Brindisi, Ansicht des Hafens (Quelle: MDR / aus dem Film "Hermann von Salza")





Das Jahr 1226
{1225 bis 1226)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 19

Am 9. November 1225 fand in Brindisi die Hochzeit Friedrich II. mit der Tochter des Johann von Brienne, seines Zeichens Königs von Jerusalem, statt. Isabella von Brienne, auch Jolande genannt, war inzwischen großjährig geworden und vor ihrer Überfahrt nach Italien in Tyros vom Patriarchen Ralph in Anwesenheit des gesamten Adels von Outremer zur Königin von Jerusalem gekrönt worden. Und als Königin von Jerusalem heiratete sie vierzehnjährig den einunddreißigjährigen Kaiser Friedrich. Und dieser nannte sich sofort auch König von Jerusalem, sehr zum Leidwesen seines Schwiegervaters Johann. Diesem soll Hermann von Salza angeblich das Recht auf die Weiterführung des Titels König zugesichert haben, so wird jedenfalls von einigen Chronisten behauptet. Sicher ist, dass Hermann bei der Hochzeit anwesend war und dass er natürlich auch die Krönung der Jolande zur Königin von Jerusalem nicht hätte verhindern können. Dass die gänzliche Entrechtung des Vaters der Kaiserin durch Friedrich zu einem tötlichen Zerwürfnis zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn führte, hat die diplomatische Arbeit Hermanns besonders der Kurie gegenüber erheblich erschwert. Trotzdem hat es sein Verhältnis zum Papst nicht belastet. Dass Kaiser Friedrich schon im Dezember 1225 nicht nur den Titel König von Sizilien führte, sondern sich auch König von Jerusalem nannte, ist aus einer Urkunde zu entnehmen, in der Hermann von Salza Zeuge ist. Der Schweizer Lüthold von Sumiswald schenkte dem Deutschen Orden 1225 sein Gut und die Kirche von Sumiswald und die Kirche von Asoldisbach sowie die Berge Nidungen und Arne. Er verpflichtete den Orden, in Sumiswalde ein Hospital zu errichten und bei ihm ständig zwei Priester zu unterhalten. So steht es bei Marian Tumler. Der Lüthold von Sumiswald muß ein sehr vorsichtiger Mensch gewesen sein. Es gibt für diesen Vorgang drei verschiedene Urkunden, darunter eine extra Bestätigung des Kaisers, die dieser im Dezember 1225 in Foggia ausstellte und in der er sich erstmals als "Jerusalem et Sicilie rex" bezeichnete. Friedrich fand in dieser Urkunde gleichzeitig anerkennende Worte für den Deutschen Orden. Das war der Tatsache geschuldet, dass mit der Heirat ein erheblicher Machtzuwachs des Kaisers einherging, die er zu einem nicht kleinen Teil der geschickt geführten Politik Hermanns von Salza verdankte. So sah es Willy Cohn. Zur Jahreswende 1225/1226 mehrten sich die Hinweise, dass bereits zu diesem Zeitpunkt Herzog Konrad von Masowien und Kujavien den Deutschen Orden um Unterstützung gegen die "heidnischen Preußen" angesprochen hatte. Möglicherweise nutzten Gesandte des Herzogs die Gelegenheit bei der Hochzeit des Kaisers, mit Hermann von Salza dieses Problem anzusprechen. Er kannte die Situation der Ostseeländer aus seinen Verhandlungen in Nordhausen und Dannenberg 1223 und 1224. Er hatte das Problem Burzenland zu lösen und stand auch im Heiligen Land mit seinem Orden vor einer schwierigen Zukunft. Letzteres Problem versuchte er zu allererst zu packen. Im Januar 1226 wurden in S. Quirico in der Capitanata dem Deutschen Orden von Kaiser und Kaiserin in zwei Urkunden die Besitzungen in Palästina bestätigt. Helmuth Kluger schreibt in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II.": Den veränderten Machtverhältnissen im Königreich Jerusalem, die sich aus der Annahme des Königstitels durch Friedrich und der Entzweiung mit seinem Schwiegervater Johann von Brienne gleich nach der Hochzeit ergaben, trug der Ordensmeister alsbald Rechnung, indem er sich im Januar 1226 vom Kaiser und, gesondert, auch von Kaiserin Isabella sämtliche Besitzungen des Ordens im Heiligen Land bestätigen ließ. Dabei handelte es sich in erster Linie um den umfangreichen Landkomplex um das Castellum regis, ... nordöstlich von Akkon gelegen, den Hermann am 30.5.1220 von Otto, Graf von Henneberg [Botenlauben] und seiner Gemahlin Beatrix sowie deren Sohn Otto gegen die bedeutende Summe von 7.000 Mark Silber und 2.000 Byzantinern erwerben konnte." Mit den Urkunden wurden auch einige Unstimmigkeiten mit der Schwester der Beatrix ausgeräumt. Hermann hatte damit dem Orden in Palästina geordnete Verhältnisse geschaffen. Im Februar versuchte Hermann durch die verstärkte Vermittlung des Papstes das Burzenland-Dilemma zu lösen. Trotz vieler Protestbriefe Honorius III. wurde der Orden von König Andreas II. mit militärischer Gewalt aus dem Burzenland vertrieben. Es war zu erkennen, dass die den Orden anfangs schützende Hand der Gertrud von Andechs, der Mutter der Elisabeth von Thüringen, fehlte. Hermann von Salza musste erkennen, dass der Bruch mit den Ungarn nicht mehr zu kitten war. Deshalb verzichtete er auch auf ein persönliches Eingreifen. In einem Brief Honorius III. vom 17. Februar 1226 tadelte der Papst den König Andreas II., weil er noch vor Beendigung der vom Papst angeordneten Untersuchungen die Ausweisung auf Rat von Ordensfeinden verfügt hatte. Er fordert ihn zur Restitution und Wiedergutmachung auf und entschuldigte gleichzeitig den Hochmeister Hermann wegen Unterlassung der geplanten Ungarnreise. Damit endete eines der schmerzlichsten Kapitel der frühen Ordensgeschichte. Hermann muss sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits mit dem Hilfeersuchen des Herzogs von Masowien an den Orden befasst haben. Er befand sich ja immer noch in der Umgebung des Kaisers, der auf dem Weg nach Cremona war. Friedrich II. hatte für Ostern 1226 einen Reichstag einberufen und wollte sein Aufgebot in Pescara sammeln. Der Kaiser hatte jedoch nicht mit dem Widerstand der Lombarden gerechnet, die die Reisewege aus dem Norden weitgehendst blockierten und König Heinrich und vielen deutschen Fürsten eine Durchreise durch Norditalien verwerten. Der Kaiser zog deshalb nach Rimini weiter und fand dort Zeit, persönlich mit Hermann von Salza über das Angebot des polnischen Herzogs Konrad zu beraten. Das Ergebnis war die Goldbulle von Rimini vom März 1226, die dem Deutschen Orden die kaiserliche Unterstützung bei der Missionierung des europäischen Nordens sicherte. Erich Caspar hat es in seinem Buch "Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen" so formuliert: "Hermann von Salza hat sich die Erfahrungen im Burzenlande zur Lehre dienen lassen: diese Vorgeschichte ist wesentlich zum Verständnis der Kaiserurkunde vom März 1226 über Preußen. Diesmal war die höchste weltliche Autorität, das Kaisertum, bei der Hermann zunächst und vor allem Sicherheit für das neue Ordensunternehmen suchte, und diesmal war er eifrig darauf bedacht, von vornherein volle Klarheit über die rechtliche Natur der durch Privilegien zu begründenden Stellung des Ordens in dem neuen Wirkungskreis zu schaffen." Weiter schreibt E. Caspar: "Das kaiserliche Privileg von 1226 ist nicht die Gründungsurkunde des Ordensstaats. Eher ist es als das Aktionsprogramm seines Schöpfers zu bezeichnen, das sich in die Worte : Schaffung eines autonomen Staatswesen, fassen läßt. Damit wird die Urkunde von der größten Wichtigkeit für die historische Beurteilung der Politik Hermanns und seines Ordens in Preußen". Die Goldbulle von Rimini hat in der Beurteilung durch die Historiker manche überspitzte Auslegung erhalten. So ist die Darstellung: Hermann von Salza wurde 1226 mit dem Ordensland belehnt und Reichsfürst, sicher unrichtig. Man sollte besser von einer reichsfürstlichen Privilegierung sprechen. Für Thüringen ist dabei noch interessant, dass die beiden Ordensbrüder, die Hermann zum Herzog Konrad nach Masowien entsandte, aus Thüringer Kommenden stammten. Konrad von Landsberg und Otto von Saleiden haben nach der Chronik von C. F. Göschel das dem Orden übertragene Land Kulm in Augenschein genommen. Ein anderer Thüringer, Landgraf Ludwig IV. der Heilige, traf im April 1226 zu einem Besuch beim Kaiser in Ravenna ein. Ludwig hatte die Blockade der Lombarden umgehen können. Er wurde von Hermann von Salza dem Kaiser vorgestellt, so schreibt es Hans Patze in " Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen". Im Mai befand sich der kaiserliche Hof in Parma, nachdem zuvor in Imola Station gemacht wurde. Vor hier gibt es vom Hochmeister bezeugte Urkunden. Bedeutungsvoller waren jedoch die Urkunden, die Kaiser Friedrich im Mai und im Juni 1226 für die Stadt Lübeck ausstellte und in denen Hermann von Salza ebenfalls Zeuge ist. Dazu findet man in der aus Anlass der vor 750 Jahren erfolgten Verleihung der Reichsfreiheit an Lübeck 1976 erschienenen Festschrift: "Lübeck 1226 Reichsfreiheit und frühe Stadt" eine Darstellung von Walter Hubatsch. Ausgehend von der Einbeziehung Livlands unter die Hoheit des Kaisertums im Dezember 1225 schreibt er: "In diesem Zusammenhang steht die Lübecker Gesandtschaft an den Kaiserhof vom Mai und Juni 1226 und die Erneuerung des Reichsfreiheitsprivilegs - keine vereinzelte und nebensächliche Erscheinung, sondern im Mittelpunkt einer sich neu orientierenden Reichspolitik. Und wieder tritt in der Zeugenreihe, genau eingepaßt zwischen geistlichen und weltlichen Herrschern, Hochmeister Hermann von Salza auf - ...". Hermann steht auf dieser Urkunde für Lübeck vor dem Landgrafen Ludwig von Thüringen. In der Bestätigungsbulle des Kaisers für den Freibrief Friedrich Barbarossas vom Mai war er noch hinter dem Landgrafen von Thüringen eingereiht. Das Jahr 1226 ist eines der ereignisreichsten Jahre in der diplomatischen Tätigkeit Hermanns für Kaiser Friedrich. Im nächsten Teil können wir deshalb weitere wichtige Ereignisse erwarten.




Karte von Akkon mit Castellum regis aus "Hochmeister Hermann v. Salza und Friedrich II." (Repro: D. Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza 29.November 2005