"Die Wertschätzung, derer sich Hermann durch seine Verwendung für den Frieden und das Zustandekommen der Kreuzfahrt erfreute, sein gerühmter "Eifer", sein "totaler Einsatz" und seine "Klugheit", erfuhren dabei auch von seiten der Kurie höchstes Lob. Solcherart von Kaiser und Papst gestärkt, machte sich der Meister im Januar 1227 nochmals auf den Weg über die winterlichen Alpen, um ein letztes Mal in Deutschland für den bevorstehenden Kreuzzug zu werben." Diese Sätze fand ich bei Helmuth Kluger in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II". Im Gepäck des Hochmeisters befanden sich bei seiner Abreise von Papst Gregor nach dem 13. Januar 1227, Briefe an den König von Ungarn, den Landgrafen von Thüringen und an viele geistliche und weltliche Fürsten Deutschlands. Ob er auch die zum gleichen Zeitpunkt entstandenen Briefe des Papstes an die Kreuzzugsprediger zu befördern hatte, ist mir nicht bekannt geworden. Papst Honorius III. hatte am 5. Januar an neunzehn Prediger geschrieben, darunter auch an Konrad von Marburg. Sicher dürften aber auch noch die zwei Briefe dazu gehört haben, die mit Datum vom 13. Januar an den Erzbischof von Mainz und an den Bischof von Bamberg gerichtet waren. Da nach dem 13. Januar 1227 bis Mitte März keine Nachricht zum Aufenthalt Hermanns zu finden ist, gehe ich davon aus, dass er wohl noch Wien und eventuell auch Ungarn besucht hat. Der Papst hatte ja auch an die ungarischen Grafen und Barone sowie an König Andreas geschrieben.
Am 15. März gibt es das erste Lebenszeichen von Hermann von Salza nach seiner Abreise aus Italien. Er traf in Würzburg mit König Heinrich (VII.) zusammen. Wir finden ihn als Zeugen auf einer Urkunde aus Würzburg, auf der auch der Erzbischof von Salzburg unterschrieben hatte. An diesen hatte der Papst am 13. Januar ebenfalls ein Schreiben gerichtet. Hermann traf in Würzburg auch auf seinen Ordensbruder Berthold von Tannenrode, der sich in diesen Monaten in seinem Auftrag in der Begleitung des Königs befand. Die anwesenden Fürsten waren auf dem Weg nach Aachen, wo für Ende März ein großer Hoftag aus Anlass der Krönung der Königin Margarete, die am 28. März stattfand, einberufen worden war. In Aachen konnte Hermann den versammelten deutschen Fürsten die Botschaften von Kaiser und Papst übermitteln. Auch Landgraf Ludwig weilte in Aachen. Ob Ludwig zu diesem Ereignis auch seine Gemahlin Elisabeth mitgenommen hatte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Mit dem Landgrafen war der Hochmeister dann Anfang April nach Thüringen gezogen. Da im Jahr zuvor Landgraf Ludwig bei seinem Besuch beim Kaiser auf seine Aufgaben bei diesem Kreuzzug vorbereitet worden war, werden bei den Gesprächen auf der Wartburg weitere Absprachen gefolgt sein. Hermann konnte seinen Gastgeber sicher über die Vorstellungen von Kaiser und Papst unterrichten. Er wird den Landgrafen auch bei seinen Überlegungen um die Rolle des Magister Conrads während seiner Teilnahme am Kreuzzug beraten haben. Es ist sogar möglich, dass er vorher im Januar mit Papst Honorius darüber gesprochen hatte. Landgraf Ludwig wollte dem Beichtvater seiner Frau die Vollmacht erteilen, während seiner Abwesenheit die Verwaltung der geistlichen Patronate des Landes Thüringen zu übernehmen. Sein Bruder Heinrich Raspe sollte Statthalter der weltlichen Rechte des Landgrafen werden. So stellt es Rainer Atzbach in dem Buch "Elisabeth von Thüringen" dar und schreibt weiter: "Obgleich Ludwig die Frömmigkeit seiner Gemahlin stets gefördert hatte, ahnte er wohl, dass ihre Regentschaft eher von karitativen als von politischen Motiven geprägt gewesen wäre und aus Thüringen zwar ein zweifelsohne christliches Reich, aber zugleich ein großes Armenhaus gemacht hätte."
Inzwischen war am 18. März 1227 Papst Honorius III. überraschend verstorben. Da bereits einen Tag später schon ein neuer Papst gewählt worden war, konnte man davon ausgehen, dass sich die Politik der Kirche nicht geändert hatte, noch dazu, wo der neue Papst Gregor IX. der engste Vertraute des Verstorbenen gewesen war.
Wann Elisabeth erfahren hat, dass ihr Gemahl das Kreuz genommen hatte, ist wie so vieles aus dieser Zeit nicht genau bekannt. Ich schätze sie keineswegs so naiv ein, dass sie die Ereignisse ihrer Zeit nicht beobachtet hätte und so wird sie wohl schon spätestens nach dem Besuch Ludwigs beim Kaiser im Sommer 1226 über die Kreuznahme Ludwigs informiert gewesen sein. Gustav Freitag beschreibt im dritten Teil seines Romans "Die Ahnen" - "Die Brüder vom Deutschen Hause" den Besuch Hermann von Salzas beim Landgrafen: "… Ivo fand eine erwählte Gesellschaft. Der Landgraf selbst stand auf den Stufen des Chors, ein rotes Kreuz an der Schulter, aber er blickte zerstreut und in trüben Gedanken um sich. Neben ihm lag Frau Else vor dem Altar, bitterlich weinend und ganz aufgelöst in Schmerz. Denn lange hatte der Gemahl ihr verborgen, daß er schon in Welschland sich der Kreuzfahrt zugelobt und hatte das Zeichen der Fahrt heimlich auf dem Unterleibe getragen. Dort hatte sie es ihn vertrauter Stunde entdeckt und jetzt fühlte sie ihr Elend. Auf der anderen Seite der Altarstufen aber sah Ivo einen fremden Mann in der Rittertracht der Marienbrüder, mit einem großen goldenen Kreuz am Kragen, umgeben von Zugehörigen des Ordens. Der ganze Raum der Kirche war von knieenden Edlen und ihren Rittern angefüllt, gegen die Meister Konrad oben am Altar stand." Man sollte aber dazu auch noch wissen, dass die Landgräfin damals mit ihrem dritten Kind schwanger ging.
Die eben geschilderte Szene spielte sich etwa Mitte April in der Kirche des Klosters Reinhardsbrunn ab. Danach hatte Hermann von Salza noch einige Tage Ritter von der Teilnahme am Kreuzzug zu überzeugen versucht. Das hat auch geklappt, da der Kaiser ihm und dem Landgrafen von Thüringen eine erhebliche Menge Geld für die Reiseausstattung der Ritter und ihrer Begleiter übergeben hatte. In der ersten Maihälfte war der Hochmeister wieder nach Italien gereist, in Begleitung des Magisters Konrad von Marburg.
Über diese Zusammenhänge und dann auch über die Verabschiedung des Landgrafen durch Elisabeth berichtet der nächste Teil.
Dieter Deubner
Bad Langensalza 1. Dezember 2007