La citta di Melfi aus: www.stupormundi.it





Das schwierige Diplomatenleben {1231}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 30

Hermann von Salza ist sicher bis Anfang Mai bei Papst Gregor IX. im Lateran gewesen. Die zu behandelnden Themen waren sehr zahlreich und überaus kompliziert. So gibt es vom 29. April einen Brief an Kaiser Friedrich II., in dem Gregor seine Bitte vom Februar wegen Restitution der Hospitaliter und Templer wiederholt. Er weist darauf hin, dass dieselben bereit seien, alle Feudalia, welche dieselben seit den Zeiten der Mutter des Kaisers von andern als von der Kurie erhielten, dem Deutschmeister zu übergeben, bis über dieselben durch Schiedsrichter entschieden sei, - diese Möglichkeit ist sicher zwischen dem Papst und dem Hochmeister besprochen worden. Im Februar wird Friedrich dem Papst noch eine unbefriedigende Antwort gegeben haben, da war der Deutschordensmeister ja noch im Norden. Es gibt vom 30. April 1231 noch einen bemerkenswerten Brief Gregors, der darin dem ungarischen König Andreas vorwirft: "Magister ad presentiamtuam in spe vocatus accendens frustratus redit fatigatus multis laboribus et Expensis." Auf Deutsch:" Der Meister unter Vorspiegelung von Aussichten zu Dir gerufen, kehrte ohne Erfolg zurück, ermüdet über viele Arbeiten und Auslagen". Es muss schon ein besonderes Verhältnis zwischen Papst und Ordensmeister gewesen sein. Im Mai war Hermann von Salza wieder beim Kaiser. In den Regesta Imperii ist für Ende Mai aus Melfi eine Beurkundung für den Abt des Klosters St. Salvator de monte Amiato vermerkt, in der Bruder Hermann, Deutschordensmeister, neben dem kaiserlichen Marschall Richard Filangieri als Zeuge auftritt. Am 1. Juni war der Deutschordensmeister bereits wieder auf diplomatischer Mission. Zusammen mit dem Erzbischof von Bari begab er sich im Auftrage des Kaisers zum Papst nach Rom. Willy Cohn schreibt darüber: "Seine neue diploma-tische Mission führte ihn im Juni zum Papst, der sich damals in Rieti aufhielt. Inhalt dieser Sendung war vor allem die Besprechung der Angelegenheit des Königsreiches Jerusalem: Anerkennung des Königstitels und das Verhalten der Johanniter und Templer, die sich noch immer nicht auf den Boden der geschlossenen Friedensverträge stellten. Die ganze Lage zwischen Papst und Kaiser war damals im Juni wieder außerordentlich gespannt". In einer Anmerkung stand noch: "Noch war kein Jahr seit dem Friedensschluß vergangen, und man stand im Juni 1231 schon wieder hart vor dem Bruch". Man könnte natürlich auch sagen: Hermann von Salza war einige Monate nicht beim Kaiser und schon brannte es wieder. Lassen wir Willy Cohn weiter berichten: "Daß auch die Gesandtschaft des sonst in Friedensverhandlungen so bewährten Hochmeisters nichts ausrichten konnte, geht aus der Tatsache hervor, dass Beschlagnahmungen der Güter der Johanniter und Templer von den Chronisten gerade für den Juni gemeldet werden. Gerade in diesen Tagen, in denen das große Werk der Consti-tutionen von Melfi vollendet wurde, fühlte sich Friedrich auch ganz besonders von der Bedeutung seiner Stellung durchdrungen und war deswegen wenig zur Nachgiebigkeit gestimmt". Im Juni hatte der Kaiser sein neues umfassendes Gesetzbuch für das Königreich Sizilien den Vertretern der Stände seines Reiches zur Begutachtung übersandt. Der Papst war Anfang Juni vor einem Erdbeben aus Rom nach Rieti geflüchtet. All diese Umstände haben sicher ein erfolgreiches Verhandeln verhindert. In Deutschland gab es für den Kaiser in diesen Tagen auch noch Ärger mit seinem Sohn. Auf dem Reichstag in Worms am 1. Mai beugte sich Heinrich (VII.) den deutschen Fürsten und bestätigte das "Statutuum in favorem principum". Darin verzichtete der deutsche König auf die Ausübung königlicher Hoheitsrechte in den Gebieten weltlicher und geistlicher Landesherren. Gleichzeitig wurde den Städten die Aufnahme von Hörigen und Pfahlbürgern verboten. Auch das Verhältnis des Kaisers zu den Lombarden begann wieder stärker zu kriseln und in Palästina erhob sich Widerstand gegen Friedrich als König von Jerusalem. All das machte das Regieren für Friedrich II. nicht leichter. Um erstmal in Deutschland und Sizilien wieder Ordnung zu schaffen, schrieb der Kaiser "zur Herstellung des Friedens in Italien und im ganzen Reiche und zur Beseitigung der Zwietracht" nach Ravenna einen Reichstag aus. Er bezog sich dabei auch auf einen Ratschlag des Papstes, was darauf schließen lässt, das die Verhandlungen Hermann von Salzas im Juni doch ein Ergebnis hatten. Am 1. November 1231 sollte der Reichstag stattfinden. Die ersten, die darauf reagierten, waren die Lombarden. Am 12. Juli erneuerten die lom-bardischen Städte ihren Bund. Papst Gregor hatte zwar am 18. Mai versprochen: "sich selbst um das Versöhnungswerk mit den Lombarden zu kümmern", was aber keineswegs zu einem Einvernehmen führte. Anfang Juli muss Hermann von Salza noch in Rieti bei Gregor gewesen sein. Es gibt einige Briefe des Papstes aus dieser Zeit, die darauf schließen lassen. Am 5. Juli warnte Gregor den Kaiser ernstlich: "vor neuen Verordnungen, durch welche er, wie behauptet wird, der Kirche Verfolgungen zufügen würde, sei es nun, dass der Gedanken dazu aus ihm selbst gekommen, oder ihm von schlechten rathgebern beigebracht worden sei". Dieses Schreiben hatte Hermann von Salza sicher mit nach Melfi gebracht, wo er am 21. Juli wieder beim Kaiser nachgewiesen werden kann. Im August muss er aber wieder in Rieti gewesen sein. In einem Brief vom 12. August gesteht Gregor dem Kaiser den bis dahin versagten Titel eines Königs von Jerusalem zu und gibt dem Patriarchen von Jerusalem und den Templern und Johanniter die Weisung zur Nachgiebigkeit. In den Regesta Imperii Nr. 6865 steht: "Gregor IX. schreibt dem kaiser, dass er ihm den titel eines königs von Jerusalem bisher aus gründen entzogen habe, welche ihm der erzbischof von Reggio und der deutsch-ordensmeister eröffnen würden; gibt ihm nunmehr gern diesen edeln titel; ermahnt ihn, die feinde des heiligen lands zu bekämpfen und die ketzer zu vertilgen; wünscht ihm weisheit und milde, letztere insbesondere, um die vielfach bedrängten einwohner des reichs Sicilien wieder aufzurichten; benachrichtigt ihn, dass er in bezug auf die von demselben beabsichtigte sendung des Riccard Filangieri, seines marschalls, übers meer die gewünschten briefe erlassen habe, dass er denselben darin aber nicht als des kaiserreichs oder kaiserlichen, sondern als seinen oder des kaisers legaten bezeichnet habe, wie auch er das beachten solle, damit nicht zum schaden seiner erben die ansicht entstehe, als ob das königreich Jerusalem der kaiserlichen herrschaft unterworfen sei; ersucht um restitution des den ritterorden genommenen". Interessant ist dabei noch, dass es vom 11. August einen weiteren Papstbrief gibt, den dieser an den Sultan el-Kamil geschrieben hat. Leider liegt er mir nur in der lateinischen Fassung der "regestis Pontificum Romanorum" vor. Friedrich schickte noch im August eine Schnellseglerstaffel unter der Führung des Reichsmarschalls Filangieri aus. Dieser machte Tyrus zu seinem Hauptquartier. ... Richard begann mit der Belagerung von Beirut, da er vom Kaiser mit der Enteignung der Ibelins, [einer palästinensischen Herrscherfamilie] beauftragt war. Anfang September wurde der Deutsche Orden für die von seinem Hochmeister Hermann geleistete Arbeit wieder mit Privilegien ausgezeichnet. Der Kaiser muss also zufrieden gewesen sein. Inzwischen versuchte Papst Gregor sein Versprechen, der Lombarden wegen, zu halten. Aber auch hier ging es nicht ohne Hermann. Marian Tumler schreibt dazu: "Papst und Kaiser anerkannten Hermann reines Streben und vertrauten ihm völlig. So schreibt Gregor IX. im September 1231 an die Lombarden: Der Kaiser schickt einen Mann von erprobter Treue, den seine sorgliche Umsicht mit Recht hochgeschätzt macht, Hermann den Meister ...". Über fünf Briefe verschickte der Papst am 27. September wegen der Lombarden, immer unter hervorragenden Bemerkungen zum Überbringer Hermann von Salza. "Vergeblich! Am 26. Oktober haben dieselben [die Lombarden] zu Bologna die Aufstellung eines starken Bundesheeres und eine Gesandtschaft nach Rom beschlossen: der Papst möge dahin wirken, dass der Kaiser die Lombardei nicht mit einem Heer betrete. - Die Mission Hermann`s war gescheitert." In Deutschland fand dann am 17. November eine andere Tragödie ihr Ende. Die Ungarin Elisabeth, Witwe des am 11. September 1227 verstorbenen Landgrafs Ludwig von Thüringen, starb mit vierundzwanzig Jahren. Das wird Hermann sicher auch sehr berührt haben, war er doch am Zustandekommen der Verbindung zwischen der ungarischen Königstochter und dem Thüringer Landgrafengeschlecht zwanzig Jahre zuvor beteiligt gewesen. Der Reichstag von Ravenna fand auch noch 1231 statt, aber nicht am 1. November, sondern gegen Weihnachten und ohne Beteiligung König Heinrichs (VII.) und vieler deutscher Fürsten. Diese hatten einen guten Grund der Strafpredigt des Kaisers fernzubleiben, die Lombarden hatten wieder einmal die Alpenpässe gesperrt. Hermann von Salza hat am Reichstag nicht teilgenommen. Er wird zwar auf einer Schenkung für den Orden erwähnt, aber nur mit den Worten "auf Bitte des Deutschordensmeisters Hermann". Erst vom 11. Januar 1232 gibt es in den "Regesten des Kaiserreichs" einen Eintrag, in dem Friedrich II. dem Deutschordensmeister Hermann gebietet, dass er dem Abt Rainer von Monte Amiate die Privilegien seiner Kirche zurückgebe. Doch darüber mehr im nächsten Teil.



Rieti - Palast von Papst Honorius III.
aus: www.camminodifrancesco.it


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 24. November 2006