Rom, Engelsburg, zu Hermanns Zeiten Sitz des Papstes (Foto: Andreas Hoberg für GMD)





Der Hochmeister in Italien und Deutschland
{1215 bis 1217}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 12

Im Jahr 1215 stand der römischen Kirche ein großes Ereignis bevor. Papst Innozenz III. hatte ja im Jahre 1213 beschlossen, in Rom ein großes Konzil abzuhalten. Es sollten dabei sämtliche religiösen Angelegenheiten der Christenheit geregelt und vor allem die griechische Kirche wieder eingegliedert werden. Es war sein Wunsch, um diese Zeit bereits einen Kreuzzug ins Werk gesetzt zu sehen. So können wir es bei Steven Runciman lesen. Und so wird ganz sicher der Hochmeister des Deutschen Ordens die Teilnahme an diesem Ereignis eingeplant haben. Dabei bot sich ihm gleichzeitig die Gelegenheit , die Ordensniederlassungen in Sizilien zu inspizieren. In Sizilien hatte der Orden schon Ende des 12. Jahrhunderts Kommenden und reichen Besitz . Die Ordensbrüder müssen beim Volk sehr beliebt gewesen sein. Das beweisen jedenfalls mehrere Schenkungen an den Orden. Auch in Italien hatte der Orden bereits zu Zeiten der Spitalgemeinschaft, also vor 1198 Niederlassungen. So lag die erste Niederlassung des Ordens im Abendland in Apulien, dem Lande der großen Kreuzfahrerhäfen Bari, Barletta und Brindisi am "Mare Adriatico". Apulien war aber auch das Land des jungen Königs und zukünftigen Kaisers Friedrich II., dem "Knaben aus Apulien", wie er von vielen Historikern genannt wird. Vor seiner Abreise in den "Westen" hatte Hermann von Salza am 9. April 1215 in Akkon aber erst noch einen wichtigen Notartermin. Mathilde, die Witwe des Konrad von Schwarzenberg, wollte vor ihrer Heimreise nach Deutschland dem Deutschen Orden ihr Haus in Akkon mit Zubehör verkaufen. Dabei machten die Vertragspartner aus, dass sich Bruder Hermann verpflichtet, an Mathilde von Schwarzenberg am 15. Tag nach Pfingsten 1216 zu Straßburg 400 Mark Silber zum Ankauf eines Gutes auszuzahlen. Im "Tabulae Ordinis Theutonici" von Ernestus Strehlke, einer sehr umfangreichen Urkundensammlung des Deutschen Ordens, findet man bei dieser Urkunde Nr. 48 als Zeugen u. a. die Namen des Marschalls Ludwig von Hörselgau sowie des Großkomturs Drabodo von Utinge. Hermann von Salza wird dann im Frühsommer von Akkon aufgebrochen sein und zuerst Sizilien aufgesucht haben. Dabei wird von Willy Cohn auch eine Zusammenkunft mit der Königin Konstanze am Hofe von Palermo mit "einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit" angenommen. Nach der Visitation der Ordensniederlassungen auf Sizilien wird er die italienischen Ordenshäuser aufgesucht haben. Ein Ergebnis dieser Reise war eine Urkunde Friedrich II. für den Orden, ausgestellt in seiner Residenz Hagenau. Darin wird dem Orden das Castrum Mesanai und das Haus des Margeritus in Brindisi übertragen. Am 11. November 1215 haben wir uns Hermann von Salza in Rom zu denken. Mehr als zweitausendzweihundert Delegierte hatten sich zum Konzil versammelt. Hier traf er auch Wolfger von Erlau wieder, der schon als Bischof von Passau ein großer Förderer des Ordens war. Als Patriarch von Aquileia gehörte er zu den einflussreichsten Kirchenfürsten dieser Zeit. Gut bekannt war Hermann auch mit dem Erzbischof von Bari, Berard von Castacca, der war im Auftrag Friedrich II. auf dem Konzil. In Bari gab es schon seit 1209 eine Komturei, und Hermann ist vor seiner Hochmeisterzeit schon in Bari gewesen. Damals hat er Berard von Castacca kennen gelernt. In dem historischen Roman: "Der Falke von Palermo", stellt die Autorin R. M. Bordihn die These auf, dass Hermann von Salza und Friedrich II. sich bereits im Januar 1216 in Hagenau erstmalig getroffen haben. Er sei nach dem Konzil mit Berard von Castacca nach Hagenau gekommen. Das kommt der Einschätzung von Andreas Lorck sehr nahe, der in "Hermann von Salza - Stationen seines Leben" schreibt: "Ich glaube nach diesem, dass Hermann nicht sehr lange nach dem Lateranconcil, im Frühjahr 1216 nach Deutschland gekommen ist." Das passt auch zu der Einschätzung, zu der man kommen muss, wenn man die Entwicklung der Beziehung zwischen dem jungen König und dem wesentlich älteren Hochmeister betrachtet. Friedrich II. wurde ob seiner Fähigkeit gerühmt, trotz seiner jungen Jahre von sich aus zwischen Getreuen und Ungetreuen unterscheiden zu können. Dazu braucht man jedoch eine gewisse Zeit des Kennenlernens. Einen Teil hat auch die Bekanntschaft Hermanns mit dem Erzbischof von Bari, Berard, beigetragen, der seit 1209 einer der treuesten Berater Friedrichs war. Vieles liegt in dieser Zeit im Dunklen der Geschichte und vieles kann nur noch vermutet werden. So ist es durchaus möglich, dass Hermann von Salza im Sommer 1216 die Königin Konstanze und ihren Sohn Heinrich nach Deutschland begleitet hat, die im Juli 1216 von Messina aus ihre Reise zu ihrem Mann Friedrich angetreten hatte. Dann wird er jedoch die versprochene Zahlung an Mathilde von Schwarzenberg in Straßburg nicht persönlich ausgeführt haben können. Am 16. Juli 1216 war in Perugia nach kurzer Krankheit Papst Innozenz gestorben und schon am 18. Juli der große Kardinal Savelli unter dem Namen Honorius III. zum Papst gewählt worden . Im Dezember 1216 war Hermann von Salza wieder in Deutschland bei König Friedrich, der in Nürnberg in seinem Beisein für den Orden Schenkungen und Privilegien aussprach. Auch Papst Honorius III. stellte am 8.Dezember dem Orden unter Nennung des "Hermanno magistro hospitalis sancte Marie Alemannorum Ierosolimitani ...", eine große Bulle aus, die als Magna carta des Ordens bezeichnet werden kann. Sie regelte die Zehentfreiheit und das Recht auf Errichtung von Kirchen und Friedhöfen ect. So ist Papst Honorius III. sein ganzes Leben ein großer Förderer des Ordens gewesen. Von 1216 bis 1227 hat er 113 Urkunden für den Orden ausgestellt. Ob Hermann in diesen Monaten, in denen er in Deutschland gewesen ist, auch Thüringen und damit seinen Heimatort aufgesucht hat , wird nirgends erwähnt. Möglich war es. Anfang des Jahres 1217 wird er sich wieder in Richtung Heiliges Land begeben haben. Für eine Anwesenheit auf dem Hoftag in Ulm, wo Friedrich II. ihm für den Orden am 17. Februar weitere Schenkungen und Privilegien beurkundete, war dabei durchaus noch Zeit. Papst Honorius hatte erst für den Sommer 1217 geplant, ein großes Kreuzfahrerheer nach Akkon zu schicken. Wenn Hermann mit Andreas II. und dem Herzog Leopold von Österreich nach Akkon gezogen ist, hat er erst im Sommer in Spalato in Dalmatien sein müssen. Der ungarische König Andreas wollte jetzt endlich den schon 1196 seinem Vater versprochenen Kreuzzug unternehmen. Er traf mit seinem Heer im August in Italien ein, wo sich ihm Herzog Leopold von Österreich anschloss. Mit ihm traten auch seine beiden Schwager, die Brüder seiner ermordeten Frau Gertrud, Eckbert, Bischof von Bamberg, und Otto von Andechs-Meranien, die Reise ins Heilige Land an. Andreas II. hatte 1215 wieder geheiratet. Seine Gemahlin, Jolanthe de Courtenay, war die Tochter des Kaisers Peter I. von Courtenay-Byzanz, und er liebäugelte sogar mit dem Thron von Konstantinopel. Den bekam aber sein neuer Schwiegervater Peter von Courtenay. Im Frühjahr hatte Thüringen einen großen Verlust zu beklagen. Landgraf Hermann I., man kann ihn sicher den Förderer Hermanns von Salza nennen, war in Gotha verstorben. Als Nachfolger wurde sein Sohn Ludwig unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie eingesetzt, der spätere Gemahl der Heiligen Elisabeth. Hermann von Salza wird sicher erst später davon erfahren haben. Er hatte erstmal in Spalato zu warten, es gab nämlich nicht genügend Schiffe für die vielen Kreuzfahrer. Im September fand Herzog Leopold schließlich für seine Truppe ein Schiff, mit dem er dann in sechzehn Tagen in Akkon war. Mit ihm muß Hermann von Salza gefahren sein, aber in Cypern Zwischenstation gemacht haben. Es gibt vom September 1217 ein Privileg für den Orden von König Hugo von Cypern, das in seiner Anwesenheit ausgestellt worden ist. Er wird danach mit dem König von Cypern nach Akkon gekommen sein. Dieser soll etwa zur gleichen Zeit wie König Andreas in Akkon an Land gegangen sein. Das berichtet Steven Runciman in seiner "Geschichte der Kreuzzüge". Darin steht auch: "Die Spalater konnten König Andreas nur zwei Schiffe überlassen, und so blieb der Großteil seines Heeres zurück". Der ganze Aufmarsch der Kreuzfahrer aus den verschiedenen europäischen Ländern muss sehr chaotisch gewesen sein. Dazu kam die schlechte Verpflegung der Kreuzfahrer, da in diesem Jahr die Ernte in Syrien nicht besonders gut war. Adolf Koch berichtet über die ersten Tage Hermanns in Akkon: " Mit den Kreuzfahrern wird er dann Anfangs Oktober in Akkon gelandet sein. Dort wurde bald nachher und nachdem auch Hugo von Cypern herübergekommen war, grosser Kriegsrat gehalten, dem auch Hermann anwohnte. Über die Pläne, welche damals gefasst wurden, sind wir nicht genügend unterrichtet. Doch scheint das eigentliche Ziel der folgenden kopflos genug ausgeführten Operationen Damaskus gewesen sein". Den Verlauf des Kreuzzuges und den Anteil Hermann von Salzas daran verrät der nächste Teil.




Dom zu Bamberg, Hermann von Salza auf dem Tympanum der Marienpforte. (Foto: D. Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza 12.März 2005