Letzte Überreste des ehemaligen Klosters Homburg bei Bad Langensalza. (Foto: D. Deubner)





Seine Teilnahme an den Kämpfen der Kreuzfahrer
{1217 bis 1219}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 13

Zur gleichen Zeit, in der die Kreuzritter von Akkon aus ihre Kämpfe begannen, wurde in Rom die erste päpstliche Urkunde für das Kloster Homburg in der Heimat Hermann von Salza ausgefertigt. Papst Honorius III. erlaubte mit seiner Bulle vom 5. November 1217 den Benediktinern daselbst, zur Zeit eines allgemeinen Interdiktes stillen Gottesdienst zu halten, bei geschlossenen Türen, ohne Glockengeläut usw. So steht es im Urkundenbuch des Klosters Homburg, 1844, S. 11. Hermann von Salza hat als Hochmeister des Deutschen Ordens sicher mit dem Kardinal Censius Savelli Kontakt gehabt. Dieser war bis zu seiner Wahl zum Papst Honorius III., der Kämmerer der Römischen Kirche. Hermann wird diese Bekanntschaft in Interesse seines Ordens zu nutzen gewusst haben. Die nächsten Monate hatte er jedoch ganz andere Probleme. Der "Große Kriegsrat" im Oktober hatte, sicher nicht einstimmig, sich für die Eroberung der Küstenstadt Damiette in Ägypten ausgesprochen. Das war ein Vorschlag der Templer gewesen. Diese hatten dafür die Begründung: "... und indem wir die Stadt Damiette zerstören, werden wir die Straße nach Jerusalem beherrschen". Das hatte Wilhelm von Chartres, der Großmeister des Tempelordens an Papst Honorius III. irgendwann im Winter 1217 aus Akkon geschrieben. Jacob von Vitry, der Bischof von Akkon, sah diese ganzen Aktionen sehr kritisch und beklagte vor allem die große Uneinigkeit im Kreuzfahrerheer. Es standen im Winter 1217 mindestens fünfzehntausend Ritter und drei- oder viermal so viele Fußsoldaten im Heiligen Land. Steven Runciman beschreibt das so: " Die christlichen Heere ermangelten der Zucht und Ordnung. König Johann [von Jerusalem] betrachtete sich selbst als den Oberbefehlshaber, aber die österreichisch-ungarischen Truppen folgten nur König Andreas und die Zyprioten nur König Hugo, währen die Ritterorden ihren eigenen Führern gehorchten. Beisan [eine Stadt am Toten Meer] wurde besetzt und ausgeplündert. Sodann wanderten die Christen ziellos über den Jordan, zogen am Ostufer des See Genezareth hinauf, an Kapernaum vorbei und durch Galiläa zurück nach Akkon. König Andreas war hocherfreut, als er sich einen der Wasserkrüge, die auf der Hochzeit von Kana verwendet worden waren, verschaffen konnte". Am 3. Dezember versuchte König Johann die Burg Tabor zu erobern. Aber auch ein zweiter Versuch am 5. Dezember, und diesmal mit Unterstützung der Ritterorden, scheiterte. Daraufhin zog man sich nach Akkon zurück. Das Hospital des Deutschen Ordens wird genügend Arbeit gehabt haben. Robert Payne gibt in "Die Kreuzzüge" zum ungarischen König noch einige treffende Informationen: "Einer der Könige machte sich inzwischen zur Abreise bereit. Es war der König Andreas II. von Ungarn. Er herrschte über ein weites Gebiet, welches das heutige Ungarn, Dalmatien, Kroatien, Bosnien und Galizien umfaßte. Er verkündete, er sei als Pilger gekommen und die Pilgerfahrt sei jetzt vorüber. Er hatte das Haupt des heiligen Stephanus erworben und einen der Krüge ... ,[aber das wissen wir ja bereits.]. Er kündigte seine Abreise ohne Vorwarnung an. Der Patriarch von Jerusalem geriet in Wut; aber der König blieb fest." Auf seinem Heimmarsch Anfang Januar 1218 wurde König Andreas von König Hugo von Zypern bis Tripolis begleitet. Beide waren dort zur Hochzeit der Halbschwester König Hugos mit dem vormaligen Fürsten von Antiochia Bohemund IV. eingeladen. In der Begleitung des Königs Andreas waren seine beiden Schwager Otto von Andechs-Meranien und Bischof Ekbert von Bamberg, alles gute Bekannte Hermann von Salzas. Ob Hermann auch Gast auf dieser Hochzeit war, wird leider nicht vermeldet, war aber möglich. Am 10. Januar starb in Tripolis ganz plötzlich König Hugo. Damit hatte der Kreuzzug zwei Befehlshaber weniger. Herzog Leopold von Österreich war nicht mit König Andreas heimwärts gezogen. Er war bereit weiter für das Kreuz zu wirken und so bediente sich, wie Steven Runciman schreibt, König Johann seiner Hilfe bei der Wiederbefestigung von Cäsarea, indes die Tempelritter und die Deutschen Ordensritter sich daran machten, in Athlit, knapp südlich des Berges Karmel, eine große befestigte Burg, genannt die Pilgerburg, zu errichten. Gegen Ostern war die Burg errichtet und die Erbauer zogen sich nach Akkon zurück, darunter sicher auch Hermann von Salza. Er wird, wenn auch nirgends erwähnt, sich aktiv am Bau beteiligt haben. Willy Cohn schreibt dazu: "Hier mögen Hermann von Salza und seine Ordensritter zu ersten Male Erfahrungen bei der Errichtung einer größeren Kastellanlage gesammelt haben, die ihnen zugute kamen, als sie über ein Jahr später an den Bau ihres Kastells Montfort herangingen". Die Kreuzfahrer, die im Herbst nicht mehr nach Palästina kommen konnten, trafen jetzt, sehnsüchtig erwartet, in Akkon ein. So landete am 26. April 1218 eine Flotte mit deutschen und nordischen Pilgern in Akkon. Unter dem Eindruck dieser und weitere Verstärkungen begann man die Eroberung Damiettes vorzubereiten. Ende Mai segelten die ersten Schiffe nach Ägypten. Im Juni dann folgte, so berichtet Dieter Zimmerling in: "Der Deutsche Ritterorden", der andere Teil der Truppen, darunter Hermann von Salza; es ist sein erster größerer militärischer Einsatz. Dass er in diesen Monaten in Ägypten war, beweist ein Schreiben der Führer des Belagerungsheeres an den Papst mit der Bitte um Unterstützung. Dieser Brief vom 15. Juni 1218 wurde vom Patriarchen von Jerusalem, vom König von Jerusalem, von Herzog Leopold von Österreich sowie von den Meistern der drei Ritterorden unterzeichnet. Schon am 13. August 1218 hat dann Papst Honorius seine Unterstützung signalisiert. Mitte August begann der Angriff auf Damiette. Er endete mit der Eroberung einer Festung vor Damiette, wobei reiche Beute gemacht wurde. Im September schickte der Papst einen Legaten, den Kardinal Pelagius ins Kampfgebiet. Dieser verlangte sofort den Oberbefehl. Er war ein Mann von großer Betriebsamkeit und Erfahrung in Regierung und Verwaltung, aber ungewöhnlichem Mangel an Taktgefühl . Seine Ankunft in Damiette rief unverzüglich Mißhelligkeiten hervor. Hermann von Salza wird sich um diese Zeit von Ägypten nach Italien begeben haben, denn am 1. Oktober gewährte Honorius III. den Brüdern des Hospitals St. Marien in Jerusalem ein wichtiges Generalprivileg. Damit war der letzte Schritt zu einem Orden im Vollsinn des Wortes getan. Diese Einschätzung findet man auf der Internetseite des Deutschen Ordens. Ob er dann sofort wieder ins Kriegsgebiet zurück ist, ist nicht bekannt. Ende Oktober waren noch französische und englische Kreuzfahrer in Damiette gelandet. Alle hatten mit einem ungemein mörderischen Winter zu kämpfen. Oliver von Paderborn, ei-ner der Chronisten dieses Kreuzzuges, berichtet, dass im November ein Sturm die Kreuzfahrer beinahe ertrinken ließ. Mitten in der Nacht stieg das Wasser an, die Zelte wurden weggeschwemmt und die Nahrungsmittel verdarben. Mit dem Sturm kam die Pest. Er berichtet dann weiter, dass diejenigen, welche bis zum Frühjahr überlebt hätten, wieder gesund geworden seien. Ungefähr ein Fünftel der Kreuzfahrer sei in jenem langen kalten Winter umgekommen. Wenn Hermann von Salza im Frühjahr wieder in Ägypten war, ist er aber im Mai 1219 wieder, diesmal zusammen mit dem Herzog Leopold von Österreich, nach Italien gereist. Beide sind im Sommer beim Papst nachweisbar. Für Hermann von Salza ging es um die Bestätigung der Schenkung des St. Jacobstiftes zu Bamberg für den Orden. Das Dorf und die Kirche von Langeln wurden die Grundlage für die zukünftige Kommende in der Nähe von Wernigerode im Ostharz. Mit dieser Reise entging Hermann dem glühenden Sommer in Ägypten, der den Kreuzfahrern sehr zu schaffen machte. Er wird Ende August wieder im Feldlager von Damiette eingetroffen sein. Rechtzeitig genug, um mit Franziskus von Assisi, einem der bedeutendsten Mönche seiner Zeit zusammenzutreffen. Im Oktober versuchte der Sultan El-Kamil die Kreuzfahrer mit einem verlockenden Angebot von dem weiteren Versuch, Damiette endgültig zu erobern, abzubringen. Er bot ihnen Jerusalem, ganz Mittelpalästina und Galiläa an und das "Wahre Kreuz" dazu. Während König Johann von Jerusalem für eine Annahme des Angebotes war, lehnten es Kardinal Pelagius und der Patriarch von Jerusalem ab. Auch die Ritterorden mit Hermann von Salza, zeigten sich aus taktischen Gründen ablehnend. Hatte doch der Sultan Jerusalem und viele Orte in Galiläa im Sommer zerstört. "Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien wurde so erbittert, daß Bischof Jakob von Akkon meinte, der Sultan habe das Angebot lediglich gemacht, um Zank und Streit zu stiften"-so Steven Runciman. Kardinal Pelagius setzte sich durch und befahl am 5. November 1219 den Angriff auf die Stadt Damiette. Über die Rolle Hermanns von Salza bei der Eroberung Damiettes soll im nächsten Teil berichtet werden.




Franz von Assisi: Ausschnitt aus einem Wandgemälde von Cimabue, 13. Jahrh. (Repro: D. Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza 19.April 2005