Panorama von Perugia in Umbrien aus: www.lifeinitaly.com





Die Rückgewinnung Apuliens {1229)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 26

Am 1. Mai 1229 war Friedrich II. doch ziemlich überstürzt von Akkon in Palästina abgereist. Mit ihm verließen auch Hermann von Salza und seine meisten Begleiter das Heilige Land. Friedrich legte noch einen Zwischenstop in Tyrus ein. Nach den Regesta Imperii Nr. 1755 verleiht der Kaiser dort einem Johann de Bagnolo und dessen ehelichen Erben das Haus in seiner Heiligen Stadt Jerusalem, welches einst Petrus hatte und das an der anderen Seite der öffentlichen Straße jenem Hause gegenüber liegende Bad. Dann aber ging es zügig weiter nach Italien. Trotzdem wurde auch auf Zypern wieder ein Stop eingelegt. Der König von Zypern, Heinrich, heiratete gerade, so war der Aufenthalt sicher sehr angenehm. Mit einem Schnellsegler wurde nach zehn Tagen die Insel wieder verlassen und am 10. Juni landete Kaiser Friedrich an der apulischen Küste. Hermann von Salza war an diesem Tage noch auf Zypern um vom König von Zypern für seinen Orden ein großes Privileg entgegen zu nehmen. Erst danach machte auch er sich nach Apulien auf. Auf der Überfahrt nach Zypern müssen der Kaiser und Hermann sehr eingehend die Lage in Italien und auch das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser besprochen haben. Friedrich hatte erkannt, dass ihm eine ständige Konfrontation mit der Kirche nicht nützen würde. Er schickte deshalb sofort nach seiner Ankunft Brüder des Deutschen Ordens zum Papst, um seine Friedensbereitschaft und seinen Verständigungswillen zu bekunden. Auf dieses Angebot war Gregor IX. nicht vorbereitet, hatte er doch in den letzten Wochen noch verbreiten lassen, dass der Kaiser verstorben sei. Er schien sogar gehofft zu haben, sich durch die Abwesenheit des Kaisers eine dauernde und unmittelbare Herrschaft der Kirche in ganz Süditalien zu schaffen. So mussten die Ordensbrüder unverrichteter Dinge wieder zurück zum Kaiser, der inzwischen in Barletta Station machte. In der Zwischenzeit war auch Hermann wieder beim Kaiser eingetroffen und bot sich an, selbst mit dem Papst zu sprechen. Zusammen mit den Erzbischöfen Lando von Reggio und Marinus Filangieri von Bari, dem Bruder des kaiserlichen Marschalls, machte sich Hermann im Juli 1229 auf den Weg nach Perugia zum Papst. Über Cajazzo, wo sich die Gesandtschaft des Kaisers Geleitbriefe der Kardinäle Pelagius und Johann Colonna beschaffte, zogen sie die ca. 520 km nach Norden. Das war in etwa zwei Wochen zu schaffen. Aber diesmal musste auch der Deutschordensmeister vor der Starrsinnigkeit des Papstes passen. Willy Cohn schreibt darüber: "Aber diesmal erreichte auch die bewährte Verhandlungskunst eines Hermann von Sa1za nichts. Der Chronist kann nur trocken berichten: Da sie in nichts etwas erreichten, kehrten sie zurück!". Wieder 520 km nach Süden. Diesmal musste sogar der friedliebende Deutschordensmeister dem Kaiser zugeben, dass es auf friedlichem Wege nicht weiterging. Am 17. August wurde auch der Orden vom Papst bestraft. Gregor IX. beauftragte den Patriarchen von Jerusalem, gegen den Deutschen Orden einzuschreiten, der sich dem den Johannitern schuldigen Gehorsam entziehen wolle. Zudem bestätigte der Papst erneut den Bann des Kaisers. Nun musste Friedrich seinen gezeigten Verständigungswillen zurückstellen, wollte er die nächsten Jahre weiter Kaiser bleiben. Nachdem Gregor am 29. August die Stadt Sora an der Grenze zwischen dem Kirchenstaat und dem Königreich Sizilien sehr großzügig unter seinen Schutz nahm, machte der Kaiser ernst. Adolf Koch scheibt: "Am 31. August bricht Friedrich von Barletta auf, um die Schlüsselsoldaten aus seinem Kaiserreich zu vertreiben, man weiss wie überraschend schnell ihm dies gelungen ist, die Päpstlichen zerstoben vor ihm wie Spreu im Winde, nur eine Reihe fester Plätze hielt sich noch." Im September konnten die kaiserlichen Truppen den strategisch wichtigen Ort San Germano einnehmen. Nur das Kloster Monte Cassino bei San Germano blieb in der Hand der Päpstlichen, da sich darin der Kardinal Pelagius verschanzt hatte. Der Kaiser bemühte sich in dieser Zeit, den Fürsten in Deutschland und Europa sein Vorgehen in Palästina zu erklären. Dabei stützte er sich unter anderem auch auf das Zeugnis Hermanns von Salza, der in seinen Briefen vom März 1229 dem Papst und mehreren Kardinälen die damaligen Vorgänge dargelegt hatte. Die Kurie bezog sich auf die Berichte des Patriarchen von Jerusalem, und der sah das ja alles ganz anders. Sicher auf Empfehlung Hermanns, der sich in diesen Monaten beim Kaiser befand, wurde die Grenze des Kirchenstaates bei den militärischen Aktionen sehr genau beachtet. Er hatte immer noch die Hoffnung, diesen Konflikt lösen zu können. Dabei konnte er aber nicht verhindern, dass der Kaiser, um noch mehr Druck auf den Papst auszuüben, ein blutiges Exempel gerade in der Grenzregion statuieren wollte. Im seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II." beschreibt Helmuth Kluger dieses Ereignis: "Um aber allen potentiellen Anhängern des Papstes ein Exempel zu statuieren, ließ der Kaiser am 28. Oktober über die Stadt Sora an der Grenze zum Kirchenstaat ein furchtbares Strafgericht ergehen. Sie wurde durch Feuer dem Erdboden gleich gemacht, ein Teil ihrer Einwohner gehängt. Gerade der Untergang Soras, das Gregor noch kürzlich in seinen besonderen Schutz genommen hatte, mußte den Papst tief treffen. Bitter beklagt er sich, vergeblich auf die rechtzeitige Hilfe der Lombarden gerechnet zu haben, die doch sein natürlicher Verbündeter gegen den verhaßten Staufer sein müßten." In dieser Situation startete Hermann von Salza zu seiner zweiten Gesandtschaft. Zusammen mit Lando von Reggio ritt er von Sora aus wieder nach Perugia. Diesmal lagen ca 230 km vor den Unterhändlern, die in 5 Tagen zu schaffen waren. Der schnelle Siegeszug des Kaisers und die fehlende Unterstützung hatte wohl beim Papst zum Einlenken geführt. Die kaiserliche Gesandtschaft überbrachte Papst Gregor Friedensvorschläge, die ganz sicher von Hermann mit entwickelt worden waren. Als die Unterhändler Anfang November in Perugia eintrafen, mussten sie jedoch feststellen, dass es noch ein langer Weg sein würde, bis es zum erhofften Frieden käme. Gregor schickte die Friedensvorschläge Friedrichs am 10. November erstmal den Rektoren des Lombardenbundes zur Begutachtung. Damit wollte er sicher Zeit gewinnen. Trotzdem muss es Hermann in diesen Tagen gelungen sein, den Papst von der Aufrichtigkeit des Kaisers zu überzeugen. Es entstand ein erster Entwurf der Friedensbedingungen der Curie. In den Akten des Perusiner Registers Papst Gregors IX. mit Datum 11. November 1229 lädt Gregor Friedrich II. "zur Rückkehr in den Schooß der Kirche ein und weist ihn auf die Ratschläge des Kardinalpriesters Thomas von S. Sabina hin". Mit dieser Nachricht ist Hermann zum Kaiser nach Aquino zurückgekehrt. Er wird für diese etwa 270 km 6 Tage gebraucht haben. Papst Gregor schickte kurz nach der Abreise Hermann von Salzas den Kardinal Thomas von Capua [S. Sabina] als seinen Legaten mit weiteren Instruktionen zum Kaiser. Dieser Kardinal gehörte zu den wenigen Kardinälen, die immer noch an eine Aussöhnung des Papstes mit dem Kaiser glaubten, und der deshalb auch diesen Auftrag erhalten hatte. Auch mit Hermann von Salza hatte Thomas von Capua ein gutes Einvernehmen, war doch der zweite Brief des Deutschordensmeisters aus Palästina im März dieses Jahres wohl an ihn gerichtet gewesen. Inzwischen hatte es an der Grenze zum Kirchenstaat einen Zwischenfall gegeben, der die Friedensbemühungen hätte ernstlich schaden können. Der Bruder des Herzogs von Spoleto, der "minister malicie" Berthold von Ürslingen, hatte bei Ascoli ein Räubernest im päpstlichen Gebiet und dessen Nachbarschaft verwüstet. So lesen wir es bei Willy Cohn. Der Legat des Papstes wurde dadurch sehr verunsichert und unterbrach seine Reise zum Kaiser um vor allem die Reaktion des Papstes abzuwarten. Da der Kaiser nach wie vor an einer Verbesserung des Verhältnisses zum Papst interessiert war, schickte er den Erzbischof Lando von Reggio in das Krisengebiet um die gefährliche Situation zu bereinigen. Außerdem reiste Hermann dem Thomas von Capua nach Tivoli entgegen, um ihn höchstpersönlich zum Kaiser zu begleiten, damit die Friedensverhandlungen unverzüglich weitergeführt werden konnten. Thomas von Capua hatte inzwischen brieflich dem Papst berichtet, ihn dabei angefragt, ob "eine abänderung seines auftrags wünschenswerth sei" [Regesta Imperii nr. 11054]. Zusammen mit einem kaiserlichen Schreiben, das Hermann mitbrachte, wurde dieser Brief an Gregor gesandt. Der päpstliche Legat und der Deutschordensmeister kamen dann am 27. November 1229 beim Kaiser im Grafschaftsgebiet von Aquino an. Hier spielte nun der Kaiser auf Zeit und lehnte die Vollmacht für die Friedensverhandlungen erstmal ab. Hermann von Salza drängte dann aber, um einen unnötigen Eklat zu vermeiden, auf die Lösung des Problems mit dem Kardinal Pelagius. Dieser war im Kloster Monte Cassino eingeschlossen und zudem schwerkrank. Es gelang ihm in wenigen Tagen zusammen mit dem Kardinal Thomas, für den Pelagius und seinen Truppen freies Geleit vom Kaiser zu erreichen. Das war ein erster Schritt auf dem Weg zu einem zukünftigen Frieden. Wie lang dieser Weg noch sein würde, zeigt der nächste Teil.



S. Sabina in Rom, Titel des Thomas von Capua aus: www.romeartlover.it


Dieter Deubner Bad Langensalza 15.Februar 2006