Papst Gregor IX. aus: www.vaticanhistory.de





Der Frieden von San Germano {1230}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 28

Die Teilnehmer der vom Kaiser zum Papst geschickten Gesandtschaft hatten in Rom bei den Verhandlungen einen Durchbruch erzielt. In der Überzeugung, dem Frieden ein ganzes Stück näher gekommen zu sein, nutzten die anwesenden deutschen Fürsten ebenfalls die Gelegenheit, für einige anstehende Probleme die Zustimmung Gregors zu erhalten. Dieser gestattete dann auch, wie in den "Regesten Imperii" Nr. 6807 vom 11. Mai 1230 zu lesen ist: "... dem Rudolf, pfarrer von Porgheim, auf den bericht des patriarchen von Aglei, des erzbischofs von Salzburg, des bischofs von Regensburg und des herzogs von Oesterreich, sowie auf briefe seines diöcesanbischofes, ausnahmsweise auch noch die pfarrei S. Quintin in Mainz besitzen zu dürfen". Es ist schon erstaunlich, mit welchen Angelegenheiten sich ein Papst alles beschäftigen musste. Und so konnte die Gesandtschaft erst nach dem 11. Mai zum Kaiser zurückkehren. Zur Reisegruppe gehörten auch die Abgesandten des Papstes, der Kardinalbischof der Sabina Johannes Halgrin de Abeville und der Kardinal Tommaso del Vescovo di Capua mit Titel zu S. Sabina (Thomas von Capua). Sie hatten den Auftrag dem Kaiser die Absolution des römischen Stuhles zu bringen. Das sollte aber in Capua erfolgen. Da der Kaiser noch in Foggia residierte, schickte man Hermann von Salza vor, um dem Kaiser die Ankunft der Gesandten zu melden. Man forderte ihn außerdem auf, sich umgehend nach Capua zu begeben. Bei einigen Chronisten wird sogar von schleuniger Herüberkunft gesprochen. Für die ca 310 km von Rom nach Foggia brauchte Hermann etwa 7 Tage. Von Foggia nach Capua waren es nochmal 3 Tage. Friedrich hatte es aber gar nicht so eilig. Nach der Ankunft Hermanns hatte der Kaiser erstmal eine Urkunde für den Orden ausgestellt. Darin bestätigte er Schenkungen an den Orden auf dem Gebiet Apuliens. Das bedeutete eine Stärkung des Ordens und besonders der dortigen Kommenden und war sicher auch ein Dank an den unermüdlichen Hochmeister. Inzwischen hatte sich jedoch ein Zwischenfall ereignet, der alles wieder in Frage stellen konnte. Friedrich hatte in der Capitanata Strafmaßnahmen gegen die Orte Foggia, San Severo und Casalnuovo befohlen. Sie hatten sich während seiner Abwesenheit gegen ihn gestellt und so ließ er ihre Mauern "bis auf den Erdboden niederlegen". In Teano, etwa 20 km vor Capua, erfuhren die päpstlichen Gesandten von diesem Zwischenfall und informierten den Papst. In den Akten des Perusiner Registers Papst Gregors IX. findet sich ein Brief des Papstes vom 29. Mai 1230 an die päpstlichen Verhandlungsführer, den Karl Hampe in seinem Buch "Die Aktenstücke zum Frieden von San Germano 1230" übersetzt hat: "Papst Gregor IX. schreibt dem Kardinalbischof Johann von Sabina und dem Kardinalpriester Thomas von Sancta Sabina, daß ihre Nachricht von dem Strafgericht Friedrichs in Apulien allerdings hochgradige Erregung und tiefes Mißtrauen an der Kurie hervorgerufen habe, ermächtigt sie aber trotzdem, nach erteilter Genugtuung in dem Friedenswerke fortzuschreiten. Auf beigefügtem Zettel befiehlt er ihnen, von Friedrich für die Anhänger der Kirche einen Sicherheitseid zu erwirken, wozu nach Mitteilung Hermann von Salzas Friedrich sich trotz anfänglichem Sträuben bereitfinden würde". Karl Hampe kommentiert diesen letzten Satz in einer Anmerkung: "Diese Briefstelle ist für die Art Friedrichs wie für die Mittlertätigkeit Hermanns von Salza gleich bezeichnend". Am 30. Mai 1230 trafen Kaiser Friedrich II. und Hermann von Salza in Capua ein und die Verhandlungen konnten weitergehen. Und wieder standen Hindernisse im Weg. Zwei Städte des Königreichs Sizilien, Gaeta und S. Agatha hatten sich unter den Schutz des Papstes gestellt. Da diese Frage so schnell nicht geklärt werden konnte, wurde im Juni mit Unterbrechungen weiter verhandelt. In diesen Monaten verhandelte man auch in Nordosteuropa. Einer Ordensgesandtschaft unter der Führung des Hallenser Komturs Philipp gelang es, nach langwierigen Verhandlungen mit dem Herzog Konrad von Masovien einen Vertrag über die Schenkung des Kulmerlandes abzuschließen. Am 16. Juni wurde im so genannten "Kruschwitzer Vertrag" der volle Verzicht des Herzogs auf das Kulmerland besiegelt. Im Preußischen Urkundenbuch steht über dieses Ereignis unter Nr. 78: "1230 Juni o.T. bei Kruswica - Herzog Konrad von Masowien übergibt dem Deutschorden das Kulmerland in bestimmten Grenzen und mit allen landesherrlichen Rechten zu freiem Besitz gegen das Versprechen des Beistandes im Kampf gegen die heidnischen Preußen; gleiches gilt gilt für alle weiteren Eroberungen des Deutschordens". Hermann war inzwischen wieder auf dem Weg zum Papst , in der Hoffnung, die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst doch noch zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Von Capua aus reiste er mit dem Bischof von Reggio-Emiliae nach Rom. Es war die siebente Gesandtschaft. Helmuth Kluger schreibt in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II.": "Wenn auch Richard von San Germano zu dieser siebten Mission meint, sie kehrten ohne Ergebnis zurück, so brachten die beiden Unterhändler damals doch offensichtlich neue Kompromißvorschläge mit, die Gregor nicht unannehmbar erschienen ". Die Unterhändler müssen vor dem 3. Juli 1230 im Lateran bei Gregor eingetroffen sein. Vom 3. Juli 1230 sind zwei Briefe Gregors bekannt, die sich mit den Friedensverhandlungen beschäftigen. Darunter ist ein Brief an die beim Kaiser weilenden deutschen Fürsten, in dem der Papst von den Fürsten Bürgschaften für den erstrebten Frieden verlangt. Diesen Brief brachten Hermann und der Bischof von Reggio umgehend zum Kaiser und den anwesenden Fürsten. Da die beiden Unterhändler spätestens am 9. Juli mit einer Antwort wieder in Rom waren, müssen die päpstlichen Unterhändler mit den verhandelnden deutschen Fürsten Einigkeit in den meisten offenen Fragen erzielt haben. Auch Papst Gregor bedankte sich beim Hochmeister. Am 10. Juli unterzeichnete Gregor im Lateran eine Urkunde für den Orden. In den Regesta Imperii kann man lesen: B. F. Nr. 6815 "Gregor IX. fordert alle christgläubigen auf, die Deutschordensbrüder beim baue der burg Mont-fort bei Accon zu unterstützen, welche sie auf dem vom herzoge von Oesterreich für sie gekauften platze begannen." Zusätzlich wurde dazu bemerkt, dass der den Frieden betreibende Ordensmeister beim Papste war. Das war ja nun die achte Gesandtschaft. Da Papst Gregor sich am 11. Juli von Rom aus in das 20 km südöstlich gelegen Grottaferrata begeben hatte, mussten die kaiserlichen Unterhändler ihn begleiten. Es gibt vom 12. und 14. Juli noch päpstliche Schreiben, die sie am 18. Juli der Verhandlungsrunde in San Germano überbrachten. Wie wichtig zu diesem Zeitpunkt dem Papst eine Einigung war, zeigt die Anwesenheit eines dritten päpstlichen Unterhändlers. Mit Hermann von Salza war der Dominikaner Guala am 18. Juli nach San Germano gekommen. Dieser hat dann die Vorschläge Gregors vorgetragen. Willy Cohn beschreibt das so: " Am Abend des 18. Juli hielt Guala eine Ansprache an den Kaiser, und darauf verkündeten die Glocken, daß das schwere Werk des Friedens zu einem vorläufigen Abschluß gekommen sei." In dieser Zeit hatten besonders die Dominikaner einen sehr großen Einfluss in der Kurie. Sie waren sehr gefürchtet und so war dieses plötzliche Nachgeben des Kaisers sicher verständlich. Am 23. Juli beschwor der Kaiser in der Hauptkirche von San Germano vor einer großen Anzahl kirchlicher und weltlicher Würdenträger, unter ihnen auch der erkrankte Herzog Leopold von Österreich, und einer Menge Volkes öffentlich, die im abgeschlossenen Friedensvertrag gegebenen Zusagen zu halten. Sicherlich wird auch Hermann von Salza zugegen gewesen sein, auch wenn der Chronist in seiner namentlichen Aufzählung der Anwesenden ihn nicht erwähnt. Am 28. Juli starb Leopold von Österreich, " die Fleischteile werden in Monte Cassino bestattet" so berichten die Regesta Imperii. Am 31. Juli in der Frühe verließ der Kaiser San Germano und ging nach Aquino. Er war auf dem Wege zum Papst. Am 5. August wurde an der Grenze zum Kirchenstaat nahe bei Ceprano das Lager Friedrichs aufgeschlagen. Hier war auch Hermann von Salza anwesend. Auf einigen kaiserlichen Urkunden finden wir ihn als Zeugen. Bis Ende August wurde über die vom Papst geforderten Auflagen zwischen den Unterhändlern beider Seiten weiter verhandelt. Der Deutschordensmeister trat dabei nur als Treuhänder in Erscheinung. Er hatte die vom Kaiser als Bürgschaft zu stellenden Burgen zu übernehmen. Am 27. August waren dann die letzten Bestimmungen und Auflagen ausgehandelt. Somit konnte am 28. August 1230 in der Kapelle der heiligen Justa zu Ceperano Kaiser Friedrich II. nach fast drei Jahren vom Bann gelöst werden und Hermann von Salza hatte einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg. Von der sich im Herbst 1230 anschließenden Reise des Hermanns nach Deutschland berichtet der nächste Teil.



Grottaferrata - Abtei S. Nilo aus: www.discoveritalia.de


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 29.September 2006