Fresken aus dem 13. Jahrhundert in der Ordenskirche Frankfurt-Sachsenhausen. (Foto: D. Deubner)





Der Hochmeister auf Deutschlandreise
{1224)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 17

Im Jahre 1224 wurde dem Deutschen Orden von Heinrich dem Mittleren von Weida die Johanniskirche in Plauen übertragen, als Grundlage der seit jenem Jahr bestehenden Deutschordenskommende in Plauen im heutigen Vogtland. Dieser Heinrich der Mittlere v. Weida ist ein Enkel der Heinrich von Weida, der 1143 Ländereien auf der Thiemsburg tauschte und auf der Urkunde von 1162 des Herzogs Heinrich von Bayern und Sachsen für das Kloster Homburg gemeinsam mit Walther Wigand Burchardus von Salza als Zeuge zu finden ist. Hier ist sicher die freundschaftliche Verbundenheit der Familie derer von Salza und der Familie der Vögte von Weida einer der Gründe für die zahlreichen Gunstbeweise der Vögte von Weida dem Orden gegenüber. Marian Tumler spricht sogar von den größten Wohltätern des Ordens im thüringischen Gebiet. Auch Hermann von Salza wird diese Unterstützung seines Ordens freudig entgegen genommen haben. Doch hatte er zur Zeit ganz andere Sorgen. 1225 sollte der Kreuzzug Friedrich II. beginnen. Bei seiner Deutschlandreise im vergangenen Jahr hatte Hermann jedoch feststellen müssen, dass bei den deutschen Fürsten dafür keine große Begeisterung mehr zu verspüren war. Bei seinen Gesprächen mit Papst Honorius war man sich einig, der Kaiser müsste unbedingt selbst nach Deutschland ziehen, um die angestauten Probleme persönlich zu lösen. Denn er war ja auch schon geraume Zeit nicht mehr in Deutschland gewesen. Kaiser Friedrich war auch bereit, dem Ratschlag des Hochmeisters folgend, Sizilien zu verlassen und die Alpen zu überqueren, um die deutschen Fürsten für die Teilnahme an "seinem" Kreuzzug zu gewinnen. Aber es kam wie so oft bei diesem Kaiser alles anders. Da sich sehr kurzfristig eine Gelegenheit ergab, die rebellischen Sarazenen auf Sizilien zu unterwerfen, musste Friedrich II. vor Ort bleiben und sein reisenerprobter treuer Hermann von Salza zog statt seiner gen Norden. In einem Brief vom 5. März versuchte sich Friedrich zu rechtfertigen und Hermann überbrachte dieses Schreiben Ende März dem Papst in Rom. Von Palermo sind es auf dem Landweg knapp 1.000 km nach Rom, etwa drei Wochen zu Pferde. Im Januar war er schon mal von Rom nach Catania auf Sizilien zum Kaiser gereist. In Rom erreichte er, dass der Papst ein gewisses Verständnis für die Gründe des Kaisers aufbrachte. Um die Kreuzzugsangelegenheiten trotzdem voranzubringen, ernannte Honorius einen Kardinallegaten für Deutschland. Dieser Legat war Konrad von Urach, einer der angesehensten und gebildetsten Kirchenmänner dieser Zeit. Hermann war, wie auch Friedrich, mit dieser Wahl sehr zufrieden. Bei diesem Aufenthalt beim Papst ist auch die Entwicklung des Ordens im Burzenland besprochen worden und durch eine Reihe von Verfügungen versuchte Honorius die schon damals beginnende Verschlechterung der Beziehung zum ungarischen Königshaus aufzuhalten. Da Hermann bereits auf dem Weg nach Frankfurt am Main war, wo Mitte Mai ein Hoftag König Heinrichs (VII.) stattfand, konnte er diese Urkunden dem ungarischen König Andreas nicht persönlich überreichen. Von Rom nach Hessen sind es etwa 1250 km. Wollte er pünktlich sein, konnte er keine Umwege machen. Die Chronisten streiten sich, ob Hermann überhaupt in Frankfurt war oder nicht. Da er Anfang Juli ganz sicher in Dannenberg auf einer Urkunde erscheint, dürfte auch seine Anwesenheit in Frankfurt gesichert sein. Und für die ca. 450 km bis nach Dannenberg an der Elbe hat er nicht mehr als 2 Wochen gebraucht. In Frankfurt gab es für ihn gutes Quartier, für das er wohl selbst gesorgt hatte. 1221 ließ sich der Deutsche Orden ein 1193 gegründetes Spital mit Hospital, Kirche und allem Zubehör übereignen. Treibende Kraft war der damalige Hochmeister Hermann von Salza. So steht es jedenfalls in dem kleinen Heft über die Deutschordenskirche Frankfurt-Sachsenhausen. Der ganze Komplex besteht heute noch und liegt unmittelbar am Mainufer. Über die Ergebnisse dieses Hoftages konnte ich bisher nicht viel in Erfahrung bringen. Er muss aber mit dem Landgrafen und dem Herzog von Österreich Gespräche geführt haben. Landgraf Ludwig der Heilige hatte auf dem Frankfurter Hoftag von Hermann ein Offerte des Kaisers erhalten, für die Teilnahme am Kreuzzug sollte er 5000 Mark und freie Überfahrt und Verpflegung für sein Kontingent erhalten. Im Juni 1224 hat er daraufhin das Kreuz genommen, wie das damals hieß. Mit dem König Heinrich hatte Hermann das Dänenproblem erörtert, denn das war ja der nächste Termin. Am 4. Juli wurde in Dannenberg eine Urkunde unterzeichnet, die für Hermanns weiteres politisches Leben von sehr großer Bedeutung wurde. So schreibt Helmuth Kluger in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Friedrich II" 1987: "Den wichtigsten und in die Zukunft weisenden Niederschlag seines Aufenthaltes stellte jedenfalls seine Mitarbeit an dem mit Datum 4. 7. 1224 zu Dannenberg ausgestellten Vertragswerk dar, durch welches die gesamte Nordostpolitik des Reiches eine neue Grundlage erhalten sollte. Das Abkommen kam zustande "in Gegenwart des Meisters des Hauses der Deutschen, Hermann, und anderer Boten des Reiches" und lief in seinen Bestimmungen auf einen Kompromiß zwischen den kurialen und kaiserlichen Absichten hinaus." Lange kann Hermann sich in Dannenberg nicht aufgehalten haben. Der nächste Hoftag wartete schon auf ihn. Diesmal in Nürnberg. Also etwa 500km wieder nach Süden. Das war in gut 2 Wochen zu schaffen. Denn am 23. Juli 1224 wurde der Vertrag von Dannenberg durch König Heinrich und den deutschen Fürsten bestätigt und konnte somit in Kraft treten. In diesen Tagen hat Hermann aber auch noch Ordensangelegenheiten regeln können. So findet man im "Urkundenbuch der Deutschordensballei Thüringen" Urkunden zu Gebietstauschen des Deutschen Ordens mit der Reichsabtei Hersfeld Mitte des Jahres 1224. In "Die Deutschen Königspfalzen - Teil 2 Thüringen" schreibt Michael Gockel: "Ein zweiter, offenbar noch bei weitem umfangreicherer Besitzkomplex in Alten-G[ottern], befand sich seit alters in der Hand der Reichsabtei Hersfeld. Urkundlich faßbar wird dieser allerdings erst 1224, als er in einem großangelegten Tauschgeschäft an den Deutschen Orden, der bereits 1221 am Orte Fuß gefaßt hatte, abgestoßen wurde. Der Umfang der vom Hochmeister Hermann von Salza im Juli 1224 persönlich von Hersfeld eingetauschten Güter in villa, spe vocatur Aldenguteren, betrug nicht weniger als 24 Hufen, ferner die örtliche Wigberti-Kirche nebst Ausstattung sowie eine Mühle. Der ehemalige Hersfelder Besitz ist im östlichen Teil des Ortes, dem sogenannten Unterdorf, zu suchen. Denn hier ist die 1224 genannte Wigbertikirche sicher zu lokalisieren. ... . In der Urkunde Nr. 27 des oben angeführten Urkundenbuches steht zum selben Vorgang zu Anfang: "Frater Hermannus domus hospitalis Teutonicorum sancte Maria in ... tauscht mit dem Abt von Hersfeld ... . Unter den Zeugen u. a.: Hermannus Dictus Otter, Bertoldus de Tannenrode, Heinricus preceptor de Altenburch, Conradus preceptor in Neghelstete, ... . In Nürnberg ist Hermann auch noch auf einer Urkunde König Heinrichs für das Kloster Marienzell bei Querfurt als Zeuge zu finden. Danach sollte er mehr Zeit gehabt haben. Erst im März 1225 ist Hermann wieder beim Kaiser in Palermo bezeugt. Er konnte durchaus bis zum Herbst in Deutschland noch etliche Angelegenheiten erledigen. Auch ein Besuch von [Langen]salza ist möglich gewesen. Die Urkunde über den Gebietstausch in Altengottern lässt es jedenfalls vermuten. Nachgewiesen ist aber im Herbst noch ein Schlichtungsvorhaben im Elsaß, wo er im Auftrag des Kaisers zusammen mit dem Erzbischof von Köln und dem Legaten Konrad von Urach einen Lehnsstreit des Kaisers mit dem Bischof Berthold von Strassburg schlichten konnte. Im Internet fand ich diese Geschichte auf der Web-Seite der Gemeinde Wasselnheim im Elsaß. Die Angelegenheit wird in der Kaiserpfalz Hagenau ausgehandelt worden sein, die nicht weit von Strassburg entfernt liegt. Und von Nürnberg nach Strassburg sind es ja "nur" 290 km. Der Legat Konrad von Urach könnte auch deshalb beauftragt worden sein, ein Verwandter von ihm, Gebhard von Urach, war von 1131 bis 1141 Bischof von Strassburg. Auf der Rückreise nach Sizilien zum Kaiser wird Hermann, auch wenn es keine genauen Angaben dazu gibt, auch Rom aufgesucht haben. Am 31. Dezember 1224 ernannte der Papst den Bischof Wilhelm von Modena zum päpstlichen Legaten für die baltischen Bistümer. Und den kannte Hermann von Salza schon seit längerer Zeit. Am 3. Januar gab Honorius dem Legaten auch noch das sogenannte Neophytenprivileg mit, das alle Neu-bekehrten in Livland und im Preußenland ... "niemand anderen ... als allein Christus ...und dem Gehorsam der Römischen Kirche unterstellt" sein sollten. Wenn man dazu weiß, dass Kaiser Friedrich im März 1224 unter Mitarbeit Hermanns von Salza in Catania auf Sizilien sein Kaisermanifest herausgegeben hatte, das die neubekehrten Einwohner von Livland, Estland, Samland, Preußen, Semgallen und weiterer benachbarter Provinzen unter den Schutz des Kaisers und des Reiches stellte, ist man doch sicher, dass Hermann von Salza die Jahreswende in Rom verbracht hat. Und auch im folgenden Jahr gibt es für Hermann viel zu tun. Dazu mehr im nächsten Teil.




St. Wigberti in Altengottern im Herbst 2005. (Foto D. Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza 4.Oktober 2005