Heiliggrabkirche 12. Jh. Jerusalem, 1229 Krönungsstätte Friedrich II. (Holzschnitt 1486) aus: N. v. Holst "Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten" (Repro: D. Deubner)





Die Krönung Friedrichs in Jerusalem
{1229)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 25

Über sieben Monate war Kaiser Friedrich II. schon von Italien weg und die Nachrichten von dort verhießen nichts Gutes. Friedrich hatte deshalb schon im Februar 1229 den Grafen Heinrich von Malta mit 20 Galeeren für seine Rückfahrt angefordert. Diese war für Ende April geplant. Die verbleibende Zeit wollte er aber noch mit der Inbesitznahme Jerusalems nutzen. In einem Brief Hermann von Salzas, wohl an den Kardinalpriester von S. Sabina, Thomas von Capua, geschrieben Ende März 1229, werden diese Tage von Jerusalem beschrieben. Deshalb soll die Übersetzung dieses Briefes uns das Ereignis näherbringen. „Bruder Hermann, des Hospitals von Sancta Maria des Hauses der Deutschen in Jerusalem niedriger Diener, [erweist] schuldige und ergebene Ehrfurcht. Es wird Ew. Hoheit erfahren haben, daß der Kaiser und Herr mit dem gesamten christlichen Heere am Sonnabend, den 17. März, nach Jerusalem kam und am folgenden Sonntag dort zu Ehren des ewigen Königs die Krone trug. Auch ist ihm von vielen geraten worden, daß er dort sich den Gottesdienst cele-brieren ließe, weil er jenes Land aus den Händen der Sarazenen befreit hatte, um dessent-willen er in die Fesseln der Exkommunikation verstrickt worden war. Ich aber, als ein Mann, der die Ehre der Kirche und des Reiches liebt und nach beider Erhöhung strebt, habe dem erwähnten Plane Widerstand geleistet, weil ich sah, daß er weder der Kirche noch ihm selbst nütze. Und so in dieser Frage bei unserem Rate sich beruhigend, hörte er nicht den Gottesdienst, dennoch aber nahm er die Krone einfach ohne Weihe vom Altare und trug sie zum Thronsessel, wie es üblich ist. Am selben Tage in Anwesenheit der Erzbischöfe von Palermo und Capua und vieler anderer Großer, auch Reicher und Armer, trug er vor allen öffentlich die unten folgenden Worte vor und verpflichtete uns, daß wir seine Worte ihnen lateinisch und deutsch erläuterten. Zuerst setzte er daher auseinander, wie er das Kreuz bei Aachen nahm und wie er mehrfach von der Kirche Zeitpunkt und Aufschub der Überfahrt dringend erbat und sich entschuldigte, wie unumgängliche Geschäfte öfters seinen Plan und seine Reise behinderten. Außerdem entschuldigte er den apostolischen Herrn und die Kirche in vielen Punkten, vor allem deswegen, weil er ihn sehr hart zur Überfahrt gezwungen hatte und weil er ihn später bedroht hätte, deswegen, weil er nicht anders bei den Menschen Spott und üble Nachrede vermeiden konnte und weil er später übers Meer gegen ihn geschrieben hätte, weil gesagt worden war, daß er selbst nicht übergefahren, sondern nach anderen Gegenden gegangen war, um ein Heer gegen die Kirche zu sammeln, weil, wenn der päpstliche Herr seine Ansicht gekannt hätte, er nicht g e g e n, sondern für ihn geschrieben hätte; und er glaubte, daß dem Papst die Beschwerden mißfielen, welche ihm von gewissen Leuten aus Übersee zugetragen worden waren, die dem ganzen christlichen Volke schadeten. Ebenso setzte er auseinander, wie er lange vorher dem ganzen christlichen Heere auseinander gesetzt hatte, daß er zur Beseitigung der Zwietracht, die zwischen Kirche und ihm sich regt, das tun wolle, was auf die Ehre Gottes und der Kirche und des Reiches hinzuzielen schiene und so einstehen für die Herstellung der Eintracht, daß es augenscheinlich wäre, daß von seiner Seite auf keine Weise Zwietracht zurückbliebe; und wenn irgendwelche Beschwerdepunkte der Kirche gegen ihn selbst oder die Seinigen angeführt worden seien, so wolle er sie so zerstören, daß die Feinde des Kreuzes Christi und andere falsche Christen, die sich über die Zwietracht freuen, über den Frieden und die Eintracht in Verwirrung geraten; und daß er sich nicht erhöhen, noch die Erhöhung und die ihm von Gott her erwiesene Ehre beachten will, sondern in dem Umfang, in dem ihn Gott selbst erhöht hat, so wolle er sich auch vor dem Höchsten erniedrigen und um dessentwillen vor dem, der an seiner Statt auf Erden eingesetzt ist. Dies und anderes ihm Ähnliches, dessen Erzählung zu lang wäre, haben wir von seiner Seite auseinandergesetzt. Wie groß aber die Freude bei seinem Eintritt in Jerusalem und während der Mitteilung seiner von uns vorangeschickten Worte bei allen Christen und den Einwohnern der Stadt gewesen ist, kann kaum durch Worte auseinandergesetzt werden. Nachdem dies so geschehen war, kam am folgenden Montag der Erzbischof von Caesarea, vom Patriarchen geschickt, und belegte die Kirche des Heiligen Grabes und alle heiligen Orte mit dem Interdikt; deswegen wurde das ganze Heer sehr erbittert und war gegen die Kirche empört, weil er auch keinen sichtbaren Grund angab, warum dies geschehen war. Dadurch auch erregt, schickte der Kaiser und Herr nach dem Erzbischof von Caesara selbst, der dennoch nicht erschien, sowie nach allen Prälaten und beklagte sich öffentlich vor ihnen, daß die Heiligen Stätten, die lange unter der Gewalt der Sarazenen gewesen sind und nun durch göttliche Hilfe befreit wären, durch den Patriarchen mit dem Interdikt belegt wären und mit der Verhinderung des göttlichen Dienstes der Gefangenschaft und dem früheren Elend zurückgegeben würden. Er versicherte auch, daß, wenn er selbst oder irgendeiner der Seinigen den Patriarchen in irgendetwas beleidigt hätten, er sich gänzlich demnach ihrem Ermessen und ihrem Willen überlassen wolle. Und so kehrte er nach sorgsamer Verfügung über den Wiederaufbau der Stadt an demselben Tage nach Joppe zurück. Wir sahen aber nachher ein, daß der Patriarch deshalb Jerusalem und die Heiligen Orte mit dem Interdikt belegte, weil die Sarazenen den Tempel des Herrn und den Tempel Salomos in Bewachung hielten und weil dort ihr Gesetz von ihnen verkündet und gepflegt wird. Es möge aber Ew. Gnaden wissen, daß die Sarazenen den Tempel nur soweit besetzt halten, als daß wenige ihrer Priester, unbewaffnete Greise, sich im Inneren des Gebäudes zum Gebet und zur Reinhaltung des Hauses aufhalten. Männer des Kaisers aber bewachen und sichern die äußeren Tore, so daß den Sarazenen selbst und anderen der Ein- oder Ausgang nur soweit offen steht, wie es den Mannen des Kaisers gefällt. Dies haben wir gesehen und gehört, und so ist es in Wahrheit uns, die wir dort leben, befohlen worden. Auch die Opfer, die im Tempel des Herrn an dem Stein dargebracht werden, wo Jesus Christus geopfert worden ist, empfangen die Christen. Es wird auch von alten Leuten berichtet, daß vor dem Verluste des Heiligen Landes die Sarazenen fast in allen Stätten der Christen ihre Gesetze befolgten und in ihren Bethäusern sie verkündeten, wie auch die Christen in Damaskus und in anderen Ländern der Sarazenen ihre Gesetze bewahren. Dies aber schreiben wir nicht deshalb euch, weil es dem Kaiser und Herrn gefiele und weil er es nicht gern, wenn er es gekonnt hätte, anders angeordnet hätte; aber wie Gott weiß, konnte er Frieden und Waffenstillstand nicht anders festsetzen. Alles Vorangegangene haben wir deshalb euch geschrieben, damit ihr, wenn vielleicht euch von anderer Seite anders geschrieben werden sollte, ihr die Wahrheit wißt — so ist es, wie wir schreiben — und aller Einflüsterung nicht glaubt; und weil wir auch wissen, daß ihr Frieden und Eintracht zwischen Kirche und Kaiser liebt und für ihre Herstellung angestrengt arbeitet, für die wir euch dringend ermahnen würden, wenn es notwendig wäre. Im übrigen wird der Überbringer des Gegenwärtigen, der Bruder S., alle Nachrichten euch weitläufiger auseinander setzen." Diesen Brief hatte Hermann Ende März geschrieben. Er begleitete Friedrich zurück nach Akkon. Bevor der Kaiser das Land verließ, verteilte er an seine treuen Begleiter noch eine Anzahl von Privilegien. Dazu gehörten neben den Pisanern auch der Deutsche Orden mit seinem Hochmeister Hermann, für den sieben Urkunden ausgestellt wurden. Trotzdem war die Situation für den Kaiser nicht gut. Die Templer und besonders der Klerus machten gegen ihn Stimmung. Friedrich musste sich am 1. Mai 1229 heimlich von Akkon aus zur Heimfahrt einschiffen. Nur die Ritterbrüder des Deutschen Ordens konnten ihm Schutz geben. Hermann begleitete den Kaiser. Davon mehr im nächsten Teil.



Jerusalem, Kirche des heiligen Grabes (Quelle: Andreas Hoberg für GMD aus: "Hermann von Salza - der Kreuzritter aus Thüringen" Film des MDR 2004.)


Dieter Deubner Bad Langensalza 22.Januar 2006