Klosterkirche der Zisterzienserklosters Volkenroda, 1150 durch den Erzbischof von Mainz eingeweiht.





Als Ordensritter in Palästina
{1207 bis 1210}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 5

Von dem, was in den ersten zehn Jahren des neu gegründeten Deutschen Ritterordens geschieht, ist nur wenig überliefert. Drei Meister des Ordens sind bekannt: Nach Heinrich Wapot übernimmt Otto von Kerpen das Amt, dem Heinrich Bart folgt. Man weiß nicht, in welchem Jahr die drei jeweils gestorben sind, man weiß aber die Todestage. Woher sie stammen, ist unbekannt. Heinrich Bart kommt wahrscheinlich aus Thüringen, hat im Jahre 1208 eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternommen, tritt in den Orden ein und wird alsbald zum Ordensmeister gewählt. Gestorben ist er am 2. Juni 1209 oder 1210 und wird - wie wahrscheinlich auch seine beiden Vorgänger - in Akkon begraben." Soweit Dieter Zimmerling in seinem Buch " Der Deutsche Ritterorden". Der hat das dem Buch "Hermann von Salza" von Adolf Koch entnommen, der schreibt: "dass seit Heinrich Bart - mit zwei Ausnahmen - nur Sachsen und Thüringer siebzig Jahre lang mit der höchsten Würde des Ordens geschmückt wurden,...". Es gibt jedoch noch andere Namen, die bei den verschiedenen Chronisten für den 3. Hochmeister des Deutschen Orden genannt werden. Beda Dudik nennt ihn 1858 Hermann Bart, auch Willy Cohn läßt im Juni 1210 einen Hermann Barth sterben. In vielen neueren Werken über den Deutschen Orden ist jedoch die Rede von Heinrich von Tunna genannt Bart, der von 1208 bis 1209 oder 1210 Hochmeister des Deutschen Ordens war. In der Festschrift zum 200jährigen Jubiläum der Kirche St. Petri und Pauli von Guido Reinhart, Rektor in Gräfentonna, kann man 1892 lesen: "Nach dieser Zeit verkaufte ein gewisser Heinrich von Tonna dem Kloster Reinhardsbrunn 150 Acker Holz auf dem Eytersberge bei Tonna, d. i. das Klosterholz auf der "Fahnerschen Höhe", die noch im 17. Jahrhundert den Namen Eytersberg führte. Wer dieser Heinrich von Tonna gewesen, der ein so bedeutendes Besitztum (im Jahre 1208) verkaufte, hat nicht festgestellt werden können". Wenn man den Stammbaum der Herren von Gleichen und von Tonna durchsucht, findet man für diesen Zeitraum keinen Heinrich. Man findet aber einen Hermann und vor allem einen Bardo?, Brüder des Erwin von Gleychen, der gemeinsam mit Walther Wigand Buchardus von Salza 1162 Zeuge auf einer Urkunde für das Kloster Homburg war. Und wenn man dazu noch weiss, dass die Schwester des Vaters dieser Brüder, Beatrice mit dem Henneberger Graf Boppo II. verheiratet war, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass beim Besuch in Thüringen Otto von Botenlauben(Henneberg), seinen Verwandten Bardo von Tonna zu der Pilgerfahrt animiert hatte. Im Teil 4 war ich etwas ausführlicher auf die im Jahre 1206 in Thamsbrück ausgestellte Urkunde eingegangen. Auf ihr fand ich unter den Zeugen neben Hermann von Salza einen weiteren sehr interessanten Namen, Heinricus Barba de Tunna. Und eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1208 brachte dann eine große Überraschung. Sie wurde ausgestellt auf dem Landgräfl. Schloß Eckartsberga. "Hermann [I.] Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen, beurkundet, dass sein Ministerial Heinrich v. Tonna, gen. Bart, vor seiner Wallfahrt ins heilige Land (dum iter peregrinationis ad partes transmarinas proponere arripere) dem Kl(oster) Reinhardsbrunn unter Abt Wichard einen Wald von 150 Joch auf dem Ettersberge (Eitirsberc) für 10 Mark Silber mit Konsens seiner Mutter Gertrud, seiner Schwester Gertrud und deren Gemahl Eckehard von Teuchern (Thuchere) und ihrer Kinder übergeben hat." Unter den Zeugen finden wir u.a. Truchseß Günther von Schlotheim und Schenk Rudolf von Vargula. Hier haben wir den gesuchten Heinrich von Tunna gen. Bart. Er war ein landgräflicher Ministerial, ein Thüringer, und stammte wohl aus der Gegend um Freyburg. Und er war ganz sicher mit Hermann von Salza gut bekannt, der ihn zu dieser Pilgerfahrt ermuntert haben wird. Doch wer war dann Hermann Bart? Die Frage konnte auch Adolf Koch nicht beantworten. Hans-Georg Boehm hat in seinem Buch "Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618" eine Handschrift aus dem 17. Jahrhundert neu bearbeitet. Das Wappen für den 3. Hochmeister trägt den Untertitel 1208-1209 HEINRICH VON TONNA GEN. BART. Unter den Worten "Der Dritt, Herr Herman Bardt" steht weiter "ward Anno 1206 Zum Deutschmaister erwählt,...". Da es sicher scheint, dass Otto von Kerpen am 2. Juni 1206 verstorben ist und Heinrich von Tonna nicht vor 1207 oder 1208 in Palästina gewesen sein kann, muß es möglicherweise von 1206 bis 1208 mit Hermann Bart noch einen weiteren Hochmeister gegeben haben. In das Jahr 1208 fiel ein für Deutschland folgenschweres Ereignis. Am 21. Juni wird König Philipp von Schwaben in Bamberg ermordet. Damit war der Thronstreit mit Otto IV. fürs Erste beendet. Papst Innozenz III. sah sich jetzt wieder in der Lage dem Deutschen Orden Privilegien auszustellen und bestätigte die erworbenen Besitzungen. Im Oktober 1208 erhielt der Orden die schon erwähnte Schenkung von Otto von Botenlauben. 1209 schenkte König Leo von Armenien dem Orden Burgen in Kilikien. Auch König Otto IV. schenkte während seines Umrittes durch die Gebiete Deutschlands, die ihm bis zum Todes seines Konkurrenten Philipp von Schwaben im Vorjahre verschlossen geblieben waren, dem Deutschen Orden die Kirche des vor Nürnberg gelegenen Königshofes. Am 27. Juni 1209 bestätigte Papst Innozenz III. dem Deutschen Orden in einer Bulle die Besitzungen auf Zypern und in Rom wurde Otto IV. am 4. Oktober zum Kaiser gekrönt. Die deutschen Ordensritter gingen in Akkon ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Der bestehende Waffenstillstand hatte zu einer gewissen Ruhe im Heiligen Land geführt und so widmete man sich vor allem der Pflege kranker Pilger. Das wichtigste Thema in Akkon war jedoch, wer wird neuer König von Jerusalem. Ohne König waren die anstehenden Verhandlungen wegen der Verlängerung des Waffenstillstandes gefährdet. Die jetzt neunzehnjährige Thronfolgerin Maria brauchte also unbedingt einen Bräutigam. Im Frühjahr 1210 hatte man ihn endlich gefunden. Es war der sechzigjährige Ritter Johann Brienne aus der Champagne. Und der war auf dem Weg nach Akkon. Aber bereits vor seiner Ankunft mußte der Kronrat zusammentreten um mit den Unterhändlern des Sultans el-Adil zu verhandeln. Steven Runciman schildert in seinem Buch " Geschichte der Kreuzzüge" die Ereignisse dieser Tage: "Im Juli lief der Waffenstillstand mit el-Adil ab, und der Sultan schickte Unterhändler nach Akkon, um eine Erneuerung vorzuschlagen. Johann von Ibelin führte den Vorsitz über einen Kronrat, auf welchem er vorschlug, das Angebot anzunehmen; und der Großmeister der Hospitaliter Gue`rin von Montaigu und der Großmeister des Deutschen Ritterordens Hermann Bardt unterstützten ihn. Aber der Großmeister der Tempelritter, Philipp von Le Plessiez, bewog die Bischöfe dazu, auf der Ablehnung des Vorschlages zu bestehen". Die Tempelritter hofften, dass der neue König den Vorschlag ebenfalls ablehnen würde, und der war ja noch nicht in Akkon eingetroffen. Im Juni 1210 starb ganz plötzlich Heinrich von Tunna genannt Bart. Der Deutsche Ritterorden war ohne Führung und das in einer für den Orden und das Königreich Jerusalem so kritischen Zeit. Wie der Sommer 1210 weiter verlief, erfahren Sie im nächsten Teil.




Hochmeisterwappen des Heinrich von Tunna gen. Bart aus einer Handschrift aus dem 17. Jahrhundert.


Dieter Deubner Bad Langensalza 05. September 2004