In der Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde erschien im Jahre 1940 in Nr. 34 ein Artikel von Erich Maschke unter dem Titel "Die Herkunft Hermanns von Salza". Gleich im ersten Abschnitt geht er dabei auf den Königsbesuch in Langensalza ein und schreibt: " Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der als Kronprinz an der Wiederherstellung der Marienburg in Westpreußen so lebhaften Anteil genommen hatte, im Herbst 1842 in Langensalza weilte, brachte er die Sprache darauf, ob der Hochmeister Hermann von Salza, der Gründer des preußischen Ordensstaates, wirklich aus Langensalza stamme, ohne daß ihm eine beweiskräftige Antwort gegeben werden konnte". Maschke verweist dabei auf die "Regesten des aus dem alten deutschen Herrenstande hervorgegangenen Geschlechts Salza (Leipzig 1853), S. IX."
Die wohl von Carl von Salza und Lichtenau, einem Königl. Sächs. Appellationsrath herausgegebenen Regesten können als der Versuch angesehen werden, etwas Licht in die Ungewissheiten der Herkunft Hermanns von Salza zu bringen. So liest man auf der Seite IX der Regesten: "Diese anziehende Partie unserer Geschichte kann nach der meisterhaften Darstellung, welche in dem unsterblichen Werke Voigts über Preußen ihr zu Theil geworden ist, als abgeschlossen betrachtet werden. Diesem seelenvollen Gemälde war nur Weniges hinzuzufügen. Vor allen Dingen galt es hier die Ungewißheit, welche über die Abstammung Hermanns von Salz" bisher obwaltete, zu beseitigen. Die verschiedenen Ansichten hierüber sind zwar schon öfters, zuletzt als der ebenso geist= als kenntnißreiche König von Preußen bei seiner Anwesenheit in Langensalza am 2. Octbr. 1842 diesen Punkt zur Sprache gebracht hatte, geprüft worden, allein ohne zu einem historische Gewißheit verbürgenden Ergebnisse zu führen. Durch die urkundlichen Nachweise, welche wir über die Abstammung Hermanns von Salza beigebracht haben, dürfte dieses Resultat erreicht worden sein".
In der Nr. 277 des "Allgemeinen Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen" schreibt ein nicht genannter Zeitzeuge unter "Geschichtliches": "Hermann von Salza. Langensalza, den 2. Oct. 1842. Es ist doch etwas Großes um einen König, der wirklich ein König ist! Das haben wir empfunden, als heute unser vielgeliebter König in Begleitung seiner königlichen Gemahlin auf seiner Rückreise von Neuschatel durch unsere Stadt kam und bei uns einzukehren nicht verschmähte. Das hohe Herrscherpaar stieg, was schüchtern wir kaum zu hoffen wagten, vor unserm zum Empfange nach Kräften bereiteten Rathhause ab und nahm Einiges von den dargebotenen Erfrischungen … an. Ihre Majestäten beglückten uns durch ein ¾=stündiges Verweilen, während beide hohe Personen auf`s freundlichste und liebevollste mit den Anwesenden sprachen. Nimmer vergessen wir, was wir gesehen und empfunden, denn wir sahen den Erlauchtetsten und doch den Freundlichsten; die königliche Frau und doch die Demüthigste und Liebevollste; eine wahre Landesmutter, wie wir nur eine hatten in der heiligen Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, der sie auch im Namen gleicht.
Se. Maj. der König sprach auch von unserem Hermann von Salza, dem vierten Hochmeister des deutschen Ritterordens, der das heidnische Preußen eroberte und bekehrte, bezweifelte jedoch den Anspruch unserer Stadt, als Stammort gelten zu wollen. Und dieses historische Verhältnis ist es gerade, das unserer kleinen Stadt einige Wichtigkeit im großen Königreiche, zu welchem unser Hermann den allerersten Grund legte, gibt. Es wäre sehr zu wünschen gewesen, daß von den anwesenden Einwohnern - am besten von Stadtkindern, denn von Fremden ist nichts zu erwarten - das, was unsere Göschelsche Chronik darüber enthält, geziemend vorgestellt worden wäre, denn es genügt, um jeden Zweifel zu beseitigen, und auf unseres Königes hoher Stirn ist ja deutlich genug zu lesen, daß die Wahrheit unter ihr behauset ist und Niemand sich, von ihr geführt, scheuen soll. Doch da das nicht geschehen ist, so können wir Langensalzaer, die wir nicht bloß in und für die Gegenwart leben wollen, es nur beklagen, und nehmen zu Sicherstellung des historischen Anspruchs unserer Stadt auf die Ehre, Stammort Hermann`s von Salza zu seyn, zur Vermittlung dieses Tageblattes unsere Zuflucht."
Der Autor fährt, nachdem er die Seiten 170 und 134 der Göschel Chronik Band 1 von 1818 zitiert hat, fort: "Indem wir diese Stelle ausheben, fordern wir alle Orte, die etwa die Ehre des Stammorts Hermann`s von Salza für sich in Anspruch nehmen, hiermit öffentlich und vor ganz Deutschland und dem Richterstuhle der Geschichte auf, ihre Ansprüche zu verlautbaren und urkundlich nachzuweisen, und werden, wenn sie dieß besser als wir zu thun vermögen, der Wahrheit die Ehre geben, wenn auch wider Wunsch und Neigung. Sollte jedoch binnen Jahr und Tag nichts von solchen Ansprüchen in diesem Blatte verlautbaren, da glauben wir annehmen zu dürfen, daß dergleichen überhaupt nicht vorhanden sind."
In der Augustausgabe berichte ich über die weiteren mir von Thüringischen Staatsarchiv Greiz dankenswerterweise überlassenen Artikel zu diesem Thema aus dem Allgemeinen Anzeiger.
Dieter Deubner
Bad Langensalza Juli 2010