Als ich am zum "Frühlingserwachen" am letzten Märzsonntag in unserer wunderschönen Trinitatis-Kirche saß und von dem tollen Vorhaben hörte, dass unser Bad Langensalza mit einer großen Anzahl europäischer Städte in einen Wettbewerb tritt, musste ich unwillkürlich an unseren Hermann von Salza denken. Dieser hätte sicher seine Freude daran gehabt, war er doch sein Leben lang ein großer Verfechter einer friedlichen Zusammenarbeit aller. Und so hatte ich durchaus den Eindruck, dass über dieser großartigen Veranstaltung sein Geist stand. Eine entstehende europäische Zusammenarbeit zum Wohle aller wäre sicher ganz in seinem Sinne gewesen. Noch überraschter war ich, als ich mir dann auf der Internetseite
~ www.entente-florale-bad-langensalza.de ~ die Europäischen Städte anschaute, die 2011 im Wettstreit sind. Dabei fiel mir besonders die italienische Stadt Grado auf, sie kannte ich vom Itinerar unseres Deutschordensmeisters.
"Italien:
An der Nordküste der Adria liegt die Stadt Grado. Die malerisch auf einer Insel erbaute Altstadt zieht Besucher ebenso in die 8.600 Einwohner zählende Gemeinde, wie die langen Strände in unmittelbarer Umgebung." So steht es auf der lesenswerten Seite, auf der auch eine Übersetzung der französischen Wörter "Entente Florale" steht: "blumiges Bündnis", welch wunderschöne Überschrift.
Bei Wikipedia kann man lesen: "Die Stadt Grado (aus dem Lat. "ad gradus", an der Stufe, einem Kanal, der nach Aquileia führte) (furlanisch Grau, slowenisch Gradež) mit 8614 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2009) liegt an der Nordküste der Adria auf einer Sanddüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt."
Im März des Jahres 1232 war der Streit zwischen Kaiser Friedrich II und dem Lombardenbund eskaliert und Papst Gregor IX. hatte Friedrich versprochen in diesem Streit zu vermitteln. Deshalb war der Kaiser nach Ravenna gezogen, um möglichst nah bei den anstehenden Verhandlungen der päpstlichen Legaten mit den Rektoren des Lombardenbundes zu sein. Als diese Gespräche kein Ergebnis brachten, zog es Friedrich vor, noch vor dem Erscheinen der päpstlichen Legaten zur Berichterstattung vor ihm, seine Zelte in Ravenna abzubrechen und mit seinem Gefolge, in dem sich auch unser Hermann von Salza befand, mit dem Schiff nach Aquileja zu reisen. Adolf Koch schreibt: "Friedrich war nach Ravenna gekommen, um hier den angekündigten grossen Reichstag zu halten. Aber die Lombarden erschienen nicht, ja sie hielten sogar wie 1226 die Alpenpässe besetzt, so dass König Heinrich [der Sohn Friedrichs II.] mit der Mehrzahl der Deutschen Fürsten nicht durchdringen konnte. Nachdem der Kaiser längere Zeit vergeblich gewartet hatte, ging er im März zu Wasser über Venedig, um den Deutschen Landen näher zu sein, nach Aquileja." Grado war zur damaligen Zeit der Hafen von Aquileja, etwa 11 km von der Patriarchenstadt Aquileja entfernt. Damals war Bertold von Meran Patriarch. Er war ein Bruder der Gertrud von Ungarn, der Mutter der Elisabeth von Thüringen. Auch war er mit den Grafen von Görz, die Grado regierten, verschwägert. Strategisch war diese Stadt für den Kaiser, aber auch für den Deutschen Orden, vor allem seit dem Streit mit den Lombarden, von großer Wichtigkeit. Hier endete die Bernsteinstraße. Sie war die Verbindung zur Ostsee und da sich in diesen Jahren auch die Aktivitäten des Ordens in Preußen entwickelten, war der Hafen Grado ideal als Verkehrsknoten für die Material- und Personentransporte des Ordens. Während des Kreuzzuges des ungarischen Königs Andreas zwischen 1217 und 1220 hatte Meinhard von Görz der Ältere, Hermann von Salza ein sehr großes Gebiet nahe Grado für den Deutschen Orden übertragen. Das war wohl von den Nachkommen angefochten worden. Jetzt war es aber sinnvoll, in dieser wichtigen Gegend eine Ordensniederlassung zu errichten. Deshalb nutzte Hermann von Salza die Anwesenheit in Aquileja und Grado um mit dem Machtwort des Kaisers den Neffen des Grafen von Görz zum Verzicht auf alle eventuell noch vorhandenen Ansprüche zu bewegen. Es gibt eine Urkunde vom 10. März 1232, in der mit prominenter Zeugenschaft dieses dokumentiert ist. In den " Regesta Imperii" Band V Nr. 1950 heißt es: "1232 märz 00 apud Aquilegiam - In gegenwart des kaisers Friedrich, der fürsten Bert. patr. v. Aglei, der bisch. Ekb. v. Bamberg u. Heinrich v. Worms, B. probst u. C. archidiacon v. Aglei, Otto herz. v. Meran und vieler andern magnaten Alemanniens, … verzichtet graf Meinhard der jüngere von Görz zu gunsten des Deutschordensmeisters Hermann auf alle seine etwaigen rechte an Brissenich und andern gütern, welche einst sein oheim graf Meinhard der ältere dem Deutschorden übertrug. …" Noch im selben Jahr 1232 entstand die Kommende Brissenich nordwestlich von Grado. Diese Urkunde liegt wohl im Deutschordenszentralarchiv in Wien. Hermann von Salza ist in den Jahren danach bis zu seinem Tod noch einige Male in Grado und Aquileja gewesen. Meistens aber nur kurz, auf der Durchreise nach Deutschland. Ich glaube, dass er auch im Herbst 1233 auf seiner, von einigen Historikern angezweifelten Reise nach Thorn und Kulm, die Route über Grado genommen haben wird.
Wer noch mehr zum heutigen Grado wissen möchte, dem empfehle ich die Internetseiten: "de.wikipedia. org/wiki/Grado" und "www.grado.info/flash/Default.aspx". Auf Google-Maps findet man es unter Grado Görz, Italien sogar mit Street View.
Auf der Web-Seite: "www.geschkult.fu-berlin.de" werden die Fußbodenmosaiken in den Kirchen von Grado vorgestellt.
Übrigens hat Grado auch eine Therme mit Kurbetrieb, aber auch einige Hotels.
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Fußbodenmosaik im "Mausoleum" von S. Eufemia mit dem Monogramm des Bischofs Elias ("Helias episcopus") Aus www.geschkult.fu-berlin.de
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Dieter Deubner Mitglied der Interessengemeinschaft zur Erforschung des Deutschen Ordens in Nägelstedt und Umgebung im Dorfkulturverein Nägelstedt e. V.
Bad Langensalza Veröffentlicht im Heimatboten Bad Langensalza 5. Mai 2011
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