Der Herrensitz Nieder-Lichtenau südlich von Görlitz
aus: www.zlb.de







Hermann von Salzas Verwandtschaft


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil VII

Auf der Suche nach weiteren Fakten zum Leben Hermann von Salzas bin ich durch Google auf das "Große vollständige Universallexicon aller Wissenschaften und Künste" des Johann Heinrich Zedler gestoßen. Die 68 Bände wurden zwischen 1732 und 1754 in Halle und Leipzig herausgegeben. Beim Suchen unter "Salza" fand ich ihn, unseren Hermann, ich fand aber noch mehr und das möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten. Auf der Seite 1420 steht: "Salza, Saltza, eine uralte adel. Familie, welche ehemals die Stadt Langensaltza in Thüringen besessen. Sie hat sich nachher in Sachsen, Böhmen, Schlesien, Ober=Lausitz, Polen und Preußen ausgebreitet; wiewohl einige Scribenten aus dem Wappen der erstern in Thüringen urtheilen wollen, daß sie von denen in ietzgedachten beyden Provinzen, Ober=Lausitz und Schlesien, unterschieden gewesen. Der Herr von Falkenstein in der Thüringis[chen] Chron[nik] ... führet deren Ursprung von der Stadt Langensaltze in Thüringen her, so ehemals ein Flecken gewesen, und dem unweit davon gelegenen Kloster Homburg gehöret hat, welches von dem H. Bonifacio gestifftet, u. schon zu Kayser Carls des Grossen Zeiten durch Vögte verwaltet worden. Er meldet, daß dazumahl ein Voigt diesen Flecken erblich an sich gebracht, dessen Nachkommen sich Herren von Saltza geschrieben haben, womit auch Merian in Topograph,Sax.Sup. ... einstimmet. Es hat dieses Geschlechte viele berühmte Leute hervorgebracht. In der ... Chartario Reinhardsbronnensi ... ist ein Diploma Ludovici III. Landgrafens in Thüringen, im Jahre 1174 zu lesen, welches Hugo von Saltza nebst seinen Brüdern unterschrieben. Hermann von Saltza, von dem ein besonderer Artickel folget, ist im Jahr 1210 Hochmeister des Deutschen Ritter=Ordens worden, woraus das Ansehn und Alterthum dieser Familie genungsam zu ersehen." Dann springt das Lexikon aber gleich in das Jahr 1280 zu einem Friedrich von Saltza, der mit Agnes, Gräfin von Stollberg, "im Jahre 1280 Beylager gehalten". Das ist nach G. u. H. Schütz der Bruder von Günther von Salza, der mit Kunigunde, Herrin von Frankenstein und später mit Agnes, Herrin von Erfa verheiratet war. Davor gab es noch einen Hugo von Salza, nach Schütz der Sohn des Minnesängers Hugo von Salza, dem Bruder von Hermann von Salza. Dieser Hugo der Jüngere ist im August 1262 zusammen mit Walter von Vargula Zeuge auf einem Vertrag des Ritters Giselher von Döllstedt mit dem DOHaus in Nägelstedt [Lampe Urkb. der Deutschordensballei Thüringen]. Hugo der Jüngere ist der Vater des Günther von Salza, der 1272 Gisele, Herrin von Treffurt, geheiratet hat und des Günther von Salza, der zu dieser Zeit Domherr zu Bamberg war. Auch hier gibt es eine Urkunde im vorerwähnten Urkundenbuch vom 9. Oktober 1284, in der Günther, Vogt von Salza, und seine Söhne Günther und Friedrich dem Kloster Homburg für 270 Mark die Güter in Kirchheilingen verkauften, die sie für die gleiche Summe vom Deutschen Orden gekauft hatten. Unter den Zeugen finden wir neben anderen: "...frater Henricus dictus Hocheym commendator in Neylstedt, magister Guntherus de Salcza canonicus dictus Bambergk, ..." 1305 wird dieser Kauf von Günther von Salza, dem Jüngeren, bestätigt.1303 findet sich Friedrich von Salza nochmal auf einer Urkunde für das Deutschordenshaus in Nägelstedt. In dem "Diploma Ludovici III. Landgrafens in Thüringen" von 1174 wird von den Brüdern des Hugo von Salza gesprochen. Im Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalza von A. Wenzel ist das die Urkunde 243. "1174, Siebleben. Als Zeugen werden u. a. aufgeführt: Hugone de Salza eiusque fratribus Gunthero et Hermanno, ..." . Bei Schütz steht unter Günther I. 1174 Stammvater der Oberlausitzer Linie. Im eingangs erwähnten Lexicon von Zedler wird diese Geschichte nach der Thüringischen Chronik des Herrn von Falkenstein so dargestellt: "das oberwehnter Hochmeister des Deutschen Ordens 3 Vettern und Gebrüdere gehabt, als 1) Friedrichen, der in Preussen im Kriege gedienet, und sein Leben ohne Erben beschlossen; 2) Heinrichen, welcher gleichfalls dem Deutschen Orden Kriegs=Dienste in Preussen geleistet, nach des mehrerwehnten Hochmeisters Tode aber sich wieder in Thüringen begeben, und in der Erb=Theilung Saltza nebst zugehörigen Gütern erhalten; weil er aber mit seinen Brüdern in steten Irrungen gelebet, habe er seinen Antheil dem Churfürsten zu Mayntz ... verkauft;... ." Hier will ich den Herrn von Falkenstein beenden lassen, denn auch bei Schütz ist vieles unklar zur gleichen Geschichte. Der Verkauf an den Erzbischof von Mainz durch Heinrich erfolgte 1270. Gleichzeitig steht in den nächsten Sätzen: "Heinrich von Salza starb 1268". Ich halte mich lieber an eine Darstellung, die zwar auch nicht bewiesen ist, aber nachvollziehbarer sein dürfte. Der dritte von Salza von 1174, Günther, taucht in keiner der aus folgender Zeit stammenden Urkunden auf. Es gibt aber einen Stiftungsbrief für das Zisterzienserkloster Pforta aus dem Jahre 1175, in dem dieses das Kloster Leubus an der Oder übernehmen kann. In diesem Brief wird den Mönchen auch zugestanden, auf ihren Gütern Deutsche anzusiedeln. Schütz weist in seiner Chronik auf Grundbesitz der Herren von Salza in Borstendorf beim Kloster Pforta hin und am 3. August 1157 bestätigt in einer Urkunde zu Halle Kaiser Friedrich Barbarossa das Ergebnis einer Grenzbegehung durch den landgräflichen Ministerialen Heidenreich von Salza neben dem Reichsministerialen Walther von Weimar und weiteren Ministerialen, in einer Eigentumsangelegenheit des Klosters Pforta. Dieser Heidenreich von Salza ist sicher auch zur Verwandschaft Hermann von Salzas zu zählen. Er war möglicherweise ein Bruder seines Vaters. Wenn Günther von Salza nach 1174 nach Schlesien oder in die Oberlausitz gegangen ist, kann das aber auch im Gefolge des schlesischen Herzogs Wladislaus und seiner Söhne geschehen sein, der in dieser Zeit in Altenburg/Thür. im Exil war. Von Altenburg bis Pforta oder Borstendorf waren es etwa zwei Tagesreisen und für Kontakte in der damaligen Zeit sicher kein Problem. Dass in den nächsten Jahrzehnten weitere Mitglieder der Familie von Salza, wie dieser oben erwähnte Heinrich, nach Schlesien und der Oberlausitz gezogen sind, soll damit nicht außer Frage stehen. Bei meinen Nachforschungen zu einigen Urkunden des Bischofs Christian von Preußen mit dem Deutschen Orden bin ich auf einige Zusammenhänge mit dem Herzog von Schlesien gestoßen. Dabei fand ich in einer kurzen historischen Darstellung des Herrensitzes Nieder-Lichtenau in der Lausitz östlich der Neiße und damit heute polnisch, folgende Bemerkung: "Das Dorf Lichtenau ist von hohem Alter und, ... dass es bereits vorhanden war, ehe die benachbarte Kreisstadt Lauban, die 1180 gegründet ward, existierte". Nach der Erwähnung von zwei verschiedenen Gütern steht zum Gut Nieder-Lichtenau weiter: "..., das niedere aber als ein Mannlehngut, das bei dem Fürstenthume Goerlitz zu Lehen ging, seit den ältesten Zeiten, urkundlich seit 1298, ... der alten aus Thüringen stammenden Familie derer von Salza gehörte, die sich deshalb auch von Salza und Lichtenau nannten". Sicher ist noch vieles in das Dunkel der Geschichte gehüllt. Der Versuch, einiges Licht in dieses Dunkel zu bringen, ist sicher eine sinnvolle Aufgabe.

Dieter Deubner Bad Langensalza 1.September 2006

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