Montfort, Reste der ehemaligen Burg des Deutschen Ordens (Quelle: MDR/ aus dem Film "Hermann von Salza")





Die Kreuzfahrer warten auf Kaiser Friedrich
{1228)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 23

"Gerade der Kreuzzug von 1227/29 mit seinen schon die Phantasie der Zeitgenossen beflügelnden, ungewöhnlichen Umständen und Schauplätzen hat die der Hauptfigur nachgeordneten Persönlichkeiten, ihr Ver- halten, ihre Überzeugungen und Handlungsmotivationen naturgemäß zurücktreten lassen. Zu diesen Persönlich-keiten gehörten in erster Linie der Patriarch Gerold von Jerusalem, der im Verlaufe des palästinensischen Unter-nehmens, päpstlicher als der Papst, zum erbitterten Gegner des Kaisers wurde, und der Hochmeister Hermann von Salza, der mit seiner ausgleichenden und besonnenen Art doch grundsätzlich auf kaiserlicher Seite agierte. Beiden Protagonisten verdanken wir neben dem schon erwähnten Manifest Friedrichs die wichtigsten Augenzeu-genberichte und Einschätzungen der Vorgänge im Heiligen Land." Helmuth Kluger schreibt diese Sätze in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II." Damit möchte ich meine Schilderung des Lebens dieses bedeutenden Hochmeisters des Deutschen Ordens fortsetzen, unterstreichen diese Darlegungen doch die große Bedeutung Hermanns für die damalige Zeit. Für Papst Gregor IX. muss der Deutsche Orden zu diesem Zeitpunkt immer noch von großer Wichtigkeit gewesen sein. Anfang Februar 1228 wurden von ihm sechs wichtige Privilegien für den Orden erneuert. Eigentlich nicht ganz verständlich, war doch Hermann von Salza trotz Aufforderung nicht vom gebannten Kaiser abgerückt. Es war eher offensichtlich, dass die Kreuzfahrer, die im Oktober mit Hermann nach Akkon gefahren waren, im Sinne des erkrankten Kaisers die Vorbereitungen des Kreuzzuges vorantrieben. Das geht auch aus einem Brief hervor, den Hermann im März 1229 an Papst Gregor geschrieben hat. Er schreibt ihm, dass Jerusalem in den Mauern und Türmen nach dem Willen der Christen wieder aufgebaut werde, wie das Castell von Caesarea und von Montfort, "das wir in den Bergen in diesen Jahren zu befestigen begannen". Besonders mit dem Aufbau Montforts hatte sich der Hochmeister in diesen Monaten befasst. Auch wenn die endgültige Klärung der Eigentumsverhältnisse erst 1229 gelang, wurde 1228 an dieser Burg gebaut. Sie war als Hauptstützpunkt des Ordens in Palästina vorgesehen. Aber auch der Einsatz der Ordensritter in Sidon in diesem Winter brachte dem Orden Gewinn. Der Herr von Sidon, Balian, dessen Stadt vom Sultan von Damaskus annektiert war, überließ am 11. Februar 1228 dem Hochmeister Hermann für seinen Orden einige Güter bei Sidon. Bereits im Januar hatte Bohemund IV., Fürst von Antiochia, dem Orden aus seinem Besitz eine Mühle nebst anliegendem Weinberg, vor den Toren Antiochias gelegen, geschenkt. Hermann von Salza hatte seinen Aufenthalt in Palästina gut genutzt. Bis Anfang März waren die Kreuzfahrer und mit ihnen die Deutschordensritter in Sidon und Montfort beim Befestigen der Burgen, dann sammelten sie sich wieder in Akkon, um hier auf den Kaiser zu warten. Kaiser Friedrich hatte in einem Brief vom 6. Dezember 1227 seine Ankunft in Akkon und damit den Beginn des Kreuzzuges für den Mai 1228 angekündigt. Doch auch in diesem Jahr wurden alle Pläne des Kaisers ohne seine Schuld über den Haufen geworfen. Kurz vor seiner geplanten Abreise traf den Kaiser eine persönliche Tragödie, aber lassen wir die Regesten Imperii dazu aussagen: "1228 April 25. An diesem oder dem folgenden tage gebar die k a i s e r i n zu Andria einen sohn Conrad, starb aber zehn tage nachher und wurde zu Andria begraben." Somit waren erstmal familiäre Dinge wichtiger und seine Abreise nach Palästina wurde wieder aufgeschoben. Und so mussten die Kreuzfahrer weiter warten. Was nicht unterbrochen wurde, waren die Geheim-besprechungen mit dem Sultan Al-Kamil. Diese seit Anfang 1227 angeknüpften Verhandlungen wurden auch nach dem Tode des Sultans von Damaskus weitergeführt, neben dem Erzbischof Berard von Palermo ist wohl auch der Deutschordensmeister einbezogen gewesen. Am 23. April 1228 begann für den Deutschen Orden aber auch die preußische Frage ernst zu werden. An diesem Tage hatte der Herzog von Masowien, Conrad, dem Deutschen Orden "das Culmerland vorbehaltlos und das dorf Orlow in Cuiavien zu eigenthum verliehen." [Reg. Imp.] Diese Nachricht wird der Hochmeister des Deutschen Ordens durch einen Kurier in Akkon erhalten haben. Nach Marian Tumler "Der Deutsche Orden ..." steht in der Schenkungsurkunde: "Wir, Konrad, Herzog von Masowien und Kujavien, künden allen Gegenwärtigen und Zukünftigen, daß wir dem Hospital St. Mariens der Deutschen Brüder zu Jerusalem zum Heil unserer Seelen und der Seelen unserer Eltern das Land Chelmen mit allem an Wasser, Äckern und Wäldern Dazugehörigen mit Zustimmung unserer Erben zu ewigen Eigentum überlassen haben, ohne uns einen Nutzen vorzubehalten oder in Zukunft zu erhoffen. ... ." In dieser Urkunde steht aber nichts zu Preußen. Hermann soll im Laufe des Jahres 1228 den Ordensbruder Philipp, Komtur zu Halle, und zwei andere Ordensbrüder zum Herzog Konrad nach Masowien geschickt haben, um mit ihm zu verhandeln. Es gibt eine Urkunde vom 3. Mai 1228 aus dem Kloster Mogila bei Krakau, in der Bischof Christian von Preußen dieser Ordensgesandtschaft seinen Verzicht auf den Zehent aus jenem Teil des Kulmerlandes bestätigte, den "Herzog Konrad diesen Rittern bei Wahrung Unserer Rechte erlaubterweise schenken konnte". Leider gibt es keine genaueren Informationen zu dieser Gesandschaft, ich gehe aber davon aus, dass der Auftrag an den Komtur von Halle bereits 1227 vor der Abfahrt Hermanns nach Palästina gegeben worden war. Ordensbruder Philipp hatte genaue Anweisungen entsprechend der 1226 vom Kaiser erlassenen Urkunde von Rimini gehabt und war Anfang 1228 nach Polen gereist. Da in der Urkunde vom 23. April 1228 Preußen gar nicht erwähnt war, konnte Philipp auch nicht zustimmen. So ist es dann auch falsch, wenn C. F. Göschel in seiner Chronik der Stadt Langensalza schreibt: "Zwei Jahre darnach, 1228, langte Hermann von Balk als erster Landmeister von Preußen mit 28 Rittern und 200 Schildknappen und Knechten an." Hermann von Salza hatte weiter in Palästina auf den Kaiser zu warten, war aber nicht untätig, und so gibt es vom Juni 1228 wieder eine Urkunde des Bohemund von Antiochia für den Orden. Diesmal schenkte er eine jährliche Rente in Höhe von 100 Byzantinern für die Feste Montfort. Auch vom Kaiser gibt es eine Urkunde vom 21. Juni 1228. Kurz vor seinem Aufbruch nach Palästina hat er wohl noch versucht, den Patriarchen von Jerusalem, Gerold, für sich einzunehmen. Er nahm die Kirche des Heiligen Grabes zu Denkendorf auf Wunsch des Patriarchen in seinen und des Reiches besonderen Schutz. Zeugen waren u.a. die Erzbischöfe von Palermo, Reggio und Bari, also seine Getreuen. Und so hat er dann am 28. Juni 1228 mit einem guten Gewissen, aber als vom Papst gebannter Monarch, seinen Kreuzzug begonnen. In einem Brief, den Friedrich am Tage seiner Abreise an alle Reichsgetreuen schrieb, heißt es, dass er sich die Sache des Heiligen Landes aufs Ernstliche habe angelegen sein lassen, dass jedoch der Papst, statt ihn dabei zu unterstützen, ihn "excommunicirt" habe und ihm die noch kürzlich durch den Erzbischof von Magdeburg nachgesuchte Aussöhnung verweigert habe. Und obwohl der Papst die Leute der Kirche gegen ihn zu den Waffen riefe, habe dies alles ihn nicht von dem Dienste Christi abhalten können, indem er wirklich mit seiner Flotte und der eingeschifften Kriegsmacht von Brindisi abgefahren sei und mit günstigem Wind nach Syrien hinsteuere. Besonders eilig scheint er es aber nicht gehabt zu haben. Erst am 5. September 1228 erreichte die Flotte des Kaisers die syrische Küste bei Batron zwischen Tripoli und Beirut und am 7. September ging der gebannte Kaiser in Akkkon an Land, wo er von den Fürsten und Anführern des christlichen Heeres mit allen Ehren und großer Freude empfangen wurde. Willy Cohn beschreibt das so: "Als nun Friedrich am 7. September bei Akkon das erste Mal palästinensischen Boden betrat, ist es ihm sicherlich besonders lieb gewesen, unter den zu seiner Begrüßung Versammelten seinen langjährigen Berater Hermann von Salza zur Berichterstattung zu empfangen". Am 15. September war Hermann noch in Akkon. Das beweist eine Urkunde von diesem Tage über eine Schenkung des Grafen Conrad von Grüningen "am altare der hl. iungfrau des ordenshauses in die hände des ordensmeisters Hermann übergebend ..." Nr. 1734 Regesten Imperii. Mitte September begann jedoch wieder der Ernst des Lebens. Papst Gregor IX. hatte in diesen Tagen "zwei Brüder aus dem jungen Orden des heil. Franz. , dessen Jünger hier wie überall als die geschicktesten und thätigsten Feinde des Kaisers sich bewährten, an den Patriarchen Gerold gesandt und jegliche Unterstützung des Gebannten verboten". So schildert Adolf Koch in seinem" Hermann von Salza" die damalige Situation. Damit stand Hermann vor einer wichtigen Entscheidung, die für ihn jedoch nur heißen konnte: mit dem Kaiser Jerusalem befreien, auch auf die Gefahr einer Bestrafung durch den Papst. Deshalb wurde der Kaiser von seinen Getreuen aus der Verantwortung für das Kreuzfahrerheer genommen. Der Marschall des Kaisers, Richard von Filangieri, und der Connetable des Königreichs Jerusalem, Odo von Montbeliard, bekamen den Oberbefehl über die Streiter der Königreiche Jerusalem und Zypern und Hermann von Salza den Befehl über die Deutschen und Lombarden. Unabhängig davon wurden die Verhandlungen mit dem Sultan von Ägypten El-Kamil intensiv weitergeführt. Leider ist der Brief, den Hermann im Herbst 1228 an den Papst zur Situation in Palästina geschrieben hat, verloren gegangen. Seine Briefe vom März 1229 wiederholen jedoch vieles. Und über diese soll der nächste Teil berichten.



Akkon, Ansicht vom Meer (Quelle: MDR/ aus dem Film "Hermann von Salza")


Dieter Deubner Bad Langensalza 3.Januar 2006