Benediktinerkloster Montecassino gegr. 529 n. Chr aus: www.pfarre-paudorf.com (P. Udo Fischer)





Der Reisemarathon um den Frieden von San Germano {1229 bis 1230)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 27

Kaiser Friedrich war Ende 1229 ernsthaft gewillt mit Papst Gregor Frieden zu schließen. Beweis dafür ist seine Bereitschaft das Kloster Monte Cassino wieder unter seinen Schutz zu nehmen. Er überstellte es in die Verant-wortung Hermann von Salzas. Dieser hatte aber keineswegs vor, seine diplomatische Tätigkeit für den Kaiser zu beenden und übergab das Kloster seinem Ordensbruder Leonard, dem schon im Jahre 1229 wichtige Aufgaben übertragen worden waren. Anfang Dezember schickte der Kaiser Hermann von Salza erneut zum Papst. Aus den Berichten des Richard von San Germano wissen wir, dass bei dieser dritten Gesandtschaft Hermann den erkrankten Kardinal Pelagius zum Papst begleitete, was seine Reisegeschwindigkeit erheblich beeinträchtigen musste. So schreibt Helmuth Kluger: "In Begleitung des todkranken Pelagius brach Hermann gleich darauf zu seiner dritten Legation nach Perugia auf. Bei einer Entfernung von etwa 330 km kann er bei einer angenommenen Tagesleistung von ungefähr 30 km und unter Berücksichtigung der Hinderung durch einen Schwerkranken nicht vor Mitte Dezember am Sitz des Papstes eingetroffen sein." Wegen der laufenden Verhandlungen zwischen der kaiserlichen und der päpstlichen Seite entspann sich ein reger Briefwechsel. Hermann hatte neben den Schreiben des Kaisers auch ein Schreiben des päpstlichen Legaten Thomas von Capua im Gepäck, in dem dieser den Papst bittet, seinem Amte und seinen Worten entsprechend für den Frieden zu wirken, weist dabei auf eine durch die Bedeutung der Aussteller für den Frieden wichtige Urkunde und weist schließlich noch auf friedensfeindliche Bestrebungen von Geistlichen hin. Dieser höchstinteressante Briefwechsel, den der Legat Thomas von Capua auch noch mit einigen Kardinälen in dieser Zeit geführt hat, ist in den "Aktenstücken zum Frieden von S. Germano" von Karl Hampe 1926 übersetzt und veröffentlicht worden. Im Brief Nummer 8 von etwa Ende Dezember 1229 schreibt Thomas von Capua befreundeten Kardinälen, "dass das Mißtrauen des friedlichen Kaisers gegen die Ehrlichkeit der Absichten des Papstes durch Berichte von der Kurie und aus Rom genährt werde". In den Regesta Imperii V. Nr. 11061 wird aus einem Brief des Legaten Thomas zitiert: "(Selbiger) beschwört den pabst, auf den frieden bedacht zu sein, damit des unterhändlers worte nicht lügen gestraft werden; warnt vor den vielen klerikern, die, um im trüben zu fischen, die einigung zu hindern versuchen." J. F. Böhmer hat diesen Text aus der Reimser Briefsammlung übersetzt. Diese wenigen Beispiele sollen die Schwierigkeiten bezeugen, die sich vor den Unterhändlern beider Seiten auftürmten. Dem Papst schien es wohl sehr recht, dass er mit Hermann von Salza persönlich verhandeln konnte. Dieser hatte durchaus nichts dagegen. Seine Verhandlungen mit dem Papst brachten auch diesmal für den Orden einige Vorteile. Kurz vor der Rückreise Hermanns zum Kaiser bestätigte Gregor IX. am 12. Januar 1230 die Schenkung Culms durch den Herzog Konrad von Masovien. Diese Urkunde findet sich in "Epistolae Saeculi XIII e Regestis Pontificum Romanorum". Wenn man aber weiß, dass Hermann etwa am 28. Januar wieder beim Papst war, so wird jedenfalls berichtet, dann kann er eigentlich am 12. Januar gar nicht mehr in Perugia gewesen sein. Von Perugia nach Melfi sind es etwa 475 km, somit hin und zurück 950 km. Selbst bei einer Tagesleistung von 70 km zu Pferd, wird das sehr knapp. Er muss also doch schon vor dem 12. Januar Perugia verlassen haben. Die Ende Januar beginnende vierte Gesandtschaft des Deutschordensmeisters war nur kurz. Um seine Position zu stärken, gab am 4. Februar 1230 Papst Gregor dem Kardinalbischof Jacob von Tusculum den Auftrag,, den päpstlichen Legaten Thomas zu unterstützen. Er dehnte auch vorsichtshalber die für den Kardinal Thomas geltende Vollmacht zur Absolution Friedrich II. auf den Kardinal Jakob aus. In einem Brief an befreundete Kardinäle hatte der Kardinal Thomas darum gebeten, ihm beim Papst für die Fastenzeit einen Urlaubsaufenthalt auf der Insel Ponza zu erwirken. Kurze Zeit danach beschwerte er sich bei Gregor, er sei durch die Rückkehr des Deutschordensmeisters an die Kurie in seinem Ansehen als Unterhändler beeinträchtigt worden und bittet ihn um eine andere Verwendung. Man sieht daraus, dass die Positionen beider Seiten keine Annäherung erwarten ließen. Hermann von Salza hatte deshalb dem Kaiser nahegelegt, sich zusätzliche Unterstützung herbei zu holen. Es war wohl vorgesehen, in dieser Zeit einen Fürstentag einzuberufen. Im März 1230 trafen in Rom einige hochrangige deutsche Fürsten ein, die sich in die Verhandlungen zwischen Papst und Kaiser sozusagen einklinkten. Unter ihnen waren mit dem Herzog Otto von Meran und seinem Bruder, dem Patriarchen Berthold von Aquileia, dem Erzbischof Eberhard von Salzburg und dem Herzog Luipold von Österreich, gute Bekannte des Deutschordensmeisters, die mit ihm schon den Kreuzzug von 1217/1218 mitgemacht hatten. Die Verhandlungen mit dem Papste war auf breitere Schultern verteilt worden. Vor allem lag jetzt die Verantwortung nicht mehr allein bei Hermann von Salza. Es war vielmehr so, dass er sich etwas zurückziehen konnte. Helmuth Kluger beschreibt die damalige Situation: "Dort nun bahnte sich durch die Ankunft einer größeren Anzahl von Fürsten vornehmlich aus dem süddeutschen Raum, die auf Anforderung des Kaisers in der ersten Märzhälfte in Rom eingetroffen waren, die entscheidende Wendung in den Beziehungen ihrer beiden Oberherren an. ... [Es] wurde unter dem Vorsitz des nach Rom zurückbeorderten Kardinalbischofs Jacob von Tusculum (dieser hatte übrigens als Bischof von Akkon ebenfalls am oben erwähnten Kreuzzug teilgenommen) eine Kommission, bestehend aus drei weiteren Kardinälen und den anwesenden deutschen Fürsten gebildet." Kluger schreibt dann weiter: "Die Ergebnisse dieser Kommissionsberatungen werden wohl in den Friedensvertrag Eingang gefunden haben., mit dem die deutschen Fürsten zusammen mit Hermann und Lando sich Ende März von Rom in Richtung Apulien aufmachten." Nach Karl Hampe hat der Hochmeister einen Brief Gregors an Friedrich mitgenommen, in dem der Papst den Kaiser aufforderte, aufrichtig zum Vollzug des Friedens zu schreiten. Dann feierte man am 7. April vor Foggia mit dem Kaiser das Osterfest. Danach hat man dann gemeinsam die Vorschläge des Papstes sehr eingehend beraten. In den Akten des Perusiner Registers Papst Gregors IX. findet sich mit Datum 15. April 1230 ein Brief Kaiser Friedrichs an Papst Gregor, in dem nach Karl Hampe nachfolgendes steht: "Kaiser Friedrich II. schreibt dem Papste, daß er den Inhalt von dessen Brief und die von den deutschen Fürsten mündlich und schriftlich übermittelten Vorschläge sorgfältig erwogen habe, sendet den Patriarchen Berthold von Aquileia, die Erzbischöfe Eberhard von Salzburg und Lando von Reggio, den Bischof Siegfried von Regensburg, den Herzog Leopold von Österreich und Steier und den Deutschordens-meister Hermann von Salza mit vollständiger Beantwortung aller Einzelheiten zurück und erklärt, ihre Abmachungen seinerseits für gültig halten zu wollen." Die Unterhändler werden sich aber erst nach dem 18. April zum Papst aufgemacht haben, sie mussten auf diesem Wege noch ein Schreiben des Kaisers an den Abt und den Konvent des Klosters Monte Cassino überbringen, in dem Friedrich eine Amnestie für alle Beleidi-gungen aussprach, die ihm seit dem Beginn des Streites mit dem Kloster widerfahren waren. Hermann von Salza war Anfang Mai gemeinsam mit den anderen vom Kaiser beauftragten Persönlichkeiten auf seiner sechsten Gesandtschaft wieder in Rom. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Abgesehen davon, dass man in der Angelegenheit des Friedens ein erhebliches Stück weiterkam und der Papst nun endlich bereit war, Friedrich vom Bann zu lösen, hatte Hermann noch Gelegenheit, auch eine, seinen Orden betreffende Differenz mit der Kurie zu lösen. Vom 10. Mai 1230 gibt es eine Urkunde für den Deutschen Orden, über die in den Regesta Imperii V. unter Nr. 6806 berichtet wird: "Gregor IX. befiehlt auf ansuchen des Deutschordensmeisters Hermann dem capitel von Paderborn, dem orden die 65 mark zurückzuzahlen, welche der präceptor des ordens in Deutschland dem verstorbenen O(liver), bischof von Sabina, damals von Paderborn, zu S. Germano beim empfange der regalien lieh." Der erwähnte Präzeptor war der Deutschmeister Hermann Otter, der dieses Amt von 1218 bis 1226 innehatte. Über die oben erwähnte Urkunde schreibt Dieter Wojtecki u. a.: "Nach Auskunft einer Papsturkunde aus dem Jahre 1230 ist Hermann Otter im Jahre 1225 als amtierender Deutschmeister am Hofe Friedrichs II in San Germano gewesen, und zwar zu demselben Zeitpunkt , als der Paderborner Bischof Oliver vom Kaiser mit den Regalien belehnt wurde." Und das kostete schon damals Gebühren. "Da Oliver derzeitig nicht über die notwendigen Eigenmittel verfügte, ließ er sich von dem Deutschmeister ... 65 Silbermark vorstrecken. Diese vom Orden entliehene Summe war 1230, als Hermann Otter bereits nicht mehr Deutschmeister war ..., noch nicht zurückgezahlt worden, so daß der Hochmeister Hermann von Salza das Paderborner Domkapitel energisch an die fällige Zahlung mahnen mußte." Da inzwischen aus dem Paderborner Bischof der Kardinal Oliver, Bischof von Sabina geworden war, hat dann Hermann von Salza wegen dieser Angelegenheit den Papst Gregor "angesucht". Wie es mit den Friedensverhandlungen weiterging, bringt der nächste Teil.



Perugia - Palast die Priori und Fontana Maggiore aus dem 13. Jahrh. aus: www.Umbriacitta.it


Dieter Deubner Bad Langensalza 25.August 2006