Würzburg - Lusamgärtchen - Hier wurde 1230? Walther von der Vogelweide begraben. Foto aus www.willy-horsch.de





Seine Reise nach Norden {1230 bis 1231}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 29

"Der Hochmeister wurde als Vermittler zwischen Papst und Kaiser nach Italien berufen. Das Versöhnungswerk gelang nach achtmaligem Hin- und Herreisen zwischen den Häuptern der Christenheit; im Jahre 1230 kam der Friede von San Germano zustande. Wie hoch das Verdienst des Meisters am Friedenswerk eingeschätzt wurde, ergibt sich daraus, daß nach dem Friedensmahle Papst und Kaiser "in den päpstlichen Gemächern in langer Unterredung verweilten, nur in Gegenwart des Meisters der Deutschen." Das schreibt Marian Tumler in seinem Buch: "Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken". Dieses Zusammentreffen, für den Deutschen Orden ein Ereignis von großer Tragweite, fand am 1. September 1230 in Anagni als krönender Abschluss eines Friedensversuchs zwischen Kirche und Kaiser statt. Wenn man jedoch die Einschätzungen der zahlreichen Historiker der letzten Jahrhunderte zu diesem Ereignis liest, vereinfacht sich das auf die Frage, hat Hermann von Salza mit Papst und Kaiser gegessen oder war er nur nach dem Mahl an der anschließenden Unterhaltung der beiden "Häupter der Christenheit" beteiligt. Hermann wird die damals gültige Etikette gekannt haben. Das Hauptthema der Unterhaltung dürfte das weitere Vorgehen des Deutschen Ordens im Kulmer Land gewesen sein. Auch könnten die ungeklärten Verhältnisse des Ordens in Ungarn angesprochen worden sein. Und so erhielt den der Deutschordensmeister den "Marschbefehl", sich möglichst schnell auf den Weg nach Deutschland und in die östlichen Gebiete zu machen. Bevor der Kaiser sich nach Apulien in sein Stammland begab, wurde die Anwesenheit der deutschen Fürsten zu einer Reihe von Entscheidungen genutzt, die Zeugen-unterschriften erforderten. Auf einigen Urkunden finden wir dann auch die Unterschrift Hermann von Salzas. Den Urkunden nach muss auch Otto von Botenlauben zur deutschen Delegation gehört haben. Hermann von Salza blieb noch einige Tage in der Nähe des Papstes, denn am 12. September bestätigte Papst Gregor IX. dem Orden die Schenkung des Kulmer Landes durch Konrad von Masowien. Am 15. September verbot der Papst den Templern jede weitere Behelligung des Deutschen Ordens wegen des weißen Mantels und am 17. September forderte er die Brüder des Predigerordens in den Kirchenprovinzen Magdeburg und Bremen, ferner in Polen, Pommern, Mähren, Sorabien [Spreewald/Lausitz], Holstein und Gotland zur Kreuzpredigt gegen die Preußen auf. Aber auch diesmal dachte Hermann an die finanziellen Belange des Ordens. In einem Schreiben vom 17. September 1230 mahnte der Papst den Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe, an, dem Deutschen Orden die 960 Mark zu zahlen, die Ludwig IV. in seiner Todesstunde am 11. September 1227 dem Hochmeister als Schenkung versprochen hatte. Danach war Hermann in der zweiten Septemberhälfte 1230 von Rom aus über die Alpen gezogen, möglicherweise mit Otto von Botenlauben. Im Dezember 1230 ist der Aufenthalt Hermanns in Würzburg durch eine dort ausgestellte Urkunde nachgewiesen. Zu dieser Urkunde gibt es einiges zu sagen. Dieter J. Weiss schreibt in seinem Buch "Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter" darüber: "Einen mächtigen Impuls erfuhr das Würzburger [Deutschordens-] Haus beim Ordenseintritt Graf Otto III. von Botenlauben aus dem Geschlecht der Henneberger, dem Sohn des gleichnamigen Minnesängers. [Man] geht davon aus, daß von den dabei gemachten Stiftungen mindestens 1000 Mark an das Würzburger Haus gefallen seien. Im Dezember 1230 bestimmte Otto von Botenlauben [der Jüngere] aus dem Verkaufserlös von 4300 Mark Silber für seine Herrschaften Hildenberg und Lichtenburg 2900 Mark für den Deutschen Orden. Deshalb übergab der Käufer, Bischof Hermann von Lobdeburg, dem Orden nach dem Eintritt Ottos Besitz im Gegenwert von 2900 Mark Silber unter dem Vorbehalt des Wiederkaufs. Unter den Zeugen stehen Hochmeister Hermann von Salza und der nachmalige Deutschmeister Berthold von Tannroda." Ganz einfach scheint diese Angelegenheit aber nicht gewesen zu sein. Schon im September, zu einem Zeitpunkt, an dem sein Vater noch nicht wieder in Deutschland sein konnte, wendete sich Otto der Jüngere in Nürnberg an König Heinrich. Am 23. September 1230 erlaubte Heinrich [VII] "dem grafen Otto dem iüngern von Botenlauben, welcher zugleich mit seiner ehefrau geistlich werden will, auf dessen dringende bitte und mit rath seiner fürsten und andern unterschriebenen familiaren die burg Lichtenberg verkaufen zu dürfen". Der erste Zeuge auf dieser Urkunde ist der Käufer der Burg im Dezember, Hermann, Bischof von Wirzburg. [Reg Imp V]. Von Würzburg zog der Deutschordensmeister nach Speyer um vom Bischof von Speyer ,Behringer von Entringen, für das dortige Ordenshaus die Kirche St. Stephan als Schenkung zu erhalten. Und Anfang Mai 1231 war er wieder beim Kaiser. Dazwischen wissen wir nicht viel von seinen Aufenthalten. Bekannt ist jedoch, dass vor dem 21. März 1231 der Bischof Christian von Preußen in zwei Urkunden dem Deutschen Orden seine Rechte im Kulmer Land übertrug. Somit muss sich Hermann von Salza mit dem Bischof von Preußen getroffen haben. Das kann aber sicher nicht in Masowien oder dem Kulmer Land gewesen sein. Möglicherweise trafen beide in Schlesien, in der Nähe von Breslau oder südlich von Görlitz zusammen. Dorthin war wohl Hermanns Bruder Günther um etwa 1180 gezogen. Im geschichtlichen Abriss zu einem Bild des Herrenhauses in Nieder-Lichtenau im schlesischen Kreis Lauban steht: "dass das Gut Nieder-Lichtenau ein Mannlehngut, das bei dem Fürstenthume Görlitz zu Lehen ging, seit den ältesten Zeiten ... der alten, aus Thüringen stammenden Familie derer von Salza gehörte, die sich deshalb auch von Salza und [zu] Lichtenau nannte". In der Chronik von G. und H. Schütz, die auch H. Rockstuhl in seiner "Chronik der Stadt Bad Langensalza" übernommen hat, steht in der Stammtafel der Herren von Salza, in der gleichen Reihe neben Hugo I. 1174-1237 Minnedichter vor Hermann I. 1174-1239 Großmeister d. D.O., Günther I. 1174 (das ist ein Urkundendatum) Stammvater der Oberlausitzer Linie. Ich gehe davon aus, dass dieser Bruder unseres Hochmeisters damals der Vermittler war. Der in dieser Zeit regierende schlesische Herzog Heinrich der Bärtige war der Neffe des Herzogs Konrad von Masowien, der den Deutschen Orden um Unterstützung gegen die Pruzzen gebeten hatte. Übrigens war die Frau des Herzogs Heinrich eine Tante der Heiligen Elisabeth. Wenn es auch noch keine urkundlichen Beweise für meine Behauptung gibt, gegenteiliges ist auch nicht zu finden. Hermann von Salza hatte sich im September 1230, wie bereits erwähnt, die Unterstützung Papst Gregors IX. für den Einsatz des Deutschen Ordens in Preußen eingeholt, bevor er diese Reise angetreten hatte. Auch war es nicht seine Art, solch wichtige Entscheidungen zu delegieren. Es ist durchaus möglich, dass Hermann Balk mit seinen Ordensrittern erst nach den Absprachen des Hochmeisters mit Bischof Christian ins Kulmer Land gezogen ist. Im Frühling 1231 trafen weitere Ordensbrüder an der Weichsel ein, da war Hermann von Salza aber bereits auf dem Weg nach Ungarn. Über den Besuch beim ungarischen König wissen wir nur etwas durch einen Brief des Papstes Gregor IX. vom 26. April 1231 an den ungarischen Thronfolger Bela IV. Der Papst ermahnte darin Bela, so steht es bei H. Zimmermann " Der Deutsche Orden im Burzenland", "unter Hinweis auf die das Burzenland und den Deutschen Orden betreffenden Urkunden seines Vaters Andreas II. sowie mit Erinnerungen an die Verdienste der Ritter insbesondere bei der Bekehrung der Kumanen zur Rückgabe des ihnen gewaltsam weggenommenen, aber der päpstlichen Schutzherrschaft unterstehenden Landes und zur Satisfaktionsleistung für den angerichteten Schaden, nachdem der Ordensmeister bei seinem Besuch am Königshof vergeblich darum gebeten hatte." Und Willy Cohn schreibt dazu: "In diesem Jahre (1231) aber hat Hermann von Salza wohl von Österreich aus die Reise nach Ungarn ausgeführt. ... Wir wissen nichts über den Verlauf der Verhandlungen am ungarischen Königshofe, wir wissen nur, daß sie gescheitert sind." Und wir wissen damit auch, das Hermann von Salza vor dem 26. April 1231 auf der Rückreise zum Kaiser in Italien noch beim Papst Gregor IX. in Rom war. Welche neuen Aufgaben ihn bei Friedrich II. erwarteten, verrät der nächste Teil.



St. Stephansdom zu Speyer aus www.courses.psu.edu


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 27.Oktober 2006