Die Reste der Burg des Otto von Bodenlauben in Bad Kissingen. (Foto: D. Deubner)





Der geeignete Mann für die Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst
{1219 bis 1221)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 14

"Endlich, in der Nacht des 5. November, unternahm König Johann von Brienne einen Angriff und eroberte die Stadt - ohne Widerstand, ohne Verrat, ohne gewalttätiges Plündern, ohne Aufruhr -. Der Grund, warum sie die Stadt so leicht hatten einnehmen können, wurde den Eroberen klar, als sie sie betraten. Die Straßen waren voll von Leichen, die vor Hunger oder an der Pest gestorben waren." Robert Payne schreibt das in seinem Buch "Die Kreuzzüge". Über diese Eroberung berichtet auch einer der wenigen uns erhaltenen Briefe Hermann von Salzas. In der Chronik von Mailros aus dem Jahre 1684 findet sich das Fragment eines Berichtes, den Hermann an Leo Brancaleone, den Kardinalpriester der Pilgerkirche Santa Croce zu Gerusalemme im Lateran, geschrieben hatte. Darin steht u.a.: " ... Die Würde Eurer Aufrichtigkeit wird erfahren haben, daß der allmächtige Herr sich gnädig erbarmend des lange ermüdeten christlichen Heeres die Stadt Damiette ohne Zufügung von Wunden oder Kampf in wunderbarer Weise durch die Gnade seines Erbarmens seinen Verbannten übergab, so daß dies niemandes Verdiensten, sondern nur allein seinem Lob zuerteilt werden kann oder muß. ... Die Überlebenden nämlich litten an der schweren Last der Schwäche, so daß wir, als wir die Stadt zuerst durchschritten, mehr als 3000 Tote nach der Art der Hunde auf der Straße liegen fanden. Denn unsere Leute wurden um das Schweigen der Mitternacht nach dem Rat, so glauben wir, gewisser Leute aus der Stadt eingelassen, ... Aber in der ersten Bewegung der Einnahme der Stadt entfernten viele ruchlose Menschen, die herbeiliefen, heimlich eine unend-liche Menge Geld. ... " Hermann berichtet dann von dem Beschluss des Herren des Heeres, die ganze Menge Gold und Silber an einer Stelle aufzuhäufen, und dass der Herr Legat mit der Fessel der Exkommunikation jeden gedroht habe, der nicht durch Rückgabe wieder zu Verstand käme. Es heißt dann: "Wir fürchten aber, dass die Liebe zum Gelde viele veranlassen wird, Diebe zu bleiben." Am Ende des Fragments berichtet er: " Wir wollen außerdem Euch nicht verbergen, daß vor der Einnahme Damiettes Gesandte des Sultans eine Unterredung mit uns hatten und sie das ganze Heilige Land uns zurückgeben wollten. ... Darüber hinaus alle christlichen Gefangenen." Hier endet das Blatt. Der volle Wortlaut steht bei Willy Cohn. Besonders rühmlich ist dieser Kreuzzug ganz gewiss nicht gewesen. Dafür sorgte schon die Uneinigkeit unter den Heerführern. Hermann von Salza war froh, im Frühjahr 1220 mit seinen Rittern König Johann nach Akkon begleiten zu dürfen. Dieser hatte vom Papst die Erlaubnis erhalten den Kreuzzug zu verlassen. Aus dem Februar 1220 gibt es eine Urkunde über die Einigung zwischen König Johann und dem Deutschen Orden über die Behandlung der in Damiette gemachten Beute, auf die später nochmal eingegangen werden soll. Im Mai war er immer noch in Akkon. Sein Freund Otto von Bodenlauben hatte die Absicht, mit Zustimmung seiner Gattin Beatrix und seines Sohnes Otto, dem Deutschen Orden sein ganzes Erbgut im Königreiche Jerusalem zu verkaufen. Die Familie von Bodenlauben wollte das Heilige Land verlassen und nach über zwölf Jahren nach Deutschland zurückkehren. Durch die Kriegszüge des Sultans El-Mu´azzam ,der ja während der Belagerung Damiettes Galiläa und andere Gebiete des Heiligen Landes verwüstete, waren auch die Besitzungen derer von Bodenlauben erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem hatten sich die Verhältnisse in Deutschland wieder gebessert, es gab ja seit April wieder einen deutschen König. Am 30. Mai wurde die entsprechende Urkunde unterzeichnet. Unter den zahlreichen Zeugen finden wir auch Hermann von Salza. Die Nachricht von der Wahl Heinrichs VII., dem Sohn Friedrich II. zum deutschen König wurde sicher von den Gesandten Friedrich II., die in dieser Zeit in Akkon waren, überbracht. Diese können auch eine Depesche an Hermann von Salza im Gepäck gehabt haben. Der König von Sizilien, Friedrich II., brauchte Hermann in Deutschland. Er war der geeignete Mann, der dem Papst die Vorstellungen Friedrichs zur Wahl seines Sohnes Heinrich zum deutschen König und seiner Krönung zum Kaiser darbringen konnte. Hermann muss etwa ab August 1220 am Hofe des Königs gewesen sein. Dieser hatte auf dem Lechfeld bei Augsburg, dem traditionellen Aufmarschort der Deutschen Kaiser, ein kleines Heer und zum Kreuzzug bereite Fürsten um sich versammelt. Mit diesem Aufgebot zog er langsam Richtung Rom. Über Innsbruck, Bozen, Trient zog er zum Gardasee, wo er ein Zeltlager aufschlug. Ob Hermann von Salza bereits am Gardasee oder erst in Bologna zu Friedrich stieß, ist nicht bekannt. Am 4. Oktober schrieb Friedrich aus Bologna dem Papst einen Brief, in dem er sich für das Versäumnis entschuldigte, nicht sofort beim Eintritt in Italien dies dem Papst gemeldet zu haben. Gleichzeitig empfahl er ihm seine drei Gesandten, den Bischof Wilhelm von Como, den Pronothar des königlichen Hofes Heinrich und den Bruder Hermann. Damit erschien Hermann von Salza zum ersten Mal auf einer königlichen Urkunde. Am 27. Oktober 1220 muss die Gesandtschaft beim Papst gewesen sein. Honorius III. bestätigte an diesem Tag den Kaufvertrag zwischen Otto von Bodenlauben und dem Deutschen Orden vom 30. Mai 1220. Hermann wird diese Urkunde dem Papst persönlich vorgelegt haben, sicher erst nachdem die ihm übertragenen Aufgaben erledigt waren. Ihm gelang es dabei, einen "Modus vivendi" zu finden, indem der Papst die Wahl Heinrichs akzeptierte und in die Krönung Friedrichs zum Kaiser einwilligte. Nachdem Anfang November alle Modalitäten der Krönung geklärt waren, traf der zukünftige Kaiser in Rom ein. Mit diplomatischem Geschick verschaffte Hermann von Salza König Friedrich beim Papst und den Kirchenfürsten die notwendige Reputation. Sogar Kardinal Hugolin von Ostia,der spätere Papst Gregor IX., nannte damals Friedrich II. "die erste Pflanze der Kirche." Und so salbte Papst Honorius III. am 22. November 1220 Friedrich in Rom zum römisch-deutschen Kaiser. "Wie wichtig dem Kaiser Hermann von Salza und der Deutsche Ritterorden waren, geht daraus hervor, daß Friedrich am Tage der Kaiserkrönung mit dem Papst über den weißen Mantel der deutschen Ritter sprach und ihn als besonderes Geschenk vom Papst erbat. ... Die Eindrücke, die diese Kaiserkrönung dem Deutschordensmeister brachten, waren die für sein weiteres Leben entscheidenden: Die damals in Rom erreichte Übereinstimmung der beiden Herren der abendländischen Christenheit mußte weiter aufrecht erhalten werden. Sie gewährleistete ja am besten den Weltfrieden und die Erfüllung des ritterlich-christlichen Ethos, das dem Ordensmeister vor allem am Herzen lag." Soweit Willy Cohn in "Hermann von Salza". Und Marian Tumler fügt etwas vorsichtiger hinzu: "Im Jahre 1220 war der Meister bei der Kaiserkrönung Friedrichs II. anwesend. In den folgenden Monaten wurde der Orden mit päpstlichen und kaiserlichen Privilegien förmlich überschüttet. Wir können wieder nicht nachweisen, daß sie durch Hermann persönliches Eingreifen erreicht wurden, aber es hat den Anschein." Bis in den April 1221 war Hermann bei Kaiser und Papst in Italien. Am 9. Januar 1221 gewährte Papst Honorius III. die völlige rechtliche Gleichstellung des Deutschen Orden mit den Templern und den Johannitern. An einem für Hermann von Salza nicht ganz unwichtigen Ereignis konnte er nicht teilnehmen. Im Frühjahr heiratete in Eisenach Landgraf Ludwig IV. die jetzt vierzehnjährige Elisabeth von Ungarn. Sie war ja schon mit vier Jahren nach Thüringen gekommen. Ab Mai oder Juni 1221 war Hermann wieder in Akkon und zog mit König Johann Anfang Juli zum Kreuzzug nach Damiette. Dort konnte er sich persönlich von dem Ungemach, das seinen Ordensbrüdern während seiner Abwesenheit widerfahren war, überzeugen. Bei einem Streifzug in der Nähe von Damiette wurden der Präcep-tor, der Marschall und zwanzig Ritter von den Saracenen gefangen genommen. Ende August war dieser Kreuzzug dann zu Ende. Pelagius mußte in die vom Sultan angebotenen Friedensverhandlungen einwilligen. Hermann von Salza und der Großmeister der Templer wurden als Geißeln für die Räumung und Übergabe von Damiette verantwortlich gemacht. Steven Runciman beschreibt diesen Schlusspunkt: "Nachdem el-Kamil König Johann bei einem prächtigen Gastmahl bewirtet und das christliche Heer freigiebig mit Mundvorrat versehen hatte, wurden die gegenseitigen Geißeln wieder zurückgegeben; und am Mittwoch, dem 8. September, begab sich das ganze Kreuzheer auf seine Schiffe, und der Sultan zog in Damiette ein." Auch Hermann von Salza war mit seinen Ordensbrüder zurück nach Akkon gezogen. Er wird sich aber noch im Herbst zum Kaiser nach Apulien begeben haben, um ihn über die Vorgänge in Ägypten Bericht zu geben. Auch der Papst ist von ihm unterrichtet worden. Aus Thüringen ist zu berichten, dass sich gerade im Jahr 1221 der Orden sehr verstärken konnte und in Nägelstedt, Porstendorf und Zwätzen bei Jena Niederlassungen und Kommenden entstanden. Doch dazu mehr im nächsten Teil.




Rom, Blick durch Tiberbrücke mit Petersdom im Hintergrund. (Quelle: Andreas Hoberg für GMD)


Dieter Deubner Bad Langensalza 09.Juni 2005