Januar und dem 17. Februar 1232 aussprach. Darunter ist auch die Bestätigung eines Privilegs für den Deutschen Orden, das Papst Honorius III. am 21. Januar 1221 ausgab, und das mir in der Übersetzung von Helmuth Kluger vorliegt. Das Privileg lautet: "Falsche Ordensbrüder, die sich widerrechtlich des Ordenskleides mit dem schwarzen Kreuz bedienen, um Almosen zu erschleichen, sollen von den Bischöfen zur Aufgabe ihres frevlerischen Tuns ange-halten und bei Zuwiderhandlung mit strengen Kirchenstrafen belegt werden." Die Bitte, dieses Privileg zu bestätigen, konnte nur der Hochmeister dem Papst antragen, und ist somit ein Beweis für die Anwesenheit Hermanns in Rieti. Einige Anweisungen des Papstes betrafen den Kreuzzug in Preußen. So erlaubte Gregor IX. unter anderen den "das Kreuz gegen die Preußen predigenden Dominikaner in der Magdeburger Kirchen- provinz, Exkommunizierte zu absolvieren, wenn sie nach Preußen ziehen wollen, ...". Die Brüder des Predigerordens in Böhmen ermahnte er zur Kreuzpredigt gegen die Preußen, die nach den Berichten der Bischöfe von Masowien, Leslau und Breslau große Verwüstungen angerichtet hatten. Mir liegt jedoch aus dieser Zeit keine Urkunde für den Deutschen Orden in Preußen vor. Gregor war sich damals noch nicht sicher, wie weit er den Orden in Preußen unterstützen konnte. Verbote hatte er aber auch nicht ausgesprochen. Ende Februar oder Anfang März war Hermann von Salza dann wieder in Ravenna beim Kaiser. Inzwischen war auch klar, dass die Lombarden die Grenzen für Heinrich, den Sohn des Kaisers, nicht öffnen würden. Als Papst Gregor Ende Februar dann noch die Kardinäle Jacob von Palestrina und Otto von St. Nicolaus als seine Legaten zu Verhandlungen mit den Bundesrectoren der Lombarden nach Bologna schickte, musste gehandelt werden. Friedrich bestimmte als möglichen Treffpunkt mit Heinrich, Aquileja. Doch vorher besuchte der Kaiser Venedig. "Er eilt an die Küste, geht zu Schiff nach Venedig, wo er vier bis fünf Tage bleibt - also etwa bis zum 13. -,..." Andreas Lork sieht das ganz richtig. Auch wenn es diese Urkunde von Aquileia gibt, die am 10. März ausgestellt worden sein soll, ist es sicher nicht möglich gewesen, den Venedigbesuch zwischen dem 07. und 10. dieses Monats abzuwickeln. Der Kaiser hatte, bevor er von den Venezianern empfangen werden konnte, in Loreo erst mal Halt gemacht. Hier fanden Verhandlungen mit venetianischen Gesandten statt, danach ging es weiter nach Venedig. Die Regesten Imperii geben in Nr. 1947 eine Urkunde wieder, die die Stimmung dieser Tage sehr anschaulich darstellt: "Friedrich II. gestattet in betracht der zuneigung Tiepolo doge von Venedig und das ganze volk des herzogthums vormals und besonders ietzt bei seiner durchreise bewährt haben, den Venetianern genannte handelsfreiheiten in Sicilien und dessen nebenländern, ..." Zeuge unter dieser Urkunde ist auch der Landgraf von Thüringen, Heinrich Raspe. Aber auch Hermann von Salza ging nicht leer aus. Friedrich erhielt nach Angaben von Adolf Koch und Willy Cohn vom Dogen Venedigs eine Reliquie als Geschenk, die der Kaiser Hermann für seinen Orden überreichte. Cohn schreibt darüber: "Als Friedrich dort zur Gegengabe für reiche Geschenke an die Markuskirche und vor allem für ein sehr günstiges Handelsprivileg einen angeblichen Splitter vom Kreuze des Jesus empfängt, hat er diese Reliquie an Hermann von Salza weiter gegeben." Diese Reliquie soll in einem an der Kleidung tragbaren Reliquiar aufbewahrt worden sein und Papst Gregor hatte 1233 ihre Verehrung angeordnet. Nach dem Besuch Venedigs war der Kaiser anschließend nach Aquileja weiter gereist. Hier residierte der Patriarch von Aquileia. In diesen Jahren war das Berthold von Meran, der Onkel der Elisabeth von Thüringen, dem Hermann von Salza schon lange Jahre freundschaftlich verbunden war. Für Hermann war es deshalb auch eine große Ehre, dass sicher unter maßgeblicher Mitwirkung des Patriarchen, in Gegenwart des Kaisers und vieler anderer Großer: "Graf Meinhard der Jüngere von Görz zu Gunsten des Deutschordensmeisters auf alle Rechte an Brisinich (heute Precenicco) und anderen Gütern, auf die einst Meinhard der Ältere, der Oheim des jetzigen Gebers, verzichtete, und dem Deutschorden übertrug". Die Übertragung muss um 1227 geschehen sein, Mainhard von Görz ist seit dieser Zeit nicht mehr als Zeuge des Kaisers zu finden. Auch er könnte ein Opfer der Seuche vom September 1227 geworden sein. Hermann von Salza nutzte diese Schenkung für die Gründung der Kommende Brixeney in der Ballei Lamparten. Die Kommende Brixeney in der Nähe von Aquileia hatte eine für den Orden günstige Lage. In Aquileia endete die Bernsteinstraße. Wenige Kilometer nach Süden war mit Grado ein Hafen. Gerade für die beginnende Preußenpolitik und die Verbindung zwischen Palästina und Preußen eine wichtige Zwischenstation. Aus Aquileia gibt es noch eine Urkunde vom April 1232, auf der Hermann von Salza als Zeuge aufgeführt ist. Friedrich II. verlieh dem Erzbischof von Mainz die Kirche von Lorsch im Einvernehmen mit seinem Sohn König Heinrich (VII.). Dieser war endlich der Aufforderung des Kaisers gefolgt, um sich mit ihm zu versöhnen. Andreas Lorck formuliert das: "Zu Cividale im April hatte sich König Heinrich seinem Vater persönlich gestellt und endlich gelobt, ihm in Allem gehorsam zu sein." Und Willy Cohn bemerkt dazu: "... Hermann von Salza wird es seinerseits mit Einwirkung auf Heinrich, dem er auf früheren Reisen nach Deutschland nähergetreten war, nicht haben fehlen lassen". Der Kaiser blieb noch etliche Wochen in dieser Gegend, besuchte Cividale del Friuli und reiste über Udine nach Pordenone. Hier traf er endlich auch mit dem Herzog Friedrich von Österreich zusammen, dem Schwager seines Sohnes Heinrich, der kein Freund des Kaisers war und an den Reichstagen in Ravenna und Aquileia nicht teilnahm. Wichtiger für Hermann von Salza war aber seine am 10. Mai erfolgte offizielle Ernennung durch den Kaiser: "zu seinem boten und vertreter in allen streitsachen zwischen sich und den lombardischen Städten Mailand Piecenza Brecia Mantua Ferrara Bologna Faenza und deren partner und helfer, und ermächtigt ihn wegen allen diesen streitsachen namens seiner auf die päpstlichen legaten ... zu compromittieren, ..."[Reg. Imperii Nr. 1981]. Noch nie zuvor hatte Friedrich eine so umfassende Ermächtigung für Hermann von Salza ausgesprochen. Da die Verhandlungen bereits am 13. Mai in Padua stattfinden sollten, musste Hermann sofort aufbrechen, denn von Pordenone nach Padua waren es ca 120 Kilometer. Das Ergebnis der Verhandlungen fasst Helmuth Kluger treffend zusammen: "Die Beratungen fanden am 13. und 14. Mai zu Padua im Hause des Kanonikus Landolfus und im bischöflichen Palast statt. Ihr Ergebnis, das uns in zwei ausführlichen Notariatsinstrumenten überliefert ist, stellt einen formaljuristischen Minimalkonsens her, der in der Sache ... nichts entschied." Zu Himmelfahrt verließ Friedrich Pordenone und kehrt nach Apulien zurück. Hermann von Salza wird möglicherweise zum Papst nach Spoleto gereist sein. Es findet sich kein Hinweis auf eine Anwesenheit in dieser Zeit beim Kaiser. Von Pordenone nach Spoleto, wo der Papst seit Juni residierte, sind es etwa 10 Reitertage. Er hatte sich wegen der Rebellion der Römer von Rieti noch etwas weiter nach Norden begeben. Die rebellischen Römer hatten aber noch etwas bewirkt. Gregor begann dem Kaiser gegenüber in einigen Streitfragen einzulenken, dabei teilweise direkt mit der Bitte um Unterstützung durch den Kaiser gegen die Römer. So steht in den Regesta Imperii Nr. 6904 vom 24. Juli 1232: "Gregor IX. meldet dem kaiser, dass er ihm die erbetenen schreiben durch den erzbischof von Otranto übersende; ersucht ihn um hülfe gegen die rebellischen Römer, versichert, dass er auf eine der ehre des kaisers entsprechende regelung der überseeischen angelegenheit bedacht sei; ...". Über die weitere Entwicklung im Kaiserreich und im Heiligen Land und dem Anteil Hermann von Salzas daran, erfahren wir im nächsten Teil.



Aquileia - Fresco aus dem 13. Jh. (Foto: Giovanni Dall`Orto)


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 22.Dezember 2006