Friedrich II. Miniatur 13. Jahrhundert (www.weltchronik.de)





Gesandter des Kaisers
{1225)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 18

Spätestens Ende März 1225 war Hermann von Salza wieder am Hofe Kaiser Friedrich II. in Palermo auf Sizilien. Er wird ihm persönlich Bericht gegeben haben über die Geschehnisse in Deutschland und seine Gespräche in Rom. In Deutschland war Hermann die Unlust der meisten Fürsten aufgefallen, 1225 in einen neuen Kreuzzug zu ziehen, wie es ja nach der Krönung des Kaisers 1220 beschlossen war. Da inzwischen auch der Deutsche Orden sich mit dem ungarischen König Andreas II. in einer Art Kriegszustand im Burzenland befand, war zu diesem Zeitpunkt an eine erfolgversprechende Kreuzzugsvorbereitung nicht zu denken. Papst Honorius hatte sich zwar bemüht, den Deutschen Orden im Burzenland zu unterstützen, jedoch unbeeindruckt von allen päpstlichen Protestschreiben wurden die Ordensritter militärisch bedrängt. Sie mussten sogar das ihnen 1211 übertragene Land verlassen. Des Hochmeisters Aufgabe war in diesen Wochen, einen neuen Vertrag des Kaisers mit dem Papst Honorius zu entwerfen, in dem die Einzelheiten der Terminveränderung des Kreuzzuges festgelegt wurden. In dieser Zeit war Hermann mit Kaiser Friedrich von Palermo nach Melfi in Apulien gezogen, um sich mit Johann von Brienne, dem König von Jerusalem zu treffen. Über 650 km legte der kaiserliche Hof von Mitte März bis Mitte April zurück. Kaum war der Kaiser in Melfi angekommen, wurde die kaiserliche Gesandtschaft an den Papst bestimmt und Hermann musste mit dem König von Jerusalem und dem Patriarchen von Jerusalem, Rudolf, nach Rom ziehen. Es ist nicht bekannt, ob die Gesandten erst nach Rom gezogen sind und dann nach Tivoli. Papst Honorius musste Ende April vor den aufrührerischen Römern nach Tivoli - damals Tibur, östlich von Rom fliehen. Da diese schon im Mittelalter bedeutende Stadt etwa 40 km von Rom entfernt ist, war es für die Gesandten kein großer Umweg. Von Melfi nach Tivoli sind es immerhin über 300 km. In Tivoli wurde die Kreuzzugsangelegenheit und auch die Burzenfrage zwischen dem Papst und der kaiserlichen Gesandtschaft verhandelt. Vom 1. Mai bis 14. Juni 1225 lässt sich der Aufenthalt des Papstes in Tivoli nachweisen. Mit dem Datum vom 31. Mai gibt es drei Urkunden des Papstes aus Tivoli (Tibure), worin Honorius dem Deutschen Orden Privilegien erneuerte, die diesem Anfang 1221 bzw. 1223 zugesprochen waren. So repetierte Honorius ein Privileg vom 15. Januar 1221, in dem dem Orden bestätigt wird, gegen päpstliche Privilegien verstoßende Anweisungen nicht Folge leisten zu müssen. Hermann war zu diesem Zeitpunkt schon wieder zum Kaiser unterwegs, der inzwischen seinen Hof von Melfi nach Foggia verlegt hatte. Er dürfte den neuerwählten Patriarchen von Jerusalem, Gerald von Lausanne zum Kaiser begleitet haben. Einig war man sich in der Absicht den Kreuzzug später als geplant durchzuführen. Das ergab sich auch daraus, dass der Kaiser ja nach der Abmachung von Ferentino bereits am 24. Juni 1225 den Kreuzzug antreten sollte. Seine Anwesenheit Anfang Juni am kaiserlichen Hof unterstreicht eine Zeugenschaft Hermann von Salzas auf einer Urkunde des Kaisers. Mehrere Schreiben des Papstes zur Burzenfrage, ausgefertigt am 10. und 12. Juni 1225, die ganz sicher vom Hochmeister des Ordens erbeten waren, belegen seinen Aufenthalt beim Papst im Mai 1225. So bestätigte der Papst am 10. Juni den Brüdern des Deutschen Ordens im Burzenland den Erhalt ihrer Beschwerden über den ungarischen König, belobte ihre Standhaftigkeit gegen Drohungen und verbot ihnen zudem das Verlassen des Ordenslandes ohne päpstliche Genehmigung. Am 12. Juni schrieb Honorius dem ungarischen König Andreas, dass er mit dem militärischen Vorgehen gegen die Ordensritter nicht einverstanden sei und dass er eine Untersuchungskommission aus drei Äbten eingesetzt habe. Ob diese Schreiben die Ungarn rechtzeitig erreicht haben, ist nicht ganz sicher, da der päpstliche Legat Kardinalbischof Konrad von Porto schon am 6. Juni in Graz war, wo er einen österreichisch-ungarischen Frieden zu vermitteln hatte. Mit Konrad von Porto hatte Hermann von Salza ja schon in der zweiten Jahreshälfte 1224 zusammengearbeitet. Der Papst hatte sich in der Zwischenzeit noch etwas weiter von Rom entfernt. In Tivoli war er wohl nicht mehr sicher genug. So musste die kaiserliche Gesandtschaft mit dem Papst nach Rieti, damals Reate genannt, wo weiter verhandelt wurde. Rieti liegt etwa 70km nördlich von Tivoli. Mit Datum 23. Juni 1225 gibt es eine Urkunde des Papstes zu Gunsten des Patriarchen aus Rieti. Die Verhandlungen zogen sich bis in den Monat Juli hin. Es wurde aber nicht nur über den Kreuzzugstermin gesprochen. Am 13. Juli bestätigte der Papst die Bildung der Kommende Mergentheim durch die Schenkungen der drei Brüder Conrad, Gottfried und Heinrich von Hohenlohe. Und am 15. Juli versuchte Papst Honorius in der Burzenfrage sich mit dem Sohn des ungarischen Königs, Bela IV., zu verständigen. Am 18. Juli müssen die Verhandlungen beendet worden sein. Es gibt mit diesem Datum ein Papstschreiben, in dem Honorius dem Kaiser mitteilt, dass er zwar die Verzögerung des Kreuzzuges beklage, die Vorschläge des Kaisers jedoch annehme. So muss Hermann von Salza nach dem 18. Juli wieder zum Kaiser zurückgekehrt sein. Er wurde begleitet von einer Gegengesandtschaft des Papstes. Honorius schickte zwei Kardinäle zum Kaiser, die noch die näheren Feststellungen in einer persönlichen Besprechung klären sollten. Die beiden Bevollmächtigten des Papstes waren Kardinalbischof Pelagius von Albano und Kardinalpriester Guala von S. Martino. Kardinal Pelagius war derjenige, der erheblichen Anteil an der schmählichen Niederlage im letzten Kreuzzug 1219 hatte. Der Kaiser war während des Monats Juli mit seinem Hof bis nach S. Germano bei Montecassino gezogen. Da der Vertrag über die Verschiebung des Kreuzzugtermins schon am 25. Juli 1225 in S. Germano geschlossen wurde, müssen Hermann und die päpstliche Gesandtschaft direkt von Rieti nach S. Germano gereist sein. Der 25. Juli war übrigens der 10. Jahrestag der Krönung Friedrichs in Aachen. Mit dem Vertrag von S. Germano verpflichtete sich Kaiser Friedrich diesmal im August 1227 den Kreuzzug zu beginnen. Er legte zudem einen Eid ab, dass er 1000 Ritter zum Kreuzzug entsenden werde und als Sicherheit in Rom 100.000 Unzen Gold hinterlegen werde, die der Kirche anheim fallen sollten, wenn er das Gelübde bräche. In "Ryccardi de Sancto Germano chronica" liest sich das so: "Außerdem geben Wir vorgenannten König, dem Patriarchen sowie dem Meister und den Brüdern des Hauses der Deutschen 100.000 Unzen Gold oder den Gegenwert in Silber in Verwahrung". Der König Johann von Jerusalem hatte vorgeschlagen, den Kreuzzug erst nach Ende des bis 1229 bestehenden Waffenstillstandes mit Sultan el-Kamil zu beginnen. Dieser Vorschlag soll jedoch besonders von Kardinal Pelagius entschieden abgelehnt worden sein. Am 28. Juli bestätigt Kaiser Friedrich dem Papst den Abschluss des Vertrages. Hermann von Salza war auch in den nächsten Wochen beim Kaiser. Dieser war inzwischen nach Alife am Fluss Voturno, etwa 65 km südöstlich von S. Germano weitergezogen. Hier stellte Friedrich II. dem Bischof Ekbert von Bamberg eine Urkunde über ein Lehen aus, in der Hermann von Salza als Treuhänder eingesetzt wurde. Ekbert von Bamberg war, wie sicher bekannt, der Bruder der ungarischen Königin Gertrud von Andechs und der Onkel der Elisabeth von Thüringen. Im August 1225 war im Auftrag des Kaisers eine Flotte von vierzehn Galeeren unter dem persönlichen Kommando des Admirals Heinrich von Malta von Süditalien nach Akkon gesegelt. Der Delegation, welche die ehrenvolle Aufgabe hatte, die zukünftige Kaiserin nach Italien zu holen, gehörten Bischof Jakob von Patti und wohl auch der neue Patriarch Gerold von Jerusalem an. Obwohl einige Chronisten auch Hermann von Salza zu dieser Delegation rechneten, er war definitiv nicht dabei. Er konnte deshalb auch der Isabella von Brienne den Ring des Kaisers nicht an den Finger der kindlichen Hand stecken, wie Ernst W. Wies in dem Buch "Friedrich II. von Hohenzollern" schreibt. Das hatte der Stellvertreter des Kaisers, Bischof Jakob von Patti getan. Als Vertreter des Hochmeisters war Ordensbruder Heinrich von Hohenlohe dabei. Er soll die Braut in Barletta über die Laufplanke an Land geführt haben, während Friedrich sich die Ankunft durch ein Fenster des Hafenkastells anschaute. So soll es jedenfalls in den privaten Schriften des italienischen Staufers Friedrich II. stehen, wenn man dem Autor Horst Stern in seinem Buch "Friedrich II. Mann aus Apulien" Glauben schenken darf. Die meisten Chronisten haben sich jedoch für den Kreuzfahrerhafen Brindisi als Ankunftsort entschieden, wo ja am 9. November 1225 die Hochzeit stattfand. Und auf dieser war Hermann sicher anwesend. Doch darüber soll im nächsten Teil berichtet werden.




Stadtplan der alten Stadt Foggia (www.stupormundi.it)


Dieter Deubner Bad Langensalza 2.November 2005