Hermann von Salza aus dem Film des MDR







Hermann von Salza - Auf der Suche nach der Herkunft des Hochmeisters des Deutschen Ordens


Vierter Teil ~ Hermann von Salza und die Stadtrechteverleihung an Salza ~ 2. Kapitel



Aus der Darstellung Helmut Lahrkamp zum Itinerarium des Wilbrand von Oldenburg ergeben sich einige neue, Überdenkens werten geschichtliche Abläufe, in denen sich die Stadtrechteverleihung für Salza etwas anders darstellt als bisher angenommen. Geht man von den Angaben Lahrkamp zum Sommer 1211 aus, wird Hermann von Salza spätestens anfangs April 1211 von Akkon nach Barletta zum Kaiser Otto IV. gereist sein. Leider gibt es dafür keinen Beleg. Aber Kaiser Otto IV. war bereits seit dem 16. Juni bei Barulum (Barletta), wo er den Bürgern von Straßburg ein Privileg bestätigte. [Böhmer-Ficker "Regesta Imperii Nr. 446.] Am 1. August 1211 nahm Otto IV. in Barletta die Brüder des Johanniterordens in seinen Schutz [BF. 447.]. In dieser Zeit war der Deutsche Orden noch abhängig von den Johannitern, die sozusagen die Oberaufsicht über den Orden hatten. Es wird in Barletta eine Zusammenkunft des Kaisers mit dem Hochmeister gegeben haben und dabei kann wohl schon im Sommer 1211 über die Verleihung der Stadtrechte an Salza gesprochen worden sein. "Es bestand damals jedenfalls das Interesse des Kaisers Otto IV., den Landgrafen Hermann I. von Thüringen in jeglicher Form zu schädigen. Eine selbständige, dem Welfen untertane Stadt Salza bedeutete zudem ein Bollwerk gegen die Erweiterung des landgräflichen Machtbereichs nach der, dem Herzogtum Sachsen zu gerichteten Seite und die Sicherung von Ottos Machtstellung im Homburg=Salzaer Gebiete. Ferner wurde das Bestehen der im Entwicklungsstadium befindlichen, junggegründeten landgräflichen Stadt Thamsbrück auf das schwerste gefährdet, wenn nicht gar unterbunden, wie dies auch in der Thamsbrücker Stadtgeschichte zutage tritt". Das schreibt Werner Schnellenkamp in seiner Fortsetzungsreihe "Zur Entstehungsgeschichte der Stadt Langensalza" in "Für Stadt und Land, Nr. 9. / 1936" [Stadtarchiv Bad Langensalza]. Dazu passt die Tatsache, dass Salza in diesen Jahren kein landgräflicher Ort wie Thamsbrück war. Man spricht auch von den Dynasten von Salza. Die Welfen hatten seit dem 12. Jahrhundert Einfluss im Kloster Homburg. Bei Carl Friedrich Göschel erfahren wir in seiner "Chronik der Stadt Langensalza" (1818): "Eben dieser König Otto, ein Welfe, des Löwens Sohn, welcher sich um unsere Stadt so hochverdient gemacht hat, ein Urenkel des kaiserlichen Ehepaars, Lothars des Sachsen und dessen Gemahlin Richezza, ein Enkel des herzoglichen Ehepaars, Heinrich des Stolzen und Gertruden, dessen ehelicher Wirthin, welche beide Ehepaare früher um das benachbarte Kloster Homburg ähnliche Verdienste zum späten Andenken sich erworben hatten." Auch aus diesem Grunde lag die Überlegung Ottos nahe, Salza eine den Welfen "untertane" Stadt werden zu lassen.

Im Herbst 1211 war Otto IV. ziemlich plötzlich über die Alpen nach Deutschland gezogen. Es hatte sich mit Unter-stützung des Papstes eine Gegenpartei gebildet, die den Staufer Friedrich II. dem Sohn Heinrich VI. zum König wählen wollte. Dem wollte Otto IV. entgegentreten. Pfingsten 1212 fand ein Hoftag in Nürnberg statt. In dem Buch "Kaiser Otto IV und König Friderich II (1208-1212)" von Otto Abel [1856] findet sich nachfolgende Darstellung:

"Ein glänzender Kreis von geistlichen und weltlichen Fürsten umgab den Kaiser am Pfingstfest zu Nürnberg; wie Ludwig von Baiern und Dietrich von Meissen, so hatte sich auch Herzog Luitpold von Österreich ihm wieder zugewandt; Ottokars Bruder, Markgraf Heinrich von Mähren erschien auf dem Reichstag. Von seinen Hauptgegnern lebte Erzbischof Sigfrid als Vertriebener am thüringischen Hof, über den Böhmenkönig war eben der Stab gebrochen; der Erzbischof von Magdeburg kam bereits durch den Abfall seiner Ritter und Dienstmannen ins Gedränge. Gegen den Landgrafen endlich sollte gerade jetzt der Hauptschlag geführt werden. Zu Anfang Juli rückte Otto mit Heeresmacht in die Landgrafschaft ein, nahm Rotenburg (an der Fulda) und Langensalza mit stürmender Hand. Göschel schreibt dazu in seiner Chronik: " Noch handelte Otto in Thüringen nicht anders denn als anerkannter römischer König, und weil die Herren von Salza dem Geiste ihrer Zeit gemäß die adeliche Sünde der Räuberey getrieben, und den Landfrieden nicht gehalten hatten, so geschah es, daß jetzto unter diesem Vorwande Dryburg belagert wurde. Die Feste ergab sich aber, weshalb Otto den Herren von Salza Gnade wiederfahren ließ, und noch dazu dem Dorfe Salza das Stadtrecht ertheilte." Das geschah um den 16. Juli 1212. Die Annalen Reinhardsbrunn geben dazu an, dass "mangel an lebensmitteln die übergabe veranlasste"[BF. 483b.]. Das Regest ist eines der Wenigen, in dem Salza gedacht wird. "1212 … ante Salza: Belagerung und eroberung von Langensalza." Dass Otto IV. in Salza war, beweist auch eine Urkunde des Kaisers für das Johannishospital in Hildesheim, beurkundet "(in castris) ap. Salzach" am 16. Juli 1212 [BF. 484.].

Otto IV. muss spätestens in Nürnberg von dem erfolgreichen Verlauf der Inspektionsreise des Wilbrand von Oldenburg und des Hochmeisters des Deutschen Ordens Hermann von Salza, informiert gewesen sein. Am 15. Mai nimmt er "zu ehren gottes und der iungfrau Maria so wie zu seinem und seiner eltern seelenheil alle liegenschaften und besitzungen des hospitals des Deutschorden (in Jerusalem) wo diese auch im kaiserreich gelegen sind in seinen vollsten schutz" [BF.479.]. Dazu passt auch das Regest BF. 483. In dem Otto IV.: "den domprobst L. zu Hildesheim auffordert, dahin zu wirken, dass an der Hildesheimer kirche der gottesdienst wieder aufgenommen werde,…" Dazu muss man wissen, dass Wilbrand von Oldenburg Domherr von Hildesheim war.

Die von mir aufgeführten Regesten aus den Regesta Imperii, Abteilung V. Jüngere Staufer (1198-1272) Band 1 von J. F. Böhmer, aus dem Jahr 1881 sind anerkannte geschichtliche Belege. Sicher findet sich hier kein Hinweis auf die Stadtrechteverleihung an Salza. Aus dem Ablauf der Geschichte können aber entsprechende Rückschlüsse gezogen werden. Ich sehe in diesen geschichtlichen Zusammenhängen, die sich vor 800 Jahren abgespielt haben, einen Beweis für Verleihung der Stadtrechte an das Dorf Salza durch den Kaiser Otto IV. Außerdem sehe ich in der Mitwirkung des Hochmeisters Hermann von Salza die Bestätigung seiner Herkunft aus dem Dorf Salza beim Kloster Homburg nahe der Unstrut. Aus diesem im Jahr 1212 die Stadtrechte erhaltenen Ort Salza wurde im 15. Jahrhundert Langensalza, das heutige Bad Langensalza.



Otto IV, deutscher Kaiser (ca. 1176-1218) von J. Chr. Ludwig Tunica (1795-1868)
aus: Kunstschätze aus den Sammlungen des Königlichen Hauses zu Hannover


Dieter Deubner

Mitglied der Interessengemeinschaft zur Erforschung des Deutschen Ordens in Nägelstedt und Umgebung im Dorfkulturverein Nägelstedt e. V.

Veröffentlicht im "Heimatbote" Bad Langensalza am 10. Februar 2011



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