"Der Hafen von Jaffa" - Ölgemälde von G. Bauerfeind - aus www.van-ham.com





Die Lösung der Palästinafrage
{1228 bis 1229)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 24

"Gregorius, dem heiligsten und verehrungswürdigsten Vater in Christo, dem Herrn und seinem Wohltäter, höchstem Priester der allerheiligsten römischen Kirche, Bruder Hermann, der niedrige Diener des Hospitals von Sankt Maria, des Hauses der Deutschen in Jerusalem, mit schuldiger Achtung und Ergebenheit Küsse auf die glückseligen Füße. Die Gerüchte über den Zustand des Heiligen Landes und das christliche Heer auf der Fahrt des verflossenen Herbstes gemäß dem, was damals war, ist Ew. Heiligkeit genug bekannt, aber die Gnade, die der Herr der Heerscharen, Gott, bezüglich des Heiligen Landes nicht durch unsere Verdienste, sondern durch göttliche Barmherzigkeit allein nach diesem uns anzutun würdigte, halten wir für würdig und nützlich, Ew. Hoheit kundzutun." So beginnt der Brief des Hochmeisters des Deutschen Ordens an Papst Gregor IX., geschrieben bei Jaffa in Palästina Anfang März 1229. Die Teilnehmer am Kreuzzug Friedrichs II. waren im Herbst 1228 die etwa 100 km von Akkon nach Joppe (Jaffa), heute ein Stadtteil der israelischen Hafenstadt Tel Aviv-Jaffa, gezogen. Am 15. November kamen die Kreuzfahrer in dieser palästinensischen Stadt an, um die zerstörte Burg wieder aufzubauen. Man hatte dabei jedoch große Versorgungsprobleme, aber hören wir Hermann weiter: "Erfahret also, daß am 15. November der Kaiser und Herr mit dem gesamten Heere der Christen nach Joppe kam, zum Wiederaufbau jenes Kastells, damit der Vormarsch nach Jerusalem zu seiner Zeit leichter von statten ginge. Und da das Heer Christi, das für einige Zeit Notwendige auf Saumtieren zu Lande nicht zu tragen vermochte, hatte jeder, soweit es in seinen Kräften stand, Barken mit Lebensbedürfnissen im Hafen von Akkon beladen; aber nach einem Witterungsumschlag und der Aufwühlung des Meeres brach ein solcher Sturm los, daß die Schiffe mit Lebensmitteln keineswegs zum Heere kommen konnten. Und solange das Heer Christi so in vielfacher Bedrängnis war, begann fast der gesamte Stab des ganzen Heeres schon zu verzweifeln, indem man murmelte, daß nichts anderes übrig bleibe, als nach Akkon zurückzukehren. Und während wir in solcher Not waren, besänftigte der erbarmende und barmherzige Herr, der die im Herzen Gebeugten heilt, der Helfer zur guten Zeit, durch Aufhellung des Wetters das Meer, und sogleich kam eine solche Menge Schiffe und Barken mit Lebensmitteln nach Joppe, daß jeder frühere Mangel in Überfluß und Fülle alles Nötigen umschlug. Und von jenem Zeitpunkt an erwies Gott solche Barmherzigkeit immer weiter in der milden Beschaffenheit des Wetters dadurch, daß unbehindert Fahrzeuge über das Meer kamen und gingen, so daß in Hülle und Fülle alle Lebensbedürfnisse in der ganzen Folgezeit vorhanden waren." Während der Befestigungsarbeiten nahmen die schon in Ricordane, nahe Akkon, begonnenen Friedensverhandlungen mit dem Sultan El-Kamil von Ägypten ihren Fortgang. Aber auch in Italien hatte sich während der Abwesenheit des Kaisers einiges getan. Am 18. Januar 1229 war der Schwiegervater Friedrichs II., Johann von Brienne, im Auftrag des Papstes mit einem Heer in Apulien eingefallen. Der Papst hatte die Absicht, den Kaiser abzusetzen. Dieser hatte inzwischen die Friedensverhandlungen mit dem Sultan erfolgreich abschließen können und Hermann von Salza beauftragt, die Zustimmung des Patriarchen zum Vertrag einzuholen. Patriarch Gerold lehnte ihn jedoch ab. So wurde der Friedensvertrag am 18. Februar 1229 ohne Zustimmung der Kirche von Friedrich und dem Sultan unterzeichnet. Hermann schreibt weiter: "Und während über die Rückgabe des Heiligen Landes verhandelt wurde, fügte der Herr Jesus Christus es mit seiner gewohnten Voraussicht so, daß der Sultan dem Kaiser und Herrn und den Christen die Heilige Stadt Jerusalem mit allem Zubehör überließ, mit Ausnahme davon, daß jenes „Tempel" genannte Kloster in der Obhut der Sarazenen sein muß, weil sie dort lange zu beten gewohnt sind, um freien Zugang und Abzug dort um des Gebetes willen zu haben, und damit es den Christen, die dort beten wollten, ebenso offen stehe." Es folgt dann eine sehr umfangreiche Darstellung der weiteren Orte und Territorien, die an die Christen zurückgegeben werden, doch dann wagt es der Hochmeister des Deutschen Ordens, den Papst zu kritisieren, indem er weiterschreibt: "Wahrscheinlich nämlich scheint es, daß, wenn der Kaiser und Herr in der Gnade und im Einverständnis mit der römischen Kirche hinübergegangen wäre, weit wirksamer und nützlicher die Verhandlung über das Heilige Land geglückt wäre." Dass im Friedensvertrag nicht nur die Rückgabe von Ortschaften und Ländereien vorgesehen war, steht auch im Brief: "Auch alle Gefangenen, welche beim Verluste von Damiette blieben und die im jüngsten Kriege gemacht wurden, sollten gänzlich von beiden Seiten zurückgegeben werden. Der Kaiser beabsichtigt auch, mit dem gesamten Volke nach Jerusalem hinanzusteigen und dort zu Ehren des Königs aller Könige die Krone zu tragen, so nämlich ist es ihm von den meisten geraten worden, und mit aller Sorgfalt auf den Wiederaufbau der Stadt Jerusalem hinzuwirken. Welcher Art auch die freudige Erregung des ganzen Volkes bei der vorgenannten Rückgabe gewesen ist, kann kaum erzählt werden. Auch Bruder Leonhard kam zu uns nach Joppe am 7. März, indem er uns Kunde von Übersee brachte. Wir hätten gern gewollt, daß sie besser wäre und von anderer Art, wie sie es tatsächlich ist. Im übrigen weiß der Erzbischof Reginas, der zu den Füßen Ew. Heiligkeit entsandt ist, Ew. Gnaden völlig zu unterrichten, wie und zu welchem Zweck wir um den Kaiser zurückblieben. Und wenn Ihr durch ihn unterrichtet seid, in welcher Absicht wir es getan haben und welches der Erfolg gewesen ist, sind wir bereit, zu gehorchen, was überdies Ew. Heiligkeit uns befiehlt, sowohl über das Kommende wie über alles übrige." Soweit der doch sehr aufschlussreiche Brief Hermann von Salzas. Man kann sicher daraus auch erkennen, dass seine Abwesenheit von Rom und sein Einstehen für Kaiser Friedrich ihm gehörige Schwierigkeiten eingebracht hatte. Aber er war ja der Kreuzzugsbeauftragte sowohl des Papstes als auch des Kaisers, und so sah er zuerst einmal diese Aufgabe erfüllt. Und dass der Kreuzzug auch noch "Ohne Blutvergießen" den Christen Jerusalem zurückbrachte, war für Hermann von Salza ein großes Erlebnis, an dem er entscheidenden Anteil hatte. [Ich habe diesen Brief der Biografie "Hermann von Salza" von Willy Cohn entnommen.] Über kaum ein Ereignis aus dieser Zeit ist mehr berichtet worden als über die Geschehnisse des Frühjahrs 1229 im Heiligen Land. So fand ich in den Regesten des Kaiserreichs von Johann Friedrich Böhmer [Ausgabe 1901]unter der Nr. 1736a vom 7. März 1229 nachfolgende Eintragung: "Eintreffen übler nachrichten aus Europa überbracht durch den deutschordensbruder Leonardus. Frater etiam Leonardus venit ad nos Joppen septimo die martii referens nobis rumores de partibus cismarinis, quos libenter vellemus esse meliores et de alia maneria quam sint. So der deutschordensmeister in nr. 1737 an den pabst, aus dessen brief auch hervorgeht dass um diese zeit der erzb. von Reggio vom kaiser an den päbstlichen hof abgeordnet wurde. - Ohne zweifel betrafen diese üblen nachrichten den am 18 ian. stattgefundenen einfall des päbstlichen heeres in Apulien. Vergl. Rich. Sangerm. [Nach Cont. Guill. Tyr. hätte der kaiser schon so früh eine nachricht über diesen einfall und sogar über die einnahme von San Germano (erst im märz) bekommen, dass er desshalb den abschluss des vertrags beschleunigte. Die unrichtigkeit ergibt sich aus der zeitfolge. Aber nachrichten über die vorbereitungen päbstlicherseits mögen früher gekommen sein.] Sehr wahrscheinlich hat der kaiser gerade damals den bericht des Thomas grafen von Aterra [vgl. reichssachen] empfangen." [Regesta Imperii Abt.V - http:// mdz4.bib-bvb.de] Die Nachrichten des Ordensbruders Leonhard haben den Kaiser ganz sicher veranlasst, seinen Aufenthalt in Palästina abzukürzen. Er wollte aber trotzdem in Jerusalem einziehen um sich krönen zu lassen. Aber darüber soll unter Verwendung des zweiten Briefes Hermanns im nächsten Teil berichtet werden.



" Friedrich II. trifft den Sultan Al-Kamil" aus der Chronik von Villani - aus www.stupormundi.it


Dieter Deubner Bad Langensalza 22.Januar 2006